Der Bourne Betrug
Ebenso offensichtlich hatte sie beschlossen, sich zu wehren. Nur schade, dass er so weit von Washington entfernt war. Er hätte sich liebend gern persönlich mit ihr angelegt. Aber im Augenblick hatte er Wichtigeres zu tun.
Lerner klappte sein Handy auf und wählte eine Washingtoner Nummer, die nicht im Telefonbuch stand. Er wartete, während sein Anruf die üblichen Sicherheitskontrollen durchlief. Dann meldete sich eine vertraute Stimme.
»He, Matt.«
»He, Jon. Ich habe einen interessanten Job für dich.«
Jon Mueller lachte. »Deine Aufträge sind immer interessant, Matt.«
Das stimmte allerdings. Lerner beschrieb ihm Anne Held, brachte Mueller mit wenigen kurzen Sätzen auf den neuesten Stand.
»Diese Eskalation hat dich überrascht, was?«
»Ich habe die Held unterschätzt«, gab Lerner zu. Mueller und er hatten keine Geheimnisse voreinander. »Pass auf, damit du nicht den gleichen Fehler machst.«
»Verstanden. Ich schaffe sie dir vom Hals.«
»Das ist mein Ernst, Jon. Diese Frau ist gefährlich. Sie verfügt über Ressourcen, von denen ich nichts weiÃ. Ich hätte nie geglaubt, dass sie Overton umlegen lassen könnte. Aber unternimm nichts, bevor du mit dem Minister gesprochen hast. Dies ist sein Spiel; er muss entscheiden, ob gewürfelt werden soll.«
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Dr. Pawlyna wartete unmittelbar hinter den Pass- und Zollkontrollen auf ihn. Lerner hatte nicht darüber nachgedacht, aber jemand mit diesem Namen war natürlich eine Frau. Sie leitete jetzt die CI-Station in Odessa. Eine Frau. Lerner nahm sich vor, dagegen etwas zu unternehmen, sobald er nach Washington zurückkam.
Dr. Pawlyna war eine sehr attraktive Erscheinung: groÃ, vollbusig, imposant, mit silbernen Strähnen in ihrer schwarzen Mähne, obwohl sie ihrem Gesicht nach nicht älter als Anfang vierzig sein konnte.
Die beiden durchquerten das Terminal und traten in einen Nachmittag hinaus, der wärmer war, als Lerner gedacht hatte. Er war noch nie in Odessa gewesen; deshalb hatte er hier Moskauer Wetter erwartet, das er schon mehrere Male erdulden musste.
»Sie haben Glück, Mr. Lerner«, sagte Dr. Pawlyna, als sie auf dem Weg zum Parkplatz eine StraÃe überquerten. »Ich hatte Kontakt zu diesem Jason Bourne, den Sie finden müssen
 â allerdings keinen direkten Kontakt. Er ist offenbar durch einen Messerstich verletzt worden. Dabei hat er noch Glück gehabt, weil keine wichtigen Organe betroffen sind, aber die Wunde ist trotzdem tief. Er hat eine Menge Blut verloren.«
»Woher wissen Sie das alles, wenn Sie keinen direkten Kontakt zu ihm hatten?«
»Zum Glück ist er nicht allein. Eine unserer Agentinnen ist mit ihm zusammen. Soraya Moore. Sie ist gestern Abend bei mir aufgekreuzt. Bourne sei zu schwer verletzt, um sie zu begleiten, hat sie gesagt. Ich habe ihr Antibiotika, Verbandmaterial und dergleichen mitgegeben.«
»Wo sind die beiden jetzt?«
»Das hat sie nicht gesagt, und ich habe nicht danach gefragt. Standardverfahren.«
»Wie schade«, sagte Lerner ganz im Ernst. Er fragte sich, was zum Teufel Soraya Moore hier zu suchen hatte. Woher wusste sie, dass Bourne hier war, wenn Martin Lindros sie nicht hergeschickt hatte? Aber wieso hätte er das tun sollen? Bourne, der als Einzelgänger bekannt war, arbeitete grundsätzlich allein â also war dieser Auftrag unverständlich. Lerner hätte Lindros am liebsten angerufen, um ihn nach den Gründen für seine Entscheidung zu fragen, aber das konnte er natürlich nicht.
Seine eigene Anwesenheit in Odessa musste geheim bleiben, wie Dr. Pawlyna in einem Telefongespräch von dem Alten persönlich erfahren hatte.
Jetzt blieben sie bei einem neuen Škoda Octavia RS stehen, einem kleinen, aber attraktiven Sportwagen. Dr. Pawlyna entriegelte die Türen, und sie stiegen ein.
»Der DCI persönlich hat mich angewiesen, Ihnen nach Kräften zu helfen.« Dr. Pawlyna fuhr über den Platz und steckte ihren Parkschein in den Automaten, der die Schranke
öffnete. »Inzwischen hat es eine neue Entwicklung gegeben. Die hiesige Polizei fahndet nach Bourne, weil er vier Männer ermordet haben soll.«
»Folglich muss er versuchen, Odessa möglichst rasch und unauffällig zu verlassen.«
»Genau das täte ich an seiner Stelle.« Sie wartete auf eine Lücke im Verkehrsfluss und fuhr auf die StraÃe
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