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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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ist sie dann zurückgekehrt, und obwohl sie nicht an den offiziellen Prüfungsvorbereitungen teilnehmen durfte, haben sie sich ein paar Mal getroffen und die Abschlussarbeiten durchgesprochen, die sie zu schreiben hatte. Er war wirklich sehr nett. Kannst du dich noch an seinen Namen erinnern, Schatz?«
    » Irgendwas mit Faraday. Ich gehe mal nachsehen. Ich glaube, sie hat ein Buch von ihm in ihrem Zimmer.« Ohne es zu merken, hatte Gerald in der Gegenwartsform von seiner Tochter gesprochen und war aufgestanden und aus dem Zimmer gegangen, noch ehe ich ihm sagen konnte, dass wir den Namen über das College ermitteln konnten.
    » Also dieser Junge– war er denn Rebeccas Freund?«
    » Offiziell nicht, soweit ich weiß. Aber Sie wissen ja, wie Jugendliche in diesem Alter sind. Nach dem, was uns Rebecca erzählt hat, war jedenfalls alles ganz harmlos und unschuldig. Er war ein netter Bursche– Adam hieß er. Sein Familienname klang so ähnlich wie Rowland. Nein, Rowley war es. Adam Rowley. Das war wirklich unglaublich traurig. Der erste Schatten in Rebeccas Leben überhaupt. Ihre Großeltern sind gestorben, als sie noch zu klein war, um sich daran zu erinnern. Daher war es der erste Todesfall, den sie bewusst erlebte– es hat sie entsetzlich mitgenommen. Sie hat extrem an Gewicht verloren und die ganze Zeit nur geweint. Es hat Monate gedauert, bis sie wieder einigermaßen im Lot war. Und als sie dann wieder nach Oxford gegangen ist, um ihre Prüfungen abzulegen, war das natürlich sehr, sehr schwer für sie. Aber in Anbetracht der Umstände hat sie sich bewundernswert geschlagen.«
    » Wie war denn ihr Notendurchschnitt?«, fragte ich, eigentlich mehr aus Höflichkeit.
    » Sie hat mit 2,2 abgeschlossen«, antwortete Avril tapfer. » Sie war eigentlich eine Einserkandidatin, bevor sie ihre nervlichen Probleme bekam. Aber wir waren natürlich hocherfreut, als sie den Abschluss dann in der Tasche hatte.«
    Ich notierte mir den Namen, um ihn später in unserer Datenbank überprüfen zu können.
    » Caspian Faraday.« Gerald kam wieder herein und zeigte uns, leicht außer Atem, ein Buch mit festem Einband.
    » Oh, das hast du aber schnell gefunden, prima«, sagte seine Frau.
    » Das war nicht schwer. Sie hat ja ihre Bücher alphabetisch sortiert. Du weißt doch, bei ihr hatte alles seine Ordnung.« Die beiden waren nicht allzu oft in der Wohnung ihrer Tochter gewesen, mutmaßte ich.
    Er reichte mir das Buch. » Faraday hat es vor ein paar Jahren veröffentlicht. Wir haben es Rebecca zu Weihnachten geschenkt, als es erschien. Ich weiß gar nicht, ob sie je geschafft hat, es zu lesen. Es geht um den Hundertjährigen Krieg. Er ist recht bekannt als Experte für das Königshaus Plantagenet und tritt auch im Fernsehen auf und so weiter. Dieses Buch war jedenfalls ein Bestseller.«
    Ich blätterte gedankenverloren darin und blieb an der hinteren Umschlagklappe hängen, wo ich anhand eines Schwarz-Weiß-Fotos von Caspian Faraday ersehen konnte, dass dieser keineswegs ein älterer bebrillter Professor im Tweedjackett war, sondern ein außerordentlich gutaussehender Mann Ende 30 mit feinen Gesichtszügen, kurz geschnittenem blonden Haar und durchdringendem Blick. Seine Augen wirkten auf dem Bild fast durchsichtig, waren aber in Wirklichkeit vermutlich strahlend blau.
    Die Haworths schienen darauf zu warten, dass ich etwas sagte. » Sehr interessant.«
    » Ja, das stimmt«, bestätigte Gerald. » Er kennt sich wirklich hervorragend aus. Rebecca hat ihn sehr verehrt.«
    Ich musste unbedingt Kontakt zu Dr. Faraday aufnehmen. Und außerdem wollte ich mich ja noch mit den Kollegen in Verbindung setzen, die damals den Tod von Adam Rowley untersucht hatten. Diese beiden Gespräche sollte ich eigentlich direkt vor Ort führen, statt nur telefonisch. Wie ich heute schon festgestellt hatte, konnte es nie schaden, London mal ein paar Stunden hinter sich zu lassen. Und aus der überheizten Einsatzzentrale herauszukommen, wo sich Godleys gesamtes Team unablässig um die Hackordnung stritt, war auch nicht schlecht.
    Rebeccas Eltern wirkten auf einen Schlag vollkommen entkräftet. Gerald hatte wieder neben seiner Frau Platz genommen, sie ergriff seine Hand und lehnte sich an seine Schulter, als könne sie sich allein nicht mehr aufrecht halten.
    » Ich sollte jetzt besser gehen«, sagte ich rasch. » Ich habe Sie schon viel zu lange in Beschlag genommen.«
    » Rebecca war immer sehr bemüht, intensiven Kontakt mit uns zu halten, aber wir haben sie

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