Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
ich nicht«, sagte Bourne.
»Fadi kennt die Gegend wie seine eigene Westentasche«, gab Robbinet zu bedenken. »Ich würde nicht auf ihn verzichten.«
Inzwischen war Don Fernando aus dem Badezimmer gekommen, wie aus dem Ei gepellt in den neuen Kleidern, die Stephanie ihm besorgt hatte.
»Passt perfekt«, meinte Robbinet anerkennend. »Gut, dass ich euch beide so gut kenne.«
Bourne hatte die nächsten zwanzig Minuten mit einer ausgiebigen Dusche zugebracht, um den Schmutz und den Geruch der Seine abzuwaschen. Als er schließlich in seine neuen Kleider schlüpfte, fühlte er sich wie neugeboren.
Der Mirage-Jet bot nur Platz für einen Passagier, sodass es Bourne erspart blieb, Don Fernando zu überreden, hierzubleiben. Sie verabschiedeten sich von Robbinet und Stephanie, fuhren mit dem Aufzug hinunter in die Lobby und traten auf die Straße hinaus, wo der Wagen des Ministers auf sie wartete.
Schweigend fuhren sie durch Paris und auf die Périphérique hinaus. Kurz bevor sie den Militärflughafen erreichten, wandte sich Don Fernando an Bourne.
»Weißt du, als junger Mann dachte ich, wenn ich einmal alt bin, würde ich nichts zu bereuen haben, gar nichts. Ich war jung und dumm. Jetzt habe ich ein gewisses Alter erreicht, und es gibt so viel zu bereuen, Jason. Mehr, als ich sagen kann.«
Auf dem Flughafen war alles ruhig. Abgesehen von der Mirage am Ende der Startbahn, deren Triebwerke angelassen wurden, gab es keinerlei Aktivität. Robbinet musste die Anweisung gegeben haben, das Gelände aus Sicherheitsgründen zu räumen.
»Aber am allermeisten bereue ich etwas, das mit Maceo Encarnación zu tun hat«, fuhr Don Fernando fort. »Jetzt, bevor du einsteigst, ist es Zeit, es dir zu erzählen.«
Der Wind zerzauste sein Haar. Es war eine ungewöhnlich warme Nacht, als wäre der Frühling vor der Zeit hereingebrochen, als würden begraben geglaubte Emotionen plötzlich an die Oberfläche dringen.
Don Fernando nahm eine Zigarre heraus und zündete sie an, ohne sich um das Rauchverbot zu kümmern. Bourne wusste aus der Vergangenheit, dass ihn eine Zigarre stets beruhigte.
»Ich bin in meinem Leben oft geliebt worden, Jason. Ich sage das nicht aus Angeberei, es ist einfach eine Tatsache. Viele Frauen sind gekommen und gegangen.« Er betrachtete das glimmende Ende seiner Zigarre. »Und heute erscheinen sie mir wie Rauchwolken: einen kurzen Augenblick da, und schon entschweben sie wieder.« Er steckte die Zigarre in den Mund, zog daran und ließ eine aromatische Wolke aufsteigen. »Aber in der ganzen Zeit gab es eine Frau, die ich wirklich geliebt habe.«
Don Fernandos Augen waren von der Vergangenheit erfüllt. »Wir begegneten uns in Mexico City. Sie war sehr jung, sehr schön und sehr charismatisch. Sie hatte etwas an sich …« Er senkte den Kopf. »Ich weiß auch nicht.« Erneut fiel sein Blick auf die glimmende Zigarre, als könnte sie die Vergangenheit aufs Neue entfachen. »Sie war nicht aus Mexico City, aus gar keiner Stadt, aber an der Art, wie sie sprach und sich bewegte, hätte man nie gemerkt, dass sie aus einer Bauernfamilie stammte. Später erkannte ich, dass sie eine geborene Schauspielerin war. Sie nahm alles auf, was sie sah und hörte: Akzente, Sprechweisen, Bewegungen, alles.«
Bourne überkam eine schlimme Ahnung. »Wie alle großen Schauspielerinnen«, sagte er.
Don Fernando nickte und zog an seiner Zigarre. »Als ich ihr einen Heiratsantrag machte, lachte sie, küsste mich und sagte, ihr Schicksal liege woanders.«
»Lass mich raten«, sagte Bourne. »Sie heiratete Acevedo Camargo.«
Don Fernando wirbelte zu ihm herum. »Woher weißt du …?«
»Ich bin Constanza Camargo in Mexico City begegnet. Sie hat im Auftrag von Maceo Encarnación gehandelt. Sie hat mich völlig getäuscht.«
Don Fernando lächelte grimmig. »Sie hat jeden getäuscht, Jason. Die Liste ist lang und beginnt mit Acevedo. Sie heiratete ihn, weil Maceo Encarnación es so wollte. Maceo traute Acevedo nicht, und da Acevedo als Drogenbaron immer mächtiger wurde, betrachtete ihn Maceo als Sicherheitsrisiko oder gar als einen Rivalen. Das konnte er nicht tolerieren, also schickte er ihm sozusagen einen Aufpasser.«
»Constanza.«
Don Fernando nickte. »Ihrem Ehemann erzählte sie, dass sie keine Kinder bekommen könne, doch gleichzeitig ging sie regelmäßig mit Maceo ins Bett. Er wollte unbedingt ein Kind von ihr, und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Constanza schwanger wurde. Acevedo durfte natürlich nichts
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