Der Brand der Cheopspyramide
aufrichten, sich die Millionen, die unter fremder Herrschaft leben, wieder um die grüne Fahne des Propheten scharen, wird er unserem Werke gnädig sein. Daß es sich vollendet, bevor der Mond zum sechsten Male zu unseren Häuptern glänzt!«
»Er wird deinem Werke gnädig sein, Ibn Ezer!« Jolanthe griff nach dem Saume seines Gewandes, es zu küssen. »Ich eile, Ibn Ezer, deine Worte unserem Herrn zu melden.«
Im Hinausgehen verhielt sie den Schritt noch einmal kurz vor dem schimmernden Kasten, der Montgomerys Werk barg. Kein Geheimnis mehr darin! Das Rätsel war gelöst, die Kräfte des Apparates dienstbar gemacht. Heute noch für die Einzelnen hier. Morgen der ganzen Menschheit.
Die Blicke Abd ul Hafis’ folgten ihr, bis sie in dem Felsgang verschwunden.
»Warum weilst du noch, Abd ul Hafis? Ruft nicht die Arbeit mit lautem Klang?«
Der deckte kurz die Augen mit der Hand.
»Ja!… Ja! Ich komme gleich!… Bin schon bei dir.«
»Was ist dir, Abd ul Hafis? Du sprichst so seltsam.«
Er blieb jetzt stehen, die Lider halb geschlossen, den Blick nach innen gerichtet. Ein trüber, düsterer Zug auf seinem Gesicht. Mechanisch, halblaut murmelten seine Lippen die Worte.
»Das junge, schöne Weib!… Gott gab ihr einen hohen Geist… eine starke Seele. Und sie dient ihm… uns mit allen ihren Kräften. Gott wird es ihr lohnen. Wir selbst…?«
Er schüttelte den Kopf.
»Abd ul Hafis! Rätselhaft sind deine Worte. Welchen Sinn bergen sie? Droht ihr Gefahr?… Sie spottet aller Gefahren. Nur einmal schuf sie Gott. Eines Herrscherthrones ist sie würdig!«
»Herrscherthron!… Du sagst es… ihr Ziel ist’s… und doch… Ich stellte vorige Nacht ihr Horoskop… nur zu der ersten Stufe wird sie kommen… dann…«
»Und dann?… Was dann, Abd ul Hafis?«
»Mit Schaudern… mit Entsetzen sah ich, was die Sterne mir offenbarten… in Blitz und Feuer… in die Lüfte gerissen…«
»Wehe über deine Wissenschaft, Abd ul Hafis, hörte dich ein anderer als ich. Du, der Mann der exakten Wissenschaft, sprichst wie die Sterndeuter auf den Gassen.«
»Magst du mich verlachen, Ibn Ezer! Es wäre das erstemal, daß mich die Sterne betrogen hätten.« ---
Hoch über der libyschen Wüste das Flugschiff, das Jolanthe und ihr Hoffen westwärts trug. Dunkler, grauer Nachthimmel über ihr, soweit ihr Auge schaute. Doch in ihrem Herzen ein Leuchten, warm und hell, das Rettung strahlte aus aller Not. Der rasende Flug des Schiffes zu langsam für sie… für ihre Wünsche.
Gelang es… und es mußte ja gelingen, das Werk, mit dem sie die Herrschaft des Geliebten vor dem Untergang bewahrte… dann … auch der Traum erfüllt, den sie so lange geträumt… Sie an des Kalifen Seite… auf dem scherifischen Thron.
Ruhelos wanderte sie durch die langen Seitengänge des Schiffes. Da endlich! Die ersten Strahlen der Morgensonne brachen durch das dunkle Gewölk. Unter ihr ein grauer Schimmer… das maurische Meer!
Noch eine kurze Weile… festes Land unter dem Schiff. Jetzt sank der Kiel. Im hellen Sonnenschein die Türme und Dächer Madrids.
Und dann trat sie in das Gemach Abdurrhamans.
»Es ist wahr, Jolanthe?« Mit zitternder heiserer Stimme drängte er sich an die Eintretende, umklammerte ihre Hände, als wolle er sie zerbrechen.
Brennend… fragend senkte sich sein Blick in den ihren.
»Ist es wahr?«
»Es ist wahr! So gewiß Allah lebt!«
Ein Zucken erschütterte die Gestalt Abdurrhamans, ließ ihn wanken. Wie um sich zu halten, neigte er sich zu ihr, barg den Kopf in ihrem Gewand.
Sie stand wie zu Stein erstarrt. Nur die Rechte fuhr leise über das Haupt des Mannes. Das schönste, wunderbare Antlitz überstrahlt von einem überirdischen Schein des höchsten Glückes. Kaum bewegten sich die halbgeöffneten Lippen. Leise flossen die Worte aus ihrem Munde.
»Ja! Es ist wahr. Montgomerys Erbe harrt unseres Befehls.« Ihre Stimme erhob sich zu lauterem, vollerem Ton. »Doch das nicht alles! Mehr noch!… Besseres, Schöneres habe ich zu künden.«
Ihre Gestalt reckte sich höher. Wie Stahl, der auf Stahl schlägt, klangen die Worte.
»Unsere Feinde werden sich beugen… zurückweichen… fliehen! Aus Montgomerys Erbe werden die Waffen geboren, die uns den Sieg erkämpfen.«
»Jolanthe! Diese Worte!… Wie soll ich sie verstehen? – «
Abdurrhaman war von ihr zurückgewichen, die Hand wie abwehrend erhoben, als blende ihn ein Trugbild.
»Kein Trugbild!… Die Wahrheit alles, was ich jetzt noch sagen will!… Doch
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