Der Bourne Betrug
Reaktion. Dann hörte sie Schritte hinter sich und drehte sich um, weil sie glaubte, da komme Deron. Stattdessen sah sie sich einem groÃen, schlanken jungen Mann, einem der Leibwächter, gegenüber.
»Jo, Miss Spuk, ich bin Tyrone. Was machân Sie hier?«
»Wissen Sie, wo Deron ist?«
Tyrones Gesichtsausdruck blieb neutral. »Sie könntân mit mir reden, Miss S.«
»Das täte ich, Tyrone«, sagte sie freundlich, »wenn Sie mir etwas über die Verwendung von Schwefelkohlenstoff erzählen könnten.«
»Huh, für Sie bin ichân ungebildeter Nigger, was?«
»Ich weià ehrlich gesagt nichts über Sie.«
Ohne eine Miene zu verziehen, forderte er sie auf: »Kommen Sie ein Stück mit.«
Soraya nickte. Sie wusste instinktiv, dass jedes Zögern sich nachteilig ausgewirkt hätte.
Sie gingen zusammen den Gehsteig entlang, bogen rechts ab und kamen an der Haustür vorbei, auf deren Stufen Angehörige der Crew wie Krähen aufgereiht hockten.
»Deron, der isâ im Südân bei seiâm Daddy. Kommt erst in ein paar Tagen wieder.«
»Ungelogen?«
»Echt wahr.« Tyrone schob die Unterlippe vor. »Also, was wollân Sie über mich wissân? Vielleicht von meiner Druggie-Mama? Oder intâressiert Sie mein Daddy, der im Gefängnis
verfault? Oder meine jüngâre Schwester, die ein Baby stillt, statt inne High School zu gehân? Oder mein ältârer Bruder, der als Fahrer bei der Metro kaum genug zum Leben verdient? Schiet, diese ganzân Jammergeschichten kennân Sie doch, die brauchân Sie nicht noch mal zu hörân.«
»Dies ist Ihr Leben«, sagte Soraya. »Das unterscheidet sie von allen anderen, die ich schon gehört habe.«
Tyrone schnaubte, aber sein Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass er zufrieden war.
»Und ich, obwohl ich vonner StraÃe komm, denk ich wie ein Ingenieur. Was meinâ ich damit?« Er zuckte mit den Schultern und nickte in die Ferne. »Drunten an der Florida werân massenhaft Wohnblöcke gebaut. Ich geh hin, wann immer ich kann, und sehâ zu, wie se hochgezogân werân, verstehân Sie?«
Sie suchte seinen Blick. »Halten Sie mich für töricht, wenn ich sage, dass es Möglichkeiten gibt, seine geistigen Fähigkeiten zu entwickeln?«
»Für Sie vielleicht.« Auf seinem Gesicht breitete sich langsam ein Lächeln aus, das ihn weit älter erscheinen lieÃ. »Dies hier ist mein Gefängnis, Girly.«
Soraya überlegte, ob sie darauf antworten sollte, aber vermutlich hatte sie ihn vorerst genug gedrängt. »Ich muss jetzt weiter.«
Er schob nochmals die Unterlippe vor. »Jo, ich wolltâ Ihnen bloà was sagân. Es geht um das Auto, das Ihnen hierher gefolgt ist.«
Sie blieb abrupt stehen. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen, geben Sieâs zu!«
Er drehte den Kopf zur Seite, sah auf sie hinab wie eine Kobra auf ihre Beute. »Ohne ScheiÃ, wie vorhin.«
Soraya war wütend auf sich selbst. Sie hatte so tief in ihrem persönlichen Nebel gesteckt, dass sie nicht mal daran gedacht hatte, sie könnte beschattet werden. Darauf hatte sie überhaupt
nicht geachtet, obwohl ihr das eigentlich zur zweiten Natur geworden war. Offenbar hatte ihr Rauswurf durch diesen Hundesohn Lerner sie mehr mitgenommen, als sie sich bisher eingestanden hatte. Nun hatte sie den Preis für ihren Mangel an Wachsamkeit gezahlt.
»Tyrone, dafür bin ich Ihnen was schuldig.«
Er zuckte mit den Schultern. »Dafür werdâ ich von Deron bezahlt. Schutz isâ billig, aber Treue hat keinâ Preis.«
Als Soraya jetzt zu ihm aufsah, schien sie ihn erstmals wirklich wahrzunehmen. »Wo ist er? Der Wagen, der mich beschattet hat?«
Sie setzten sich wieder in Bewegung. »Vor uns, anner Ecke zur Eighth«, sagte Tyrone. »Auf der drüberân StraÃenseite, damit der Fahrer gut sehân kann, was Sie treiben.« Er zuckte mit den Schultern. »Meine Crew kann sich um ihn kümmern.«
»Ich weià Ihr Angebot zu schätzen, Tyrone.« Sie nickte ihm ernsthaft zu. »Aber ich habe ihn hierhergebracht. Also bin ich für ihn zuständig.«
»Jo, das isâ echt fair.« Er blieb noch einen Augenblick vor ihr stehen. Sein Gesichtsausdruck war so ernst wie ihrer. Die grimmige Entschlossenheit auf seinen Zügen war
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