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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Boden unter den Füßen verlor. Sein Kopf knallte an die Ziegelwand des benachbarten Gebäudes. Er sah Sterne. Trotzdem wollte er instinktiv nach seinem Dienstrevolver greifen. Aber sein rechtes Handgelenk wurde so brutal getroffen, dass er die Hand nicht mehr gebrauchen
konnte. Eine Gesichtshälfte war mit Blut bedeckt. Das Ohr auf dieser Seite war halb abgerissen. Er warf sich herum, sah eine männliche Gestalt über sich aufragen. Auf Händen und Knien versuchte er, nach seinem Revolver zu greifen. Aber ein kräftiger Tritt in die Rippen beförderte ihn in den Staub, in dem er nun wie eine mit den Beinen rudernde Schildkröte auf dem Rücken lag.
    Â»Was … was …?«
    Vor seinen Augen verschwamm alles. Trotzdem sah er noch, dass der Angreifer mit einer Waffe auf ihn zielte – mit einer Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer.
    Â»Nein!« Overton sah blinzelnd in das erbarmungslose Gesicht seines Mörders auf. Er schämte sich, als er merkte, dass er bereit war, um sein Leben zu flehen. »Nein, bitte nicht!«
    Ein Geräusch, als werde sein Kopf unter Wasser getaucht, füllte seine Ohren. Für Außenstehende hätte es wie ein diskretes kleines Hüsteln geklungen; für Overton war es laut genug, um ihn glauben zu lassen, die Welt sei auseinandergeflogen. Dann drang das Geschoss in seinen Kopf ein und ließ nichts als eine schreckliche, alles umfassende Stille zurück.
    Â 
    Â»Das Problem ist jetzt«, sagte Soraya, während sie mit Bourne das Eisengitter wieder einsetzte, »dich zu einem Arzt zu bringen.«
    Vom Strand her waren die lauten Rufe der Polizeibeamten zu hören. Sie schienen Verstärkung bekommen zu haben. Vermutlich hatten alle Polizeiboote am Jachtclub festgemacht, damit ihre Besatzungen sich der Suche anschließen konnten. Starke Suchscheinwerfer leuchteten das durchs Gitter sichtbare Gebiet kreuz und quer ab. Bei diesem unsicheren Licht untersuchte Soraya Bournes Wunde erstmals gründlich.
    Â»Sie ist tief, scheint aber ziemlich sauber zu sein«, erklärte sie ihm. »Organe sind offenbar nicht verletzt. Sonst würdest du
flach auf dem Rücken liegen.« Die Frage, die sie beunruhigte, die sie nicht beantworten konnte, betraf seinen Blutverlust: Wie viel Kraft hatte er dadurch verloren?
    Andererseits hatte sie erlebt, dass er mit einer Kugel in der Schulter noch volle sechsunddreißig Stunden durchgehalten hatte.
    Â»Das war Fadi«, sagte er.
    Â»Was? Er ist hier?«
    Â»Fadi verdanke ich diesen Stich. Der Boxer …«
    Â»Oleksandr.« Bei der Erwähnung seines Namens stellte der Hund die Ohren auf.
    Â»Du hast ihn auf Fadi gehetzt.«
    Wir sind auf uns allein gestellt, dachte Soraya, in einer feindseligen Umgebung isoliert. Nicht nur wimmelte es am Strand von ukrainischen Polizeibeamten, sondern jetzt hatte es auch noch Fadi auf sie abgesehen. »Was tut er hier?«
    Â»Er hat irgendetwas von Rache gesagt. Wofür, weiß ich nicht. Er hat mir nicht geglaubt, als ich ihm gesagt habe, dass ich keine Erinnerung daran habe.«
    Bourne war auffällig blass und schwitzte stark. Aber Soraya hatte seine innere Stärke, seine Entschlossenheit kennengelernt, nicht nur zu überleben, sondern um jeden Preis erfolgreich zu sein. Das gab ihr neuen Mut, und sie wandte sich von dem Eisengitter ab, um vorauszugehen. Mit dem rasch abnehmenden blassen Mondschein als einziger Beleuchtung hasteten sie durch den Tunnel weiter.
    Die Luft war staubig. Sie roch leblos wie die abgestreifte Haut einer Schlange. Um sie herum waren kleine ächzende und knarrende Laute zu hören, als versuchten Erdgeister, sich Gehör zu verschaffen. Festgestampfte Erde füllte die Stellen aus, wo der Sandsteinboden als Steinbruch gedient hatte oder unter dem auf ihm lastenden ungeheuren Gewicht zersplittert war. Massive handbehauene Stützbalken – mit starken Eisenbändern
umschlossen, schwarz verschimmelt, an einigen Stellen mit einer roten Kruste überzogen – standen in regelmäßigen Abständen und waren mit Streben und Deckenbalken verbunden. In den unterirdischen Gängen roch es nach Fäulnis und Verwesung, als sterbe die Erde, durch die sie sich wanden, allmählich.
    Sorayas Magennerven verkrampften sich schmerzhaft. Was hatte die Polizei gefunden? Was hatte sie selbst vergessen? O Gott, hoffentlich nichts! Odessa war der Schauplatz ihres größten Fehlers

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