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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gewesen, eines Albtraums, der sie noch heute verfolgte. Jetzt hatte das Schicksal Bourne und sie erneut hier zusammengeführt. Sie war verpflichtet und entschlossen, die damaligen Ereignisse wiedergutzumachen.
    Oleksandr lief mit der Nase am Boden vor ihnen her, als habe er eine Fährte aufgenommen. Bourne folgte ihm klaglos. Sein ganzer Oberkörper schien in Flammen zu stehen. Er musste sich daran erinnern, was er in der Ausbildung gelernt hatte, und langsam und gleichmäßig tief atmen, auch wenn das am meisten schmerzte. Er hatte angenommen, Soraya habe einen Zugang zu den städtischen Abwasserkanälen entdeckt, aber hier fehlten der Gestank und die Abwässer eines solchen Systems. Außerdem führte der Tunnel steil tiefer. Bourne erinnerte sich, dass das alte Odessa größtenteils aus Sandstein aus unterirdischen Steinbrüchen erbaut worden war, die ein riesenhaftes Höhlenlabyrinth bildeten. Im Zweiten Weltkrieg hatten Partisanen aus den Katakomben heraus Guerillaangriffe gegen die deutschen und rumänischen Besatzer geführt.
    Soraya hatte an alles gedacht. Jetzt schaltete sie eine starke Xenon-Stablampe ein, die sie ans Handgelenk geschnallt trug. Was ihr Lichtstrahl Bourne zeigte, war nicht gerade ermutigend. Die Katakomben waren sehr alt. Schlimmer noch, sie waren baufällig, hätten an vielen Stellen dringend abgestützt
werden müssen. Die beiden mussten mehrmals über herabgestürzte Felsbrocken klettern, was viel Kraft und Zeit kostete.
    Hinter sich hörten sie ein Kreischen von Metall auf Metall, als würde ein riesiges eingerostetes Rad mit Gewalt wieder gangbar gemacht.
    Â»Sie haben das Gitter entdeckt«, flüsterte Soraya. »Es war unmöglich, die Halteschrauben wieder anzubringen. Die Polizei ist im Tunnel.«
    Â 
    Â»Er ist ein Cop.« Karim al-Jamil hielt Overtons aufgeklappte Geldbörse in den Händen. »Sogar ein Kriminalbeamter der Metro Police.«
    Anne hatte Overtons Wagen zu der Stelle gefahren, wo er an der Außenwand des Gebäudes zusammengesackt war. Das helle Ziegelmauerwerk war von seinem Blut verfärbt.
    Â»Er hat offensichtlich für Lerner gearbeitet«, sagte sie. »Vielleicht war er sogar der Kerl, der bei mir eingebrochen hat.« Sie betrachtete sein grobes Pferdegesicht. »Ich wette, dass er sich daran aufgegeilt hat.«
    Â»Das wirft eine Frage auf, die wir beantworten müssen«, sagte Karim al-Jamil, indem er aus der Hocke aufstand. »Wie viele weitere Personen arbeiten für Matthew Lerner?«
    Als er eine Handbewegung machte, entriegelte Anne den Kofferraumdeckel. Karim al-Jamil bückte sich, hob Overton auf und grunzte dabei vor Anstrengung. »Zu viele Doughnuts und Big Macs.«
    Â»Wie alle Amerikaner«, sagte Anne und verfolgte im Rückspiegel, wie er die Leiche in den Kofferraum warf und den Deckel zuknallte. Sie glitt unter dem Lenkrad hervor, trat an die an der Hauswand festgeschraubte Schlauchtrommel und drehte den Wasserhahn auf. Dann spritzte sie die Mauer ab, reinigte sie von Overtons Blut. Seinen Tod bedauerte sie nicht. Dieses Blutvergießen gab ihr im Gegenteil das Gefühl, in ihrer Brust
schlage ein zweites, von Hass auf die westliche Zivilisation erfülltes Herz – wegen der Verschwendungssucht, des Egoismus der Reichen und Privilegierten, der amerikanischen Oberschicht, die so versessen darauf war, sich selbst fortzupflanzen, dass sie gegenüber den Ärmsten der Welt blind, taub und stumm war.
    Ã„hnlich hatte sie schon immer empfunden, vermutete Anne Held. Immerhin war ihre Mutter, ein ehemaliges Model, Redakteurin der Zeitschrift Town & Country gewesen. Ihr Vater stammte aus einer reichen aristokratischen Familie. Kein Wunder, dass Anne, von Chauffeuren, Butlern und persönlichen Assistenten umgeben, ein Leben geführt hatte, das von Privatjets, Skilaufen in Chamonix und Clubbesuchen auf Ibiza geprägt gewesen war – alles innerhalb der von den Leibwächtern ihrer Eltern gesteckten Grenzen. Für jede Arbeit, die man selbst hätte tun sollen, hatte es jemanden gegeben, der sie einem abnahm. Das war alles so künstlich, so ohne Bezug zur Realität gewesen. Das Leben als ein Gefängnis, aus dem sie bei erster Gelegenheit ausbrechen würde.
    Ihre pointierte Aufsässigkeit war Annes Methode gewesen, diesen Hass auszudrücken. Aber erst Jamil hatte ihr Gehirn verstehen gelehrt, was ihre Gefühle ihr schon immer

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