Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
mit den gefälschten dreißig Millionen immer noch nicht erklären«, sagte Peter. »Irgendetwas ist daran seltsam.« Er schnippte mit den Fingern. »Es muss doch einen Experten geben, der uns sagen kann, wer der Fälscher ist.«
»Unsere Leute kümmern sich schon darum«, sagte Hendricks. »Aber hilft uns das wirklich weiter?«
»Dreißig Millionen sind eine enorme Summe«, sinnierte Peter. »Das muss sehr, sehr gute Arbeit sein. Da war bestimmt ein Meisterfälscher am Werk. Vielleicht können wir Encarnación mit seiner Hilfe drankriegen.«
Soraya verschränkte die Arme über ihren angeschwollenen Brüsten und stellte fest, dass sie durch die Schwangerschaft extrem empfindlich geworden waren. »Apropos Encarnación, wissen wir, wohin er nach dem Interview gegangen ist?«
»Er ist in seine Zentrale nach Mexico City zurückgeflogen«, erklärte Hendricks.
»Ist er noch dort?«, fragte Peter.
Hendricks telefonierte rasch und gab seine Anweisungen durch. Er wartete und sah Peter an. Augenblicke später hatte er die Antwort. »Er hält sich in Paris auf, sitzt aber noch im Flugzeug, obwohl er schon vor sechs Stunden gelandet ist.«
»Okay«, sagte Peter, »Vistoso war so etwas wie Encarnacións Stellvertreter, und dreißig Millionen sind auch gefälscht ein Riesenbetrag – das würde dafür sprechen, dass Encarnación damit zu tun hat.«
»Und dass Brick das Treadstone-System lahmlegen will …«, sagte Soraya nachdenklich. »Könnte es eine Verbindung zwischen ihm und Maceo Encarnación geben?«
»Dieses System ist unser bester Horchposten im Nahen und Mittleren Osten«, erinnerte Peter.
»Und Paris ist um einiges näher beim Nahen Osten als Mexiko.«
Hendricks nickte rasch. »Maceo Encarnacións Pilot muss einen Flugplan für den Abflug aus Paris vorlegen.«
»Dann wissen wir genau, wo er hinwill«, stimmte Peter zu. »Wenn er in den Nahen Osten fliegt, dürfte klar sein, dass Encarnación in die Sache verwickelt ist.«
Hendricks hob das Handy ans Ohr, während er Peter und Soraya seine Anweisungen gab.
»Moment«, wandte Soraya ein. »Sie vergessen, dass wir nicht mehr für Sie arbeiten.«
»Wer zum Teufel hat das gesagt?« Mit dem Hauch eines Lächelns ging Hendricks zur Tür.
25
»Stell es dir als eine Art Troika vor«, sagte Bourne, während er die Informationen auf Martha Christianas SD-Karte durchsah. »Maceo Encarnación, Tom Brick, die Chinesen.«
Don Fernando schüttelte den Kopf. »Trotzdem verstehe ich nicht, warum Martha dieses Material hatte.«
»Sie hat es für alle Fälle aufbewahrt«, meinte Bourne. »Sie sammelte Informationen, um sie notfalls als Druckmittel einzusetzen.«
Don Fernando schwieg und starrte melancholisch auf den Bildschirm des Laptops. Schließlich seufzte er schwer. »Am Ende hat sie es doch nicht eingesetzt.« Er wandte sich Bourne zu. »Warum?«
»Es war ein möglicher Ausweg, aber keine Garantie. Sie wäre trotzdem nie in Sicherheit gewesen.«
»Das hätte sie nicht gewollt«, meinte Don Fernando.
»Wahrscheinlich nicht. Aber ich wäre mir nicht so sicher, ob sie überhaupt neu anfangen wollte. Das war ihr großes Dilemma. Sie wollte nicht so weitermachen, konnte sich aber auch kein anderes Leben vorstellen.«
»Ich habe mit ihr über einen Neuanfang gesprochen«, klagte Don Fernando. »Ziemlich konkret sogar.«
»Wahrscheinlich vermochte sie einfach nicht daran zu glauben.«
Don Fernando seufzte und nickte schließlich. »Du bist ein guter Freund, Jason. Es gibt nicht viele wie dich.«
Draußen rollte der endlos scheinende Verkehr vorüber. Eine Durchsage von einem Bateau-mouche auf der Seine drang zu ihnen herauf und verlor sich in der Ferne. Der Wind peitschte die kahlen Bäume an der Seine. Unter ihnen auf dem Quai de Bourbon standen immer noch Schaulustige und sprachen über den Selbstmord von letzter Nacht.
Bourne zeigte auf den Bildschirm. »Nach Marthas Informationen wickeln die Chinesen ihre Geldwäsche über Maceo Encarnación ab.«
»Mit den dreißig Millionen wollen sie von Unbekannten im Nahen Osten etwas kaufen, etwas sehr Wichtiges«, sagte Don Fernando. »Aber Martha wusste auch nicht, was und von wem.«
Bourne wusste es, Rebekka hatte ihm den Namen zugeflüstert, bevor sie in dem Taxi in Mexico City verblutete.
Don Fernando lehnte sich zurück. »Ich verstehe nur nicht, was Maceo Encarnación von dem Deal hat. Vielleicht zehn Prozent für die Geldwäsche? Ich glaube nicht, dass er dafür ein solches Risiko eingehen
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