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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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war sich plötzlich ganz sicher, sobald Cevik frische Luft atmete und sich nach tagelanger Haft in einem engen Käfig wieder frei bewegte, werde er sofort begreifen, wie viel er gewinnen konnte, wenn er Bournes Fragen wahrheitsgemäß beantwortete. Und wie viel er zu verlieren hatte.
    Â»Wem haben Sie die LFS verkauft?«, fragte Bourne.
    Â»Das hab ich der Frau hinter uns schon gesagt. Ich weiß es nicht. Hab nur mit einer Stimme am Telefon verhandelt.«
    Bourne war skeptisch. »Verkaufen Sie LFS normalerweise am Telefon?«
    Â»Für fünf Millionen tu ich’s.«
    Glaubhaft, aber war’s die Wahrheit?
    Â»Mann oder Frau?«, fragte Bourne weiter.
    Â»Mann.«
    Â»Akzent?«
    Â»Britisch, wie ich ihnen schon gesagt habe.«
    Â»Sie müssen sich mehr Mühe geben.«

    Â»Was, glauben Sie mir etwa nicht?«
    Â»Ich will, dass Sie noch mal nachdenken. Ich will, dass Sie angestrengter nachdenken. Lassen Sie sich einen Augenblick Zeit, und sagen Sie mir dann, woran Sie sich erinnern.«
    Â»Nichts. Ich …« Cevik blieb in den sich überschneidenden Schatten eines Holzapfelbaums stehen. »Moment! Vielleicht hat darin noch was angeklungen, vielleicht etwas Exotischeres, vielleicht etwas Osteuropäisches.«
    Â»Sie haben lange Zeit in der Ukraine gelebt, nicht wahr?«
    Â»Stimmt.« Cevik verzog das Gesicht. »Ich denke, er könnte ein Slawe gewesen sein. Mit einem Anflug von … Südukraine in der Stimme. In Odessa an der Nordküste des Schwarzen Meers, wo ich gelebt habe, wird ein etwas anderer Dialekt gesprochen, wissen Sie.«
    Das wusste Bourne natürlich, aber er sagte nichts. In seinem Kopf lief ein Countdown bis zu dem Augenblick, in dem Tim Hytner mit dem »entschlüsselten« Code eintreffen würde.
    Â»Sie belügen mich noch immer«, sagte er. »Sie müssen den Käufer gesehen haben, als er die LFS abgeholt hat.«
    Â»Und trotzdem hab ich’s nicht getan. Der Deal ist über einen toten Briefkasten abgewickelt worden.«
    Â»Mit einer Stimme am Telefon? Woll’n Sie mich verarschen, Cevik?«
    Â»Das ist die Wahrheit. Er hat mir den Ort und das Datum genannt. Ich habe die Hälfte der Lieferung deponiert und bin eine halbe Stunde später zurückgekommen, um mir die Hälfte der fünf Millionen zu holen. Am Tag darauf haben wir den Deal abgeschlossen. Ich hab niemand gesehen, und glauben Sie mir, das war mir gerade recht!«
    Alles glaubhaft – und ein cleveres Arrangement, dachte Bourne. Falls es die Wahrheit war.
    Â»Menschen sind von Geburt an neugierig.«
    Â»Schon möglich«, sagte Cevik mit einem Nicken. »Aber ich
hatte keine Lust, mein Leben zu riskieren. Dieser Mann … Seine Leute haben den toten Briefkasten beobachtet. Sie hätten mich ohne Anruf erschossen. Das wissen Sie, Bourne. Sie kennen diese Situation.«
    Cevik zog eine Zigarette aus seiner Packung, bot Bourne, der stumm den Kopf schüttelte, eine an und nahm sich selbst eine. Er zündete sie mit einem fast leeren Streichholzbriefchen an.
    Als ihm Bournes Blick auffiel, sagte er: »In dem Loch gibt’s nichts Brennbares, deshalb hat man sie mir gelassen.«
    Bourne hörte ein Echo in seinem Kopf, als spreche eine Stimme aus großer Entfernung zu ihm. »Das war neulich, jetzt gelten andere Regeln«, sagte er und nahm Cevik das Zündholzbriefchen ab.
    Cevik, der keinen Widerstand geleistet hatte, inhalierte tief und atmete den Rauch leise zischend aus – ein Laut, der in den Fahrgeräuschen der jenseits des mit Gras bewachsenen Burggrabens vorbeirollenden Autos fast unterging.
    In dem Loch gibt’s nichts Brennbares. Die Wörter flitzten kreuz und quer durch Bournes Kopf, als sei sein Gehirn ein Flipperautomat.
    Â»Sagen Sie, Mr. Bourne, sind Sie jemals eingesperrt gewesen?«
    In dem Loch gibt’s nichts Brennbares. Dieser einmal ausgesprochene Satz wiederholte sich ständig und blockierte alles Denken, alle Vernunft.
    Mit fast schmerzlichem Grunzen stieß Bourne Cevik an, damit der Mann weiterging und wieder ins Licht kam. Aus dem Augenwinkel heraus sah er Tim Hytner mit einem Blatt Papier in der Hand in ihre Richtung hasten.
    Â»Wissen Sie, was es heißt, seiner Freiheit beraubt zu werden?« Cevik blies einen Tabakkrümel von seiner Unterlippe. »Man lebt sein ganzes Leben lang in Armut. Arm zu sein ist
nicht viel anders, als Pornografie zu

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