Der Bourne Betrug
entfernt.
Bourne war praktisch stehend k. o. Er hatte diesen Gedanken bewusst ausgeklammert, aber Fadis Messerstich hatte ihm viel Kraft geraubt. Auch sein Kampf mit Matthew Lerner hatte deutliche Spuren zurückgelassen. Er wusste, dass es töricht, vielleicht sogar selbstmörderisch gewesen wäre, Nesim Hatun in diesem Zustand aufsuchen zu wollen.
Deshalb machte er sich auf die Suche nach einem achab . Streng genommen waren diese traditionellen Kräuterheilkundigen in Marokko konzentriert. Aber in den zahlreichen Mikroklimaten der Türkei gediehen über elftausend Pflanzenarten, deshalb musste es unter den vielen Läden in Istanbul eine Kräuterapotheke geben, die von einem marokkanischen Experten für Phytochemie geführt wurde.
Nachdem er eine Dreiviertelstunde herumgelaufen und Passanten und Ladeninhaber gefragt hatte, fand er genau, was er suchte. Die Kräuterapotheke lag in einer belebten GeschäftsstraÃe: eine winzige Ladenfront, die mit schmalen, staubigen Fenstern einen leicht heruntergekommenen Eindruck machte.
Drinnen saà der achab auf einem Hocker und zerstieà getrocknete Kräuter in einem Mörser zu Pulver. Er sah auf, als Bourne hereinkam. Seine Augen waren wässrig und kurzsichtig.
Die Luft war fast zum Ersticken mit den fremdartigen Gerüchen von getrockneten Kräutern, Gräsern, Pilzen, Blättern, Sporen, Blütenblättern und anderem geschwängert. Wandhohe Schränke mit Hunderten von Schubladen und Fächern enthielten den groÃen Lagerbestand des Kräuterheilkundigen. Das wenige Licht, das durch die staubigen Fenster einfiel, beleuchtete eine duftende Staubschicht, die das Ergebnis jahrelanger Arbeit mit Mörser und StöÃel war.
»Ja?«, fragte der achab in marokkanisch gefärbtem Türkisch. »Was wünschen Sie?«
Bournes Antwort bestand daraus, dass er den Oberkörper frei machte und seine verbundene Messerwunde, die in allen Farben schillernden Prellungen und seine blutverkrusteten Schnittverletzungen vorwies.
Der achab winkte ihn mit einem langen Zeigefinger zu sich heran. Er war ein kleiner Mann, bis zur Auszehrung abgemagert,
mit der dunklen, lederartigen Haut eines Wüstenbewohners. »Noch näher, bitte.«
Bourne trat näher an ihn heran.
Die wässrigen Augen des Kräuterheilkundigen blinzelten angestrengt. »Was brauchen Sie also?«
»Ich muss in Gang bleiben«, sagte Bourne auf Arabisch.
Der achab stand auf, trat an eine Schublade und nahm etwas heraus, das wie eine Handvoll Ziegenhaare aussah. »Huperzia serrata. Ein seltenes Moos aus Nordchina.« Er setzte sich wieder, stellte den Mörser beiseite und fing an, das getrocknete Moos in kleine Stücke zu reiÃen. »Ob Sieâs glauben oder nicht, dieses Moos enthält alles, was Sie brauchen. Es wirkt gegen die Entzündung, die Ihren Körper schwächt â und steigert zugleich Ihre Wahrnehmungsfähigkeit ganz erheblich.«
Er drehte sich halb um, nahm den Wasserkessel von einer Heizplatte und füllte eine kupferne Teekanne halb mit fast kochend heiÃem Wasser. AnschlieÃend warf er das zerfaserte Moos in die Kanne, goss Wasser nach, legte den Deckel auf und stellte die Kanne neben dem Mörser ab.
Bourne, der sein Hemd wieder zugeknöpft hatte, zog sich einen weiteren Hocker heran.
Sie warteten beide in geselligem Schweigen darauf, dass der Kräutertee zog. Die Augen des achab mochten kurzsichtig und wässrig sein, aber sie registrierten trotzdem jedes Detail von Bournes Gesicht. »Wer sind Sie?«
»Das weià ich nicht«, antwortete Bourne.
»Vielleicht wissen Sieâs eines Tages wieder.«
Der Tee hatte nun lange genug gezogen. Der achab füllte damit ein kleines türkisches Teeglas bis zum Rand. Die dicke Flüssigkeit war dunkel, undurchsichtig; sie roch nach Moor und Sumpf.
»Hier.« Er hielt Bourne das Glas hin. »Trinken Sie. Bitte alles auf einmal.«
Der Geschmack war unbeschreiblich scheuÃlich. Trotzdem leerte Bourne das Glas bis zum letzten Tropfen.
»Innerhalb einer Stunde wird Ihr Körper sich stärker, Ihr Verstand sich wacher fühlen«, sagte der achab . »Diese Wirkung hält mehrere Tage lang an.«
Bourne stand auf und bedankte sich, während er zahlte. In unmittelbarer Nähe der Kräuterapotheke fand er einen Secondhand-Laden, in dem er sich aus einheimischer Produktion einkleidete. Der Ladeninhaber
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