Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Bein auf das andere. »Peter …«, begann er, schien aber nicht recht zu wissen, wie er es sagen sollte. »Nach allem, was Ihnen passiert ist … die schweren Verletzungen … ich glaube, es ist besser, Sie von Ihren Pflichten als Direktor von Treadstone zu entbinden.«
»Was?«, entgegnete Peter.
Soraya trat einen Schritt vor. »Das können Sie nicht machen.«
»Doch«, beharrte Hendricks. »Es muss sein.«
»Meine Beine sind gelähmt«, erwiderte Peter. »Nicht mein Kopf.«
»Es tut mir sehr leid, Peter, aber meine Entscheidung steht fest.«
Als er sich zum Gehen wandte, sagte Soraya: »Wenn Peter nicht mehr dabei bist, gehe ich auch.«
Hendricks wirbelte herum und sah ihr in die Augen. »Seien Sie nicht dumm, Soraya. Werfen Sie nicht Ihre Laufbahn weg, aus …«
»Aus Loyalität zu einem Freund? Wollten Sie das sagen? Peter und ich haben von Anfang an zusammengearbeitet. Wir sind ein Team, Punkt, aus.«
Hendricks schüttelte den Kopf. »Sie vermischen Berufliches mit Privatem. Das ist ein schwerer Fehler, das werden Sie noch erkennen.«
»Der Fehler ist, Treadstone ohne seine beiden Direktoren weiterführen zu wollen«, erwiderte sie mit allem Nachdruck, den sie zustande brachte.
Der Verteidigungsminister wirkte geschockt. »Sie sprechen von Treadstone wie von einer Familie. Das ist es nicht, Soraya. Hier geht es nur um die Sache.«
»Bei allem Respekt, Mr. Secretary, Treadstone ist eine Familie«, beharrte sie. »Unsere Kontakte habe ich mitgebracht. Wenn ich gehe, gehen sie auch …«
»Das werden sie nicht.«
»… so wie sie die CI verließen, als ich von der neuen Führung gefeuert wurde.« Sie trat Hendricks furchtlos entgegen, weil sie im Grunde nichts zu verlieren hatte. Ohne Peter wollte sie bei Treadstone nicht weitermachen. »Ich habe Ihnen damals gesagt, dass der Führungswechsel ein Fehler ist, und das hat sich bewahrheitet. Die CI ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, und die Moral ist noch viel schlechter als nach Nine-Eleven.«
»Ich hab es nicht so gern, wenn man mir droht«, sagte Hendricks.
»Ich glaube, ich bin’s nicht, die hier droht.«
»Hören Sie, Anderson ist gerade draußen im Einsatz. Peter hat ihm die Leitung übertragen, und …«
»Sam ist ein guter Mann«, warf Peter ein, »aber er hat nicht genug Erfahrung, um die Treadstone-Einsätze über längere Zeit zu leiten.«
»Und was ist mit Ihnen beiden?«, erwiderte Hendricks. »Schauen Sie sich doch an. Sie können ja noch nicht mal auf den eigenen Beinen hier rausgehen.«
»Nichts kann uns daran hindern, hier in Peters Zimmer ein vorübergehendes Hauptquartier aufzuschlagen«, meinte Soraya. »Die Treadstone-Server sind ohnehin unbrauchbar, also wäre ein Ersatz-Netzwerk die beste Lösung.«
Peter hatte den Wortwechsel wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch verfolgt. »Moment mal!«, warf er ein. »Soraya, die dreißig Millionen, die ich gefunden habe. Ich hab angenommen, dass es Drogengeld ist – aber was ist, wenn ich mich geirrt habe?«
Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Wie meinst du das?«
»Vielleicht sollte damit etwas anderes bezahlt werden.«
»Das Geld hat sich als gefälscht herausgestellt«, erwiderte Hendricks wegwerfend.
»Was?« Peter sah ihn erstaunt an. »Wirklich?«
Hendricks nickte.
»Das ergibt doch keinen Sinn. Der Typ hätte mich fast umgebracht …«
»Tulio Vistoso«, erklärte Hendricks. »Auch als ›der Azteke‹ bekannt. Ein mächtiger mexikanischer Drogenbaron.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Soraya.
»Wir halten das Ganze für eine Finte«, erklärte der Verteidigungsminister. »Von Maceo Encarnación eingefädelt. Wenn er in Mexico City ist, sind die beiden unzertrennlich.«
Peter schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir nicht so sicher. Der Azteke wollte sich das Geld um jeden Preis zurückholen.«
Einige Augenblicke herrschte Schweigen.
»Und wenn Vistoso gar nicht wusste, dass das Geld gefälscht war?«, überlegte Soraya.
Peter sah sie nachdenklich an. »Das hieße, er wurde selbst übers Ohr gehauen.«
»Das passt einfach nicht zusammen«, erwiderte Hendricks. »Vistoso war einer der drei großen Drogenbosse in Mexiko. Wer hätte es gewagt, ihn übers Ohr zu hauen?«
»Jemand mit noch mehr Macht.« Peter blickte zwischen ihnen hin und her. »Jemand wie Maceo Encarnación.«
Soraya wandte sich an Hendricks. »Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
»Encarnación war vor einigen Tagen in Washington, er gab ein Interview für Politics As Usual .«
»Ich kann mir das
Weitere Kostenlose Bücher