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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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uns helfen, wenn Ihr wollt.
    Er soll gleich helfen, sagte Ghita, die ich ebenfalls nicht sehen konnte, und ich hatte den Eindruck, dieser Raum sei kein Raum, da er mir nicht durch Wände begrenzt schien. Er kann den Cucurbit für einen Augenblick halten, dann kommt alles ganz rasch wieder in Ordnung. Erschreckt nicht! Es geschieht Euch nichts. Ihr könnt mit der einen Hand das hier halten, sagte sie dann und schob mir ein flaschenähnliches Gebilde zwischen die Finger, und mit der anderen den Helm, er ist leicht.
    Ich hielt fest, was sie mir in die Hände drückte, in blindem Vertrauen, auch wenn ich nie zuvor in meinem Leben etwas von einem Cucurbit gehört hatte.
    Als der Rauch sich ganz langsam verzog und ich zumindest einige Konturen wahrnehmen konnte, sah ich einen rechteckigen Raum vor mir, nicht eben groß, aber vermutlich wirkte er nur deshalb so eng, weil sämtliche Wände mit Gestellen zugebaut waren, auf denen zahlreiche Apparaturen standen. Die eine Breitseite des Raumes nahmen Gebilde ein, die vermutlich als Öfen zu bezeichnen waren, zumindest spuckte der eine aus einem seiner vier Löcher jenen rötlichen Rauch aus, der bis zu meinem Balkon gedrungen war.
    Irgendwann tauchte Nardo aus den Schwaden auf mit einem riesigen Blasebalg, das Gesicht eingeschwärzt, was seine Mutter mit dem launischen Kommentar versah: Als wolltest du einen Kaufmannszug überfallen.
    Nardo nahm ein Tuch vom Haken, stellte sich vor einen kleinen Spiegel und versuchte, die Spuren eines ganz offensichtlich nicht geglückten Versuches zu beseitigen. Dabei murmelte er in einer Sprache, die ich nicht verstand, die aber auch nicht Venezianisch war, etwas vor sich hin, was Ghita zu einem Lachanfall brachte.
    Nein, mein Lieber, das warst du! Ich wollte lediglich den schwarzen Raben in eine weiße Taube verwandeln, nicht jedoch unser Labor in eine Räucherkammer. Der Athanor war unter deiner Aufsicht.
    Ich stand neben den beiden, hielt nach wie vor diesen Cucurbit in den Händen, und da Ghita inzwischen mit anderen Dingen beschäftigt war, legte ich schließlich beides auf einen kleinen Tisch in der Mitte des Raumes, die einzige freie Stelle, die dafür zur Verfügung stand.
    Die folgenden Minuten oder auch Stunden – die Zeit zerrann mir zwischen den Fingern – kamen mir wie ein Traum vor, von dem ich auch später, als ich irgendwann in der Morgenfrühe wieder in meinem Bett lag, nicht wußte, ob er Wirklichkeit gewesen war oder nicht. Ich hörte Begriffe, die ich nie zuvor gehört hatte: Alembicus, Balneum Marie, Pelikan, Rosenhut, Serpente, Retorte, Mohrenkopf, Kalzination, Sublimation, Putrefaktion, Koagulation. Das Wort, das am häufigsten benutzt wurde, war ›Transmutationsprozeß‹, eine Sache, die ganz offensichtlich nicht geglückt war und nun von neuem angegangen werden mußte.
    Zunächst stand ich dem Geschehen ziemlich hilflos gegenüber, aber dann tat ich, was Ghita ziemlich bald mit allerSelbstverständlichkeit und auch mit Geduld von mir forderte: Achtet darauf, daß die Wasserkühlung bei dem Mohrenkopf am Helm im Gang bleibt! Füllt Wasser nach, wenn es in dem Kessel zu Ende geht! Stülpt den Rosenhut über die Pfanne, und beachtet das Feuer dabei! Die Kräuter für den Galeerenofenfindet Ihr in meinem Gewürzbeet, man muß sie zerkleinern und dann für die Destillation herrichten. Mit diesem Zirkulationsgefäß können wir Vorgänge, die wochenlang dauern, beobachten. Und während sie erklärte und mir Anweisungen gab, stöpselte sie nebenher einen Korken in einen der Ballone, öffnete einen anderen, aus dem sofort Dampf in den Raum zischte, der sich auch nicht durch Hinundherwedeln vertreiben ließ und die Luft wieder nahezu undurchsichtig machte. Und zwischendrin nahm sie sich auch noch die Zeit, mich in die Grundzüge einer komplizierten und verschlüsselten Formelsprache einzuführen, die die einzelnen Abläufe dieses sogenannten Transmutationsprozesses erläuterte und streng geheim war.
    Ich tat gehorsam, was sie forderte, und hatte zugleich das Gefühl, daß mein Leben von nun an nie mehr das gleiche sein würde wie zuvor. Ich trat ein in ein anderes Leben, ein Leben, wie ich es mir ganz gewiß manchmal in meinen Träumen gewünscht hatte, vielleicht ohne es recht zu wissen.
    Und mit einem Male paßte auch alles zusammen, ich wußte plötzlich, wozu all diese Apparaturen in diesem Raum dienten: Ich war Zeuge des Versuchs, Gold zu machen, oder zumindest glaubte ich das in diesem Augenblick.
    Hört man es

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