Der Bourne Betrug
Pilot«, sagte Bourne. »Bitte bringen Sie mich zu ihm.«
Als sie durch die Kirche hasteten, fragte Bourne: »Lebt er noch?«
»Mit knapper Not.« Der Geistliche war groà und hager wie eine Bohnenstange. Er hatte die tief in den Höhlen liegenden Augen und ausgemergelten Gesichtszüge eines Asketen. »Wir haben für ihn getan, was wir nur konnten.«
»Wie ist er zu Ihnen gekommen, Pater?«, erkundigte Zaim sich.
»Hirten haben ihn unweit des Dorfes in einem Tannenwäldchen am Fluss aufgefunden. Sie sind zu mir gekommen, und ich habe ihn auf einer Trage herbringen lassen. Aber das hat ihm eher geschadet, fürchte ich.«
»Ich kann einen Kriegsvogel rufen«, sagte Bourne. »Ich kann ihn damit abtransportieren lassen.«
Pater Mihret schüttelte den Kopf. »Er hat mehrere gebrochene Hals- und Rückenwirbel. Es gibt keine Möglichkeit, ihn völlig zu stabilisieren. Einen weiteren Transport würde er nicht überleben.«
Jaime Cowell, der amerikanische Hubschrauberpilot, lag in Pater Mihrets eigenem Bett. Zwei Frauen kümmerten sich um ihn, eine cremte behutsam seine verbrannte Haut ein, die andere tröpfelte ihm Wasser zwischen die halb geöffneten Lippen. Cowells Lider zuckten leicht, als Bourne in sein Blickfeld trat.
Bourne drehte sich nochmals kurz um. »Kann er sprechen?« , fragte er den Geistlichen.
»Sehr wenig«, antwortete Pater Mihret. »Schon die kleinste Bewegung ist äuÃerst schmerzhaft.«
Bourne stellte sich so vor das Bett, dass Cowell ihn direkt im Blick hatte. »Ich bin gekommen, um Sie mit nach Hause zu nehmen, Jaime. Können Sie mich verstehen?«
Cowells Lippen bewegten sich, aber er brachte nicht mehr als einen sanften Zischlaut heraus.
»Hören Sie, ich willâs kurz machen«, sagte Bourne. »Ich muss Martin Lindros finden. Nur Sie und er haben den Angriff überlebt. Ist Lindros noch am Leben?«
Er musste sich so tief über den Piloten beugen, dass sein Ohr fast Cowells Lippen berührte.
»Ja. Als ich ihn ⦠zuletzt gesehen habe.« Die Stimme des Verletzten krächzte rau wie Sandpapier.
Obwohl sein Herz höherschlug, war Bourne entsetzt über den Gestank. Der Geistliche hatte recht: Der Tod war bereits im Raum, füllte ihn mit Verwesungsgeruch.
»Jaime, meine nächste Frage ist sehr wichtig. Wissen Sie, wo Lindros ist?«
Wieder dieser grausige Gestank, als Bourne sich über den Sterbenden beugte.
»Drei Kilometer südwestlich ⦠über dem ⦠Fluss.« Vor Anstrengung und Schmerzen standen Cowell SchweiÃperlen auf der Stirn. »Lager ⦠schwer verteidigt.«
Bourne wollte sich bereits aufrichten, als Cowell erneut zu krächzen begann. Seine Brust, die sich unnatürlich rasch hob und senkte, begann zu zittern, als seine schon überanstrengten Muskeln sich verkrampften. Cowells Augen schlossen sich, dann quollen Tränen unter den Lidern hervor.
»Nicht aufregen«, sagte Bourne beschwichtigend. »Ruhen Sie sich ein bisschen aus.«
»Nein! O Gott!«
Cowell riss die Augen auf, und als er nach oben in Bournes starrte, waren die Schatten seines nahen Todes deutlich nähergerückt.
»Dieser Mann ⦠der Anführer â¦Â«
»Fadi«, warf Bourne ein.
»Er fol ⦠foltert Lindros.«
Bourne überlief ein kalter Schauder, und seine Magennerven verkrampften sich. »Hält Lindros durch? Cowell! Cowell, antworten Sie doch!«
»Er hat sein letztes Wort gesprochen.« Pater Mihret trat ans Bett und legte eine Hand auf Jaime Cowells schweiÃnasse Stirn. »Der barmherzige Gott hat ihn von seinen Leiden erlöst.«
Â
Er würde verlegt werden. Das wusste Martin Lindros, weil er hören konnte, wie Abbud ibn Aziz einen Befehl nach dem anderen brüllte, die alle nur den Zweck hatten, ihren Abzug aus der Höhle zu beschleunigen. Von überall her kamen das Stampfen schwerer Stiefel, das metallische Klirren von Waffen und das Keuchen von Männern, die schwere Lasten hoben. SchlieÃlich hörte er den nagelnden Motor eines Lastwagens, der rückwärts an den Höhleneingang heranstieÃ.
Wenig später kam Abbud ibn Aziz selbst herein, um ihm die Augen zu verbinden.
Er ging neben Lindros in die Hocke. »Keine Sorge«, sagte er beruhigend.
»Ich mache mir schon lange keine Sorgen mehr«, sagte Lindros mit brüchiger Stimme, die
Weitere Kostenlose Bücher