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Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Bourne Verrat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Glück gehabt: Encarnación war gerade von Paris nach Mexico City unterwegs gewesen, wo er einen palastartigen Wohnsitz besaß, als er sich zu einem Interview bereit erklärte, während sein Privatjet aufgetankt wurde. Er hatte jedoch darauf bestanden, dass keine Fotos gemacht wurden. Das überraschte Thorne nicht wirklich, nachdem er bei der Vorbereitung auf das Interview auf eine merkwürdige Tatsache gestoßen war: Es gab im Internet nirgends ein Foto von Encarnación. Er war ein Bär von einem Mann und sah irgendwie eigenartig aus, vor allem weil er völlig haarlos war. Thorne fragte sich, ob das gewollt oder auf eine Krankheit zurückzuführen war. Noch etwas Auffälliges hielt er auf seinem iPad fest: Encarnación sah ihn nie direkt an. Seine Augen waren ständig in Bewegung.
    »Heutzutage«, fuhr Encarnación fort, »ist keine noch so kleine Information mehr sicher, mag sie auch noch so gut verborgen sein. Alles kann gehackt werden. Das ist eine unbestreitbare Tatsache. Jede Stunde wird irgendwo eine verschlüsselte Webseite hinter einer sogenannten Firewall geknackt. Die jüngste und verheerendste Form des Terrorismus. Dieser Cyberkriminalität zu begegnen ist fast so etwas wie ein göttlicher Auftrag. Das ist mein Job.« Er hielt inne, um mit seinen farblosen Augen alles um sich herum aufzunehmen. Er hielt seine Sonnenbrille zwischen Daumen und Zeigefinger, als würde er sie jeden Moment aufsetzen. »So macht man im Internet-Zeitalter ein Vermögen.«
    Thornes Handy summte erneut. Er ignorierte es auch diesmal und fragte: »Mr. Encarnación, wie wurde eigentlich Ihr Interesse für die Internet-Sicherheit geweckt?«
    Encarnación reagierte mit einem dünnen Lächeln, das für Thorne seltsam beunruhigend wirkte. »Ich habe alles verloren, das ganze Geld, das ich mit Online-Trading verdient hatte. Mein Konto wurde gehackt, mein hart verdientes Geld war weg.« Wieder dieses mysteriöse Lächeln, das etwas Bedrohliches hatte, als würde man einem hungrigen Raubtier ins Gesicht blicken. »Es ist irgendwo in den unendlichen Weiten Russlands verschwunden.«
    »Ah, verstehe.«
    »Nein«, sagte Encarnación, »das verstehen Sie nicht. Ich wollte dorthin fahren, wo mein Geld verschwunden war, die Leute finden, die es gestohlen hatten, doch ich tat es nicht, weil Russland mein Untergang gewesen wäre.«
    Thorne schürzte die Lippen, als sein Handy zum dritten Mal summte. »Wie meinen Sie das?«
    »Wäre ich damals – unwissend, wie ich war – nach Russland gegangen, so wäre ich nicht zurückgekehrt.«
    Thorne lachte kurz auf. »Das klingt ein bisschen, ich weiß nicht … melodramatisch.«
    »Ja«, stimmte Encarnación zu. »So klingt es.« Wieder dieses Lächeln, genauso eindringlich wie das Summen von Thornes Handy. »Und doch ist es die reine Wahrheit. Waren Sie schon mal in Moskau, Mr. Thorne?«
    Thorne wollte nicht selbst zum Interviewten werden. »Ja.«
    »Geschäftlich?«
    »Äh, nein. Aber ich habe gehört …«
    »Sie haben gehört«, schleuderte ihm Encarnación ins Gesicht. »Wenn Sie nicht selbst Geschäfte in Moskau gemacht haben, dann waren Sie nicht wirklich dort, dann haben Sie absolut keine Ahnung.« Er schüttelte seinen kahlen Kopf. »Geld, Korruption, verkommene Politiker, Zwang, Erpressung. Das ist Moskau.«
    »Das kann man wahrscheinlich über jede größere Stadt sagen.«
    Unter Encarnacións Blick fühlte sich Thorne irgendwie klein und schwach. »Moskau ist anders. Besonders. Geld zu haben reicht dort nicht aus. Diese Leute, mit denen man gezwungen ist, Geschäfte zu machen, wollen mehr von Ihnen. Wissen Sie, was dieses Etwas ist, Mr. Thorne? Sie wollen in den Augen des Präsidenten glänzen. Seine Gunst ist ihnen so wichtig, dass sie alles tun würden, damit die Geschäfte in ihrem Sinn verlaufen. Wenn das nicht der Fall ist, zögern sie nicht, Sie erschießen oder lange nachdem Sie dieses Rattennest Moskau verlassen haben, mit Plutonium vergiften zu lassen.«
    »Plutoniumvergiftung – großer Gott!« , notierte Thorne auf seinem iPad.
    Encarnación zuckte nicht mit der Wimper. »Ich beschloss jedenfalls, einen Weg zu finden, mein Geld zurückzuholen. Die Behörden haben mir nicht geholfen, die verstanden damals noch weniger vom Hacken als heute.«
    Thorne hatte das Gefühl, einem wiedergeborenen Baron Münchhausen gegenüberzusitzen, jenem legendären Geschichtenerzähler, nur dass alles, was Encarnación erzählte, die Wahrheit zu sein schien. »So ist dann SteelTrap entstanden.«
    »Das

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