Der Bourne Betrug
konnten.«
»Erläutern Sie das bitte näher.«
»Er hat die Identität des Terroristen Fadi bestätigt. Er hat sogar eine Porträtskizze von ihm angefertigt. Ein wirklicher
Durchbruch für uns. Zuvor war Fadi nur eine nebulöse Gestalt. AuÃerdem hat Martin mir den Namen von Fadis Stellvertreter, Abbud ibn Aziz, genannt.«
Der Vernehmer stellte ihm weitere zwei Dutzend Fragen, von denen er viele schon mit anderen Worten gestellt hatte. Bourne beantwortete jede einzelne geduldig. Er war fest entschlossen, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Seine Vernehmung endete ebenso abrupt, wie sie begonnen hatte. Der Agent stellte ohne ein erklärendes Wort das Diktiergerät ab, sammelte seine Notizen ein und verlieà damit den Raum.
Für Bourne begann eine weitere Warteperiode, die nur dadurch unterbrochen wurde, dass ein jüngerer Agent ihm ein Essenstablett brachte. Er ging wieder hinaus, ohne ein Wort gesagt zu haben.
Erst kurz nach 18 Uhr â nach einem ganzen Tag im Vernehmungsraum  â wurde die Tür erneut geöffnet.
Bourne, der glaubte, auf alles gefasst zu sein, war sehr überrascht, den DCI hereinkommen zu sehen. Der Alte stand lange da und sah ihn nur an. Auf seinem Gesicht las Bourne die widersprüchlichen Emotionen, die ihm vorübergehend die Stimme raubten. Er hatte sich dazu zwingen müssen, überhaupt herzukommen, und nachdem erâs nun getan hatte, blieben ihm die Worte, die er hatte sagen wollen, wie Fischgräten in der Kehle stecken.
SchlieÃlich sagte er: »Sie haben Wort gehalten. Sie haben Martin heimgeholt.«
»Martin ist mein Freund. Ich konnte ihn nicht im Stich lassen.«
»Wissen Sie, Bourne, es ist kein Geheimnis, dass ich mir wünsche, ich wäre Ihnen nie begegnet.« Der Alte schüttelte den Kopf. »Aber Sie sind wirklich ein verdammt rätselhafter Mensch.«
»Sogar für mich selbst.«
Der DCI blinzelte mehrmals. Dann machte er auf dem Absatz kehrt, marschierte hinaus und lieà die Tür hinter sich offen. Bourne stand auf. Er nahm an, er dürfe jetzt gehen â und Martin ebenfalls. Nur darauf kam es an. Martin hatte die anstrengenden physischen und psychologischen Tests bestanden. Sie hatten beide das Bleak House überlebt.
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Matthew Lerner, der im Sessel des Direktors von Typhon hinter dem Schreibtisch des Direktors saÃ, wusste gleich, dass etwas nicht in Ordnung war, als er den Applaus hörte. Er wandte sich von dem Bildschirm ab, auf dem er ein neues System zur Katalogisierung der elektronisch gespeicherten Akten von Typhon entworfen hatte.
Er stand auf, durchquerte das Büro des Direktors und öffnete die Tür. So stand er plötzlich vor Martin Lindros, der von den Angehörigen seines Typhon-Kaders umgeben war, die alle lächelten, lachten und ihm begeistert die Hand schüttelten, soweit sie ihn nicht mit ihrem Applaus anfeuerten.
Lerner wollte seinen Augen nicht trauen. Da kommt Cäsar, dachte er verbittert. Warum hat der DCI es nicht für nötig gehalten, mir seine Rückkehr mitzuteilen? Mit einer Mischung aus Abscheu und Neid beobachtete er, wie der verlorene Sohn langsam im Triumph auf ihn zukam. Was tust du hier? Warum bist du nicht tot?
Mit gewaltiger Ãberwindung rang er sich ein Lächeln ab und streckte die Hand aus.
»Heil dem heimkehrenden Helden!«
Lindros erwiderte das Lächeln mit derselben stählernen Ironie. »Danke, dass Sie meinen Stuhl warm gehalten haben, Matthew.«
Er ging an Lerner vorbei, betrat sein Büro, blieb reglos stehen und sah sich um. »Was, kein neuer Anstrich?« Als Lerner
ihm in den Raum folgte, fügte er hinzu: »Ein mündlicher Bericht genügt, bevor Sie wieder nach oben gehen.«
Also erstattete Lerner Bericht, während er seine persönliche Habe zusammensuchte. Als er fertig war, sagte Lindros: »Mir wärâs lieb, wenn ich das Büro im ursprünglichen Zustand wiederbekäme, Matthew.«
Lerner starrte ihn kurz an, bevor er alle Fotos, Drucke und Andenken sorgfältig an ihrem alten Platz aufhängte und hinstellte, von denen er gehofft hatte, sie nie wiedersehen zu müssen. Der erfahrene Kommandeur wusste, wann es Zeit war, das Schlachtfeld zu räumen. Das tat er mit der Gewissheit, dass jetzt ein Krieg angefangen hatte.
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Drei Minuten nachdem Lerner das Büro des stellvertretenden Direktors verlassen hatte, klingelte
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