Der Bourne Betrug
kühl.
»Der DCI will mich sprechen, haben Sie gesagt.«
»Tatsächlich wollte ich Sie sprechen.« Anne stand auf und strich ihr Kostüm glatt, damit es keine Sitzfalten aufwies. Von ihren perfekt manikürten Fingernägeln gingen Perlmuttreflexe aus. »Gehen wir einen Kaffee trinken?«, fügte sie hinzu, während sie den Raum durchquerte.
Lerner zog die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, Ihr Briten wärt groÃe Teetrinker.«
Sie hielt ihm die Tür auf, damit er vorausgehen konnte.
»Das ist nur eine der vielen falschen Vorstellungen, die Sie von mir haben.«
In dem mit Edelstahl ausgekleideten Aufzug, der sie ins Kasino hinunterbrachte, herrschte Schweigen. Anne sah angelegentlich geradeaus, während Lerner zweifellos überlegte, was das alles zu bedeuten hatte.
Das CI-Kasino hatte keine Ãhnlichkeit mit dem irgendeiner anderen Washingtoner Dienststelle. Seine Atmosphäre war gedämpft, der FuÃboden mit hochflorigem Teppichboden in Präsidentenblau ausgelegt. Die Wände waren in Cremeweià gehalten, alle Stühle und die Bänke in den Sitznischen mit rotem Leder bezogen. Die Decke war mit Akustikdämmplatten verkleidet, die alle Geräusche, besonders aber Stimmen dämpften. Ober in schwarzen Westen glitten rasch und lautlos die breiten Gänge zwischen den Tischreihen entlang. Kurz gesagt glich das CI-Kasino eher einem Herrenclub als einer Kantine.
Der Oberkellner, der Anne sofort erkannte, geleitete das Paar zu dem für den DCI reservierten runden Ecktisch, der fast vollständig von einer Sitzbank mit hoher Lehne umgeben war. Nachdem die beiden Platz genommen hatten, wurde ihnen Kaffee serviert, und sie wurden diskret in Ruhe gelassen.
Lerner tat Zucker in seine Tasse, rührte ihn um. »Worum gehtâs also?«
Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, den sie schwarz trank, kostete ihn wie einen guten Wein, nickte befriedigt und stellte ihre Tasse wieder ab.
»Probieren Sie ihn, Matthew. Ein sortenreiner Kaffee aus Ãthiopien. Stark und aromatisch.«
»Noch eine Ãnderung, die ich eingeführt habe, Ms. Held. Wir sprechen uns nicht mit Vornamen an.«
»Das Problem bei zu starkem Kaffee ist nur«, sagte sie, ohne auf ihn einzugehen, »dass er ziemlich sauer sein kann. Zu
viel Säure kann schaden, weil sie das ganze Verdauungssystem durcheinanderbringt. Sogar ein Loch in die Magenwand brennen. Passiert das, muss man den Kaffee wegwerfen.«
Lerner lehnte sich zurück. »Das heiÃt?« Er wusste, dass sie nicht von Kaffee sprach.
Ihr Blick ruhte einige Sekunden lang auf seinem Gesicht. »Sie sind seit wann bei uns? Seit einem halben Jahr? Veränderungen sind für jeden von uns schwierig. Aber es gibt ungeschriebene Regeln, gegen die man nicht â¦Â«
»Kommen Sie zur Sache.«
Sie nahm einen weiteren Schluck Kaffee. »Es ist keine gute Idee, Matthew, schlecht über Martin Lindros zu reden.«
»Ach ja? Was macht ihn so speziell?«
»Wären Sie schon länger auf dieser Ebene, bräuchten Sie das nicht zu fragen.«
»Wieso reden wir über Lindros? Vermutlich ist er längst tot.«
»Das wissen wir nicht«, sagte Anne knapp.
»Jedenfalls reden wir nicht wirklich über Lindrosâ Territorium, nicht wahr, Ms. Held?«
Anne errötete unwillkürlich. »Sie hatten keinen triftigen Grund, meine Sicherheitseinstufung herabzusetzen.«
»Auch wenn Sie glauben, wegen Ihres Titels Anspruch darauf zu haben, stimmt das nicht. Sie gehören weiter zum Büropersonal.«
»Ich bin die rechte Hand des Direktors. Braucht er Informationen, trage ich sie für ihn zusammen.«
»Ich versetze Reilly aus der Operationsabteilung zu ihm. In Zukunft übernimmt er alle Recherchen für den Alten.« Lerner seufzte. »Ich sehe Ihnen an, was Sie denken. Sie dürfen diese Veränderungen nicht persönlich nehmen â sie gehören zur normalen Geschäftsordnung. AuÃerdem ist das übrige Büropersonal sauer, wenn Sie eine Vorzugsbehandlung bekommen.
Ressentiments erzeugen Misstrauen, und das dürfen wir nicht dulden.«
Er schob seine Kaffeetasse weg. »Ob Sieâs wahrhaben wollen oder nicht, Ms. Held, die CI ist dem Untergang geweiht. Schon seit Jahren. Was sie am meisten braucht, ist ein kräftiges Aufputschmittel. Das bin ich.«
»Der Auftrag, die CI wieder aufzumöbeln, ist an Martin Lindros gegangen«,
Weitere Kostenlose Bücher