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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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weiteren Metallstuhl, beide ebenfalls auf dem Fußboden festgeschraubt. Wie in einer Haftzelle befanden sich in einer Ecke ein WC und ein kleines Waschbecken aus Edelstahl. Ansonsten war der Raum kahl bis auf einen Spiegel, durch den der Wartende von seinem Vernehmer beobachtet werden konnte.
    Bourne wartete zwei Stunden lang und hörte in dieser Zeit nichts außer dem zornigen Summen der Leuchtstoffröhre. Dann ging plötzlich die Tür auf. Ein Agent kam herein, nahm hinter dem Tisch Platz. Er schaltete ein kleines Diktiergerät ein, schlug den mitgebrachten Aktenordner auf und begann die Befragung.
    Â»Erzählen Sie mir möglichst detailliert, was sich von Ihrer Landung am Ras Dejen bis zum Abflug mit dem Betreffenden an Bord ereignet hat.«
    Während Bourne sprach, ließ der andere ihn keine Sekunde lang aus den Augen. Der Vernehmer war ein Mann mittleren Alters, mittelgroß, mit hoher Stirn und schütterem Haar. Er hatte ein leicht fliehendes Kinn, aber die Augen eines Fuchses. Er sah Bourne niemals direkt an, sondern beobachtete ihn immer nur aus den Augenwinkeln heraus, als verspreche
er sich davon spezielle Einsichten oder wenigstens einen Einschüchterungseffekt.
    Â»In welchem Zustand haben Sie den Betreffenden denn aufgefunden?«
    Damit wiederholte der Vernehmer eine Frage, die Bourne schon beantwortet hatte. Das war die Standardmethode zur Aufdeckung von Unstimmigkeiten. Log der Zeuge, würde er sich irgendwann in Widersprüche verwickeln. »Er war gefesselt und geknebelt. Er war sehr abgemagert – das ist er noch jetzt –, als habe er nicht genug zu essen bekommen.«
    Â»Der Abstieg zu dem wartenden Hubschrauber war wohl sehr schwierig für ihn?«
    Â»Die Schwierigkeiten waren anfangs am größten. Ich dachte schon, ich würde ihn tragen müssen. Seine Muskeln waren verkrampft, sein Durchhaltevermögen gleich null. Ich habe ihn ein paar Proteinriegel essen lassen, die gut geholfen haben. Binnen einer Stunde konnte er wieder einigermaßen gehen.«
    Â»Was hat er als Erstes gesagt?«, fragte der Vernehmer täuschend mild.
    Bourne wusste, dass eine Frage umso wichtiger war, je beiläufiger sie gestellt wurde. »Ich tue, was ich tun muss.«
    Der Agent schüttelte den Kopf. »Als er Sie zuerst gesehen hat, meine ich. Als Sie ihm den Knebel aus dem Mund gezogen haben.«
    Â»Ich habe ihn gefragt, ob alles mit ihm in Ordnung sei …«
    Der Vernehmer sah zur Decke auf, als langweile er sich. »Und er hat was geantwortet?«
    Bourne verzog keine Miene. »Er hat bloß genickt. Er hat kein Wort gesagt.«
    Der andere tat erstaunt – ein sicheres Anzeichen dafür, dass er versuchte, Bourne eine Falle zu stellen. »Oh? Warum nicht? Wäre es nicht normal gewesen, bei seiner Befreiung etwas zu sagen?«

    Â»Wir hätten belauscht werden können. Je weniger in diesem Moment geredet wurde, desto besser. Das hat er gewusst.«
    Der Mann beobachtete ihn wieder aus dem Augenwinkel heraus. »Seine ersten Worte Ihnen gegenüber waren also …«
    Â»Ich habe ihm gesagt, dass wir durch einen Felskamin hinaufklettern müssen, und er hat geantwortet: ›Ich tue, was ich tun muss.‹«
    Der Vernehmer wirkte nicht überzeugt. »Also gut, lassen wir’s vorläufig dabei. Wie würden Sie seinen Geisteszustand zu diesem Zeitpunkt charakterisieren?«
    Â»Der war so weit in Ordnung. Er war erleichtert. Er wollte dort raus.«
    Â»Er war nicht desorientiert, hat keine Gedächtnislücken erkennen lassen? Er hat nichts Seltsames, nichts Deplatziertes gesagt?«
    Â»Nein, nichts dergleichen.«
    Â»Sie scheinen sich Ihrer Sache sehr sicher zu sein, Mr. Bourne. Haben Sie nicht selbst ein Gedächtnisproblem?«
    Bourne wusste, dass er provoziert werden sollte, und entspannte sich innerlich. Bei Vernehmungen war das der letzte Ausweg, wenn eine Zeugenaussage sich sonst nicht erschüttern ließ. »Ja, aber es betrifft die Vergangenheit. Meine Erinnerungen an gestern, letzte Woche, letzten Monat sind glasklar.«
    Ohne eine Sekunde zu zögern, fragte der andere: »Ist der Betreffende einer Gehirnwäsche unterzogen, ist er umgedreht worden?«
    Â»Der Mann im Vernehmungsraum schräg gegenüber ist Martin Lindros, wie er immer war«, sagte Bourne. »Auf dem Rückflug haben wir über Dinge gesprochen, die nur er und ich wissen

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