Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
umarmten sich kurz, aber herzlich, dann traten sie zurück, als wäre diese persönliche Geste nie geschehen. Sie waren ganz bei der Sache, einer todernsten Sache.
»Dani Amit hat mich auf Rebekka angesetzt.«
Etwas Dunkles huschte über Ben Davids Augen und war gleich wieder verschwunden.
»Ich weiß, was das für dich bedeutet«, fügte der Babylonier hinzu.
»Dann bist du der Einzige.«
»Darum bin ich hier.« Der Babylonier musterte Ben David neugierig. »Was willst du von mir?«
»Ich will, dass du deinen Auftrag ausführst.«
Der Babylonier legte den Kopf auf die Seite. »Wirklich?«
»Ja«, sagte Ben David. »Wirklich.«
»Ich weiß, wie wichtig dir das Mädchen ist.«
»Weißt du auch, wie wichtig mir dieses Projekt ist?«
»Ja«, antwortete der Babylonier. »Natürlich weiß ich das.«
»Dann kennst du auch meine Prioritäten.«
Der Babylonier musterte ihn nachdenklich. »Sie muss dich verdammt wütend gemacht haben.«
Ben David wandte sich ab und begann sein Rasierzeug säuberlich zu ordnen.
»So besessen bist du nur, wenn dich etwas extrem aufregt.«
Der Oberst erstarrte und nahm die Hände vom Rasierzeug.
»Du brauchst es nicht abzustreiten«, fügte der Babylonier hinzu. »Ich kenne dich zu gut.«
»Und ich kenne dich«, sagte Ben David und drehte sich zu ihm um. »Du hast noch jeden Auftrag ausgeführt.«
»Genau genommen ist das nicht ganz richtig.«
»Das wissen aber nur wir zwei.«
Der Babylonier nickte. »Auch wieder wahr.«
Ben David machte einen Schritt auf ihn zu. »Rebekka hat sich mit Jason Bourne eingelassen.«
»Ah«, sagte der Babylonier. »Von dem Problem hat mir Dani Amit nichts erzählt.«
»Er weiß es nicht.«
Der Babylonier musterte Ben David aufmerksam. »Warum hast du’s ihm nicht gesagt?«
»Bourne geht ihn nichts an.«
»Mit anderen Worten: Bourne ist deine Sache.«
Ben David trat noch einen Schritt auf den Killer zu. »Und ab jetzt auch deine.«
»Und deshalb hast du mich rufen lassen.«
»Sobald ich von deinem Auftrag erfahren habe.«
»Ja«, sagte der Babylonier. »Woher weißt du eigentlich davon? Soweit mir bekannt ist, haben nur Dani Amit und der Direktor davon gewusst.«
Ein langsames Lächeln breitete sich auf Oberst Ben Davids Gesicht aus. »Es ist besser so«, erwiderte er, »für uns alle.«
Der Babylonier schien die Antwort zu akzeptieren. »Dann geht es dir also um Bourne.«
»Ja.«
»Und Rebekka?«
»Was ist mit ihr?«, fragte Oberst Ben David scharf.
»Ich weiß, was du für sie …«
»Konzentriere dich auf das Wesentliche. Du darfst Dani Amit nicht den kleinsten Grund geben, Verdacht zu schöpfen. Du musst deinen Auftrag ausführen.«
Der Babylonier betrachtete ihn mit einem gewissen Mitgefühl. »Das fällt dir sicher nicht leicht.«
»Mach dir wegen mir keine Sorgen«, versetzte Ben David. »Mir geht’s gut.«
»Und wir sind im Zeitplan.«
»Absolut.«
Der Babylonier nickte. »Dann gehe ich.«
»Das wäre klug.«
Nachdem der Killer gegangen war, betrachtete sich Oberst Ben David im Spiegel. Dann griff er nach dem Rasiermesser und schleuderte es gegen den Spiegel. Das Glas zersplitterte und mit ihm Ben Davids Spiegelbild.
4
Mit seiner massigen Statur und den kräftigen Schultern glich der Mann einem Bären. Bekleidet mit einem Maßanzug, der mehr kostete, als viele seiner Untergebenen im Jahr verdienten, stand er auf der sonnendurchfluteten Place de la Concorde. Die Geräuschkulisse der Touristen um ihn herum klang für ihn wie das Hämmern von Spechten. Das endlose Kreisen des Verkehrs um die Betoninsel, auf der er stand, kam ihm vor wie der Tod: immer in einiger Entfernung, bis zu dem Moment, da er einen erfasste und überrollte. Er dachte an die vergeudeten Tage seiner Jugend, bevor er zu sich gefunden hatte, zu seiner inneren Kraft. Verschwendete Zeit, für immer verloren.
Die Place de la Concorde war sein bevorzugter Treffpunkt in Paris – gerade wegen dieser Nähe zum Tod, in Gegenwart und Vergangenheit. Hier war einst Marie Antoinette durch die Guillotine gestorben, und noch viele andere, schuldig und unschuldig, in den Tagen der berüchtigten Schreckensherrschaft. Ein Ausdruck, den er mochte, auch im Französischen: Règne de la Terreur .
Er drehte den Kopf und sah sie über die breite Straße schreiten mit ihren unglaublich langen Beinen. Sie war von einem Schwarm Touristen umgeben, erblickte ihn, ließ es sich jedoch nicht anmerken, bis sie den 3200 Jahre alten Obelisken erreichte. Frankreich
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