Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Schwester? Es geht ihr nicht gut?«
    Modeste schüttelte den Kopf.
    »Das Telegramm betrifft mich.« Sie sprach mit leiser, stockender Stimme.
    »Sie? Was kann das sein?«
    »Lesen Sie selbst!« Sie reichte Iversen das Telegramm. Der überflog die wenigen Zeilen:
    »Bin gezwungen, voraussichtlich die nächsten Tage hierbleiben zu müssen. Wünsche sehr, daß Du schnellstens hierherkommst.«
    »Hm!« Iversen faltete das Telegramm zusammen und gab es ihr zurück. Sein Blick ging dabei über Modestes Gesicht, die bedrückt… in trübem Nachdenken neben ihm herschritt.
    »Ich würde es ja sehr bedauern, wenn die Tage unseres Beisammenseins ein so schnelles Ende nehmen würden… Gefiel es Ihnen so wenig in Madrid, daß Ihnen der Wunsch Ihrer Schwester so unangenehm? Verzeihen Sie, wenn ich es ausspreche, doch verrät Ihr Gesicht nur zu deutlich die Abneigung, die Sie dagegen haben.«
    Sie waren aus den Anlagen herausgekommen. Der Strand breitete sich vor ihnen aus.
    »Gehen wir zu unserem Strandkorb. Wär’s möglich, daß ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein könnte? Entschuldigen Sie meine Freiheit, Baronin Modeste. Ich will mich keineswegs in Ihr Vertrauen drängen…«
    Modeste wandte den Kopf zur Seite, als wollte sie ihm ihr Gesicht verbergen.
    Iversen beugte sich vor. »Zürnen Sie mir?«
    Er sah, wie zwei Tränen über ihre Wangen rollten. Sie schüttelte heftig den Kopf, preßte ihr Taschentuch vors Gesicht.
    »Nein! Nein! Das ist es nicht.«
    »Modeste!« Iversen ergriff ihre Hand. »Die höchste Bitte, die ich an Sie stellen kann. Schenken Sie mir Vertrauen. Vielleicht, daß ich Ihnen helfen könnte. Nichts, was mir mehr am Herzen läge, als Sie… Modeste.«
    Mit stillem Entzücken sah er die feine Röte, die bei seinen Worten an ihrem Nacken emporstieg.
    Modeste blieb stumm. Er sah, wie es in ihr kämpfte.
    »Modeste!… Ich glaubte… Ihr Vertrauen…? Oh, wie mich das kränkt.«
    Da wandte sie sich ihm voll zu. Ein warmer Strahl brach aus ihren Augen.
    »Wie könnte ich Sie kränken wollen?… Sie!… Ich… Nur zu gern möchte ich Ihnen alles anvertrauen, was… doch ich weiß nicht, ob ich darf. Geht es doch nicht mich allein an. Jolanthe!… Wie würde sie… o Gott! Niemals, niemals darf ich Ihnen das sagen.«
    »Ihre Schwester… Jolanthe! Steht sie Ihnen nicht ganz zur Seite?«
    »Nein!… Nein! Sie denkt anders als ich, und ist doch die einzige auf der Welt, an die ich mich wenden könnte. Die mir am nächsten steht.«
    »So wollen Sie also fahren?«
    »Nein! Auf keinen Fall! Niemals wieder betrete ich Madrid.«
    Widerstrebende Gefühle spiegelten sich in Iversens Mienen. Er freute sich, daß sie bliebe, war enttäuscht, daß sie sich nicht offenbaren wollte.
    Sie sah es. Ergriff seine Hand.
    »Sie sind mir böse, Herr von Iversen? Nein, das dürfen Sie nicht. Wie gern möchte ich Ihnen alles erzählen… alles… doch es betrifft mich nicht allein.«
    *

In schwindelnder Höhe überschreitet der Paßweg von St. Jean her aus dem Norden kommend den Kamm der Pyrenäen, um dann den Quellen des Aragon nach Spanien hinein zu folgen. Tiefe Schluchten, in die selten ein Sonnenstrahl dringt. Schäumendes Wildwasser in der Tiefe. So schmal der Pfad, daß kaum zwei Saumtiere sich auf ihm ausweichen können.
    Hier… schon auf maurischem Gebiet, ein kleines Seitental. Breit ausladend ein flacher Talkessel im grünen Schmuck üppiger Almwiesen. Ein Blockhaus auf der Wiese. Hier hauste Juan Pagano. Korporal unter Gonzales, hatte er den maurischen Krieg bis zum bitteren Ende mitgemacht. Sich dann in diese Felseinsamkeit zurückgezogen, wo er von den Erträgnissen einer Almwirtschaft lebte. Aber nach wie vor blieb der Veteran seinem alten Führer Gonzales mit Leib und Seele ergeben, und seine Hütte hier war der verschwiegene Platz, an dem Gonzales und Eisenecker sich in den letzten Wochen schon öfter als einmal gesehen hatten.
    Von Norden her kam Eisenecker den Saumpfad hinab, bog jetzt in das Seitental ab und trat in die Hütte.
    »Da bin ich, Don Antonio.«
    Der Oberst hatte auf der Bank neben der Feuerstelle gesessen. Jetzt sprang er auf.
    »Seien Sie mir willkommen, Don Frederego. Sie wünschten mich zu sehen?«
    Eisenecker stutzte.
    »Gewiß, mein Freund, ich hatte den Wunsch, Sie zu sehen. Doch die Einladung kam diesmal von Ihnen.«
    »Von Ihnen!«
    »Von mir?«
    Der Oberst Gonzales zog ein Billett aus der Tasche und gab es Eisenecker. Der warf einen Blick darauf und preßte die Lippen

Weitere Kostenlose Bücher