Der Bourne Betrug
sagte sie eisig.
»Lindros ist der Schwachpunkt des Alten. Seine Methode ist nicht die richtige. Meine schon.« Er lächelte, als er aufstand. »Oh, und noch etwas. Führen Sie mich nie mehr in die Irre. Büropersonal steht es nicht zu, dem stellvertretenden Direktor mit Kaffee und MeinungsäuÃerungen die Zeit zu stehlen.«
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In ihrem Labor im Dienstgebäude der Brandfahndung in der Vermont Avenue war Kim Lovett beim entscheidenden Teil ihrer Untersuchungen angelangt. Sie musste die festen Stoffe, die sie in der ausgebrannten Suite im vierten Stock des Hotels Constitution in luftdichten Glasbehältern gesammelt hatte, einer Gaschromatografie unterziehen. Dahinter stand folgende Theorie: Da alle bekannten Brandbeschleuniger höchst flüchtige Kohlenwasserstoffe waren, lieÃen die bei der Verbrennung entstehenden Gase sich auch Stunden später noch am Tatort nachweisen. Die Idee war, die Gase in einem Luftraum über den mit dem Brandbeschleuniger getränkten festen Stoffen zu sammeln: verkohlte Holzsplitter, Teppichfasern, Asche und RuÃ, den sie mit einem Spachtel abgekratzt hatte. Untersuchte sie nun die Gase auf der Grundlage ihres jeweiligen Siedepunkts, ergab sich schlieÃlich ein Fingerabdruck des Brandbeschleunigers.
Kim stieà eine lange Hohlnadel durch die Kunststoffdeckel der Behälter, saugte das Gas ab, das sich über dem Material gebildet
hatte, und injizierte es in den Zylinder des Chromatografen, ohne es mit Luft in Verbindung zu bringen. Sobald sie alle Einstellungen nochmals kontrolliert hatte, betätigte sie den Schalter, der die Separation und Analyse in Gang setzen würde.
Als sie sich Datum, Zeit und Probennummer notierte, hörte sie das Seufzen, mit dem die Labortür aufging, und sah Detective Overton hereinkommen. Er trug einen nebelgrauen Mantel und hatte zwei Pappbecher Kaffee in den Händen. Einen davon stellte er ihr hin. Sie bedankte sich.
Er wirkte noch mürrischer als sonst. »Was gibtâs Neues?«
Kim genoss das heiÃe, süÃe Aroma des Kaffees in Mund und Kehle. »Gleich werden wir wissen, welcher Brandbeschleuniger verwendet worden ist.«
»Was nützt mir das?«
»Ich dachte, Sie hätten den Fall an die Homeland Security abgegeben?«
»Eingebildete Affen«, sagte Overton. »Heute Morgen sind zwei Agenten bei meinem Captain aufgekreuzt und haben meine Notizen verlangt. Aber das habe ich erwartet. Ich habe mir alles fotokopiert, weil ich diesen Fall lösen und sie damit blamieren werde.«
Ein Piepsen ertönte.
»Fertig!«, sagte Kim. Sie drehte sich mit ihrem Stuhl um. »Das Ergebnis ist da.« Sie studierte den Ausdruck des Chromatographen. »Schwefelkohlenstoff.« Sie nickte. »Das ist interessant. Speziell diesen Brandbeschleuniger bekommen wir bei Brandstiftungen nicht allzu oft zu sehen.«
»Wieso ist er hier verwendet worden?«
»Gute Frage. Vermutlich weil er heiÃer brennt und ein Explosionslimit von fünfzig Prozent hat â weit höher als andere Brandbeschleuniger.« Sie wandte sich Overton zu. »Sie erinnern sich, dass ich Brandbeschleuniger an zwei Stellen gefunden
habe â im Bad und unter dem Fenster. Das war auffällig, und ich weià jetzt auch, weshalb. Der Chromatograf hat unterschiedliche Ergebnisse geliefert. Im Bad ist nur Schwefelkohlenstoff verschüttet worden. Aber in Fensternähe habe ich eine weitere Verbindung entdeckt, die ziemlich komplex und merkwürdig ist.«
»Nämlich?«
»Nichts Explosives. Etwas Ungewöhnlicheres. Ich musste ein bisschen recherchieren, aber es hat sich gezeigt, dass das eine Kohlenwasserstoffverbindung ist, die feuerhemmende Mittel wirkungslos macht. Das erklärt, wieso die Vorhänge gebrannt haben, wieso eine Explosion die Scheiben hat zerbersten lassen. Die Frischluftzufuhr von auÃen und die sabotierten Sprinkler haben dafür gesorgt, dass in kürzester Zeit der gröÃtmögliche Schaden entstanden ist.«
»Deshalb stehen wir mit leeren Händen da, haben nicht mal ein Skelett oder wenigstens einen Satz Zähne, um die Leiche sicher identifizieren zu können.« Er rieb sich seine blauschwarzen Bartstoppeln. »Die Täter haben an alles gedacht, was?«
»Vielleicht nicht an alles.« Kim hielt die beiden Porzellanzähne hoch, die sie aus dem Ablauf der Badewanne geangelt hatte. Sie hatte sie von der anhaftenden
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