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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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unverständlichen Schrei aus. Im nächsten Augenblick erkannte Bourne den Grund dafür. Wenige hundert Meter vor ihnen bildete der Fluss einen jäh abstürzenden gefrorenen Wasserfall.
    Â»Wie hoch?«, rief Bourne laut, um das Heulen des Windes zu übertönen.
    Â»Zu hoch«, jammerte Zaim erschrocken. »Oh, viel zu hoch!«

KAPITEL NEUN
    Bourne versuchte, nach links oder rechts auszuscheren, aber es gelang ihm nicht. Sie rasten eine Rille im Eis entlang, die praktisch keine Richtungsänderung mehr zuließ. Außerdem kamen diese Bemühungen zu spät. Der gezackte Abbruch des zugefrorenen Wasserfalls lag vor ihnen, deshalb tat Bourne das Einzige, was noch sinnvoll erschien: Er hielt im letzten Augenblick auf die Mitte zu, wo das Wasser am tiefsten und das Eis am dünnsten sein würde.
    Als sie wuchtig und schnell gegen die niedrige Barriere prallten, zersplitterte die dünne Eiskruste, die sich an der Abbruchkante des strömenden Flusses gebildet hatte. Sie stürzten in den Wasserfall, wurden von den eisigen Fluten, die ihnen den Atem verschlugen, mit in die Tiefe gerissen, und waren sofort kältestarr.
    Bei seinem Sturz in die Tiefe bemühte Bourne sich vor allem, nicht die Orientierung zu verlieren. Verlor er seinen Richtungssinn, würde er erfrieren oder ertrinken, bevor er durchs Eis am Fuß des Wasserfalls brach. Und noch etwas machte ihm Sorge: Wurde er zu weit vom Fuß des Wasserfalls abgetrieben, würde das Eis rasch wieder so dick werden, dass er es nicht mehr durchbrechen konnte.
    Licht und Schatten, grau-opal und blau-schwarz, wirbelten vor seinen Augen durcheinander, als er, sich überschlagend, von dem schäumenden Wasser in die Tiefe gerissen wurde. Zweimal wurde er mit Schulter und Rücken gegen einen Felsvorsprung
geworfen. Schmerzen durchzuckten seinen Körper wie ein Stromschlag, und als die Abwärtsbewegung abrupt aufhörte, suchte er in dem eisigen Dunkel nach einem Lichtschein. Aber er sah keinen! Vor ihm schien sich alles zu drehen; seine Hände waren fast völlig gefühllos. Die jähen Aufpralle und einsetzender Sauerstoffmangel bewirkten, dass sein Herz zu jagen begann.
    Bourne tastete um sich. Er merkte, dass Zaims schlaffer Körper ihn von der Seite bedrängte, schob ihn etwas weg, sah hinter ihm einen schwachen Lichtschimmer und wusste nun, wo oben war. Zaim, der am Kopf verletzt war und sich nicht mehr bewegte, schien bewusstlos oder tot zu sein. Bourne vermutete, auch er sei gegen einen Felsen geprallt.
    Mit der leblosen Gestalt im Arm schoss er mit kräftigen Beinschlägen nach oben und stieß sich unerwartet früh den Kopf an der Eisdecke an. Sie gab nicht nach.
    Sein Kopf schmerzte, und die aus Zaims Wunde quellende Blutwolke nahm ihm die Sicht. Er krallte nach dem Eis, fand aber keinen Halt. So glitt er auf der Suche nach einem Riss, einer dünnen Stelle unter der Eisdecke entlang. Aber selbst hier, am Fuß des Wasserfalls, war das Eis dicker, als Bourne erwartet hatte. Seine Lunge brannte wie Feuer, und die durch Sauerstoffmangel bewirkten Kopfschmerzen wurden rasch unerträglich stark. Zaim war vielleicht schon tot. Und auch er würde’s bald sein, wenn es ihm nicht gelang, die Eisdecke zu durchbrechen.
    Eine starke Strömung erfasste ihn und drohte, sie in den sicheren Tod im Dunkel, wo das Eis am dicksten war, mitzureißen. Als er dagegen ankämpfte, verkrallten seine Fingernägel sich in etwas, das ein Spannungsriss im Eis sein musste. Er konnte sehen, dass eine Seite etwas heller war als die andere, und konzentrierte seine Anstrengungen darauf. Aber seine vor Kälte gefühllosen Fäuste konnten hier nichts ausrichten.

    Nur noch eine Chance. Er ließ Zaim los und tauchte ins Dunkel hinab, bis er das Flussbett unter den Stiefeln spürte. Dort kehrte er seine Bewegungsrichtung um, stieß sich kraftvoll ab und schoss senkrecht nach oben. Seine Schädeldecke knallte gegen den Spannungsriss, der laut knackend aufbrach, als seine Schultern dem Kopf in die herrlich sauerstoffreiche Luft folgten. Bourne holte einmal, zweimal, dreimal tief Luft. Dann tauchte er wieder. Zaim war nicht mehr dort, wo er ihn zurückgelassen hatte. Er war von der starken Strömung erfasst worden und trieb jetzt ins Dunkel unter der Eisdecke davon.
    Bourne kämpfte mit kräftigen Beinstößen gegen die Strömung an, machte sich lang und bekam Zaim gerade noch am Knöchel zu

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