Der Bourne Betrug
Avenue vorbeifuhren. In diesem StraÃenblock parkten nur zwei oder drei Autos, keines davon in ihrer Nähe. Die Gehsteige waren leer, die Fenster der Häuser kahl und dunkel.
Mit einem Schlüssel, der in einem Riss am Rand der Betonplatte versteckt gewesen war, sperrte er das groÃe Vorhängeschloss auf. AnschlieÃend schob er das Rolltor hoch und machte Anne ein Zeichen.
Sie fuhr langsam an. Als sie auf seiner Höhe war, lieà sie ihr Fenster herunter.
»Letzte Chance«, erklärte er ihr. »Jetzt kannst du noch weggehen.«
Sie sagte nichts, gab ihren Platz am Steuer nicht auf.
Im Glühwürmchenlicht der vorbeifahrenden Wagen sah er ihr prüfend in die Augen. SchlieÃlich winkte er sie in die verlassene Karosseriewerkstatt. »Schön, dann krempele die Ãrmel hoch. Hier gibtâs Arbeit!«
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»Ich höre sie«, flüsterte Soraya, »aber ich kann ihre Lampen noch nicht sehen. Das ist ein gutes Zeichen.«
»Fadi weiÃ, dass ich verletzt bin«, sagte Bourne. »Also weià er, dass ich ihnen nicht entkommen kann.«
»Er weià nichts von mir«, sagte Soraya.
»Und was hast du genau vor?«
Sie tätschelte Oleksandrs gestromtes Fell, und er drückte seine Schnauze in ihre Kniekehle. Sie hatten eine Gabelung erreicht, wo der passierbare Tunnel sich Y-förmig verzweigte. Soraya führte sie, ohne zu zögern, nach links.
»Wie hast du mich gefunden?«
»Mit derselben Methode, mit der ich jede Zielperson beschatten würde.«
Also war es Soraya gewesen, von der er sich selbst dann beschattet gefühlt hatte, wenn er Jewgeni Fejodowitschs Männer abgehängt hatte oder sie Schichtwechsel gehabt hatten.
»AuÃerdem«, fügte sie hinzu, »kenne ich diese Stadt in- und auswendig.«
»Woher?«
»Als du angekommen bist, war ich hier Stationschef.«
»Als ich �«
In ihm stiegen sofort Erinnerungen auf â¦
⦠Marie kommt zu ihm, an einem Ort mit hohen Akazien und gepflasterten StraÃen. In der Luft liegt deutlicher Mineralgeruch wie von einem rastlosen Meer. Eine feuchte Seebrise zerzaust ihr Haar und lässt es einem Banner gleich hinter ihr herwehen.
Er spricht mit ihr. »Du kannst mir beschaffen, was ich brauche. Ich vertraue dir.«
In ihrem Blick liegt Angst, aber auch Mut und Entschlossenheit. Sie wird ohne Rücksicht auf Gefahr tun, was er von ihr verlangt, das weià er. Er nickt ihr zum Abschied zu, und sie verschwindet â¦
Bourne schwankte unter dem Ansturm dieser Erinnerungen. Die Akazienbäume, die gepflasterte StraÃe â auf diesem Weg gelangte man zur Bergstation der Seilbahn. Das Gesicht, die Stimme ⦠er sprach nicht mit Marie, sondern mit â¦
»Soraya!«, flüsterte er heiser.
Sie umklammerte erschrocken seinen Arm, weil sie fürchtete, er habe so viel Blut verloren, dass er nicht mehr weiterkonnte.
»Das warst du! Als ich vor Jahren in Odessa war, war ich mit dir zusammen!«
»Ich war die hiesige CI-Residentin. Du wolltest nichts mit mir zu tun haben, aber zuletzt hattest du keine andere Wahl. Meine Quelle hat die Informationen beschafft, die du brauchtest, um an die Zielperson heranzukommen.«
»Ich erinnere mich, unter den Akazien auf dem Franzosen-Boulevard mit dir gesprochen zu haben. Wieso war ich dort? Was zum Teufel ist damals passiert? Das macht mich wahnsinnig!«
»Die Lücken kann ich später ausfüllen.«
Er stolperte. Sie zog ihn mit starker Hand hoch.
»Warum hast du mir nicht gleich bei meinem ersten Besuch in der Typhon-Zentrale erzählt, dass wir schon mal zusammengearbeitet haben?«
»Das wollte ich, aber â¦Â«
»Dein eigenartiger Gesichtsausdruck â¦Â«
»Wir sind fast da«, sagte Soraya.
»Wo?«
»In unserem damaligen Versteck.«
In dem nach links abzweigenden Tunnel hatten sie jetzt
etwa einen Kilometer zurückgelegt. Hier waren die Verhältnisse besonders schlimm. Ãberall Sickerwasser und zersplitterte Stützbalken. Die Katakombe selbst gab ein schauriges Ãchzen von sich, so als drohten die auf sie einwirkenden Kräfte, sie zum Einsturz zu bringen.
Bourne merkte, dass Soraya ihn zu einer Lücke in der linken Tunnelwand führte. Dahinter lag kein abzweigender Gang, sondern ein durch Sickerwasser entstandener Abschnitt, der Ãhnlichkeit mit einer durch die Gezeiten entstandenen Grotte hatte. Aber
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