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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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und nicht mehr. Es ist mehr als Loyalität Ihnen und dem Verlag gegenüber. Ich sage das nur, damit Sie wissen, aus welcher Haltung heraus der Brief entstanden ist. Denn ich möchte meine täglichen Versuche, aufrecht zu gehen, nicht schon abbrechen. Im übrigen glaube ich wirklich, daß Festigkeit die einzig richtige Politik in solchen Situationen ist. Erpressungsversuche und Schuldgefühle maximieren die Honorare, das ist tägliche immer neue Erfahrung. Herzlich Ihr Rudolf Rach.«

[426; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    2. März 1981
    Lieber Thomas Bernhard,
    schönen Dank für Ihren Brief vom 22. Februar. Es freut mich, daß Sie die Krankheit in die Flucht geschlagen haben.
    Das Gefäß hat Sie also gut erreicht, auch darüber freue ich mich. Es sollte in der Tat ein Ideenfaß sein.
    Sie schreiben, daß Sie Ende März nach Bochum fahren. Könnten Sie es nicht so einrichten, daß Sie am 27. März durch Frankfurt kämen? Das wäre sehr schön! Nachdem ich nun lange Zeit an meinem Schreibtisch saß, will ich am 30. März zu einer 14tägigen USA-Reise aufbrechen. Der Termin 27. März wäre ja auch deshalb angenehm, weil wir dann über das Buch »Krieg« sprechen könnten. Sie wissen ja, daß wir unser Programm für das 2. Halbjahr im Mai gedruckt vorliegen haben. Es wäre ja doch wohl gut, wenn das Buch regulär angekündigt wäre. Oder ziehen Sie einen Überfall vor?
    Frau Helene Ritzerfeld hat mich über Ihre Telefonate auf dem laufenden gehalten. 1 Der Vertrag »Am Ziel« liegt bei Kaut vor, er hat ihn aber noch nicht unterschrieben zurückgeschickt. Wir mahnen das jetzt wieder an, denn ohne den unterschriebenen Vertrag hätten die Festspiele keine Ankündigung bringen können.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1   Th. B. nimmt direkten Kontakt mit Helene Ritzerfeld auf wegen der Ausstrahlung von Der Präsident und Der Weltverbesserer im österreichischen Fernsehen. Am 24. Februar 1981 schreibt er ihr: »der Generalintendant des ORF, den ich persönlich kenne, macht mir den Vorschlag: der Suhrkampverlag akzeptiert, den ›Präsidenten‹ und den ›Weltverbesserer‹ betreffend, den Höchstsatz, den der ORF bezahlt und unterschreibt also in diesem Punkt. Die Differenz zwischen diesem Höchstsatz und meiner und also unserer Forderung, bezahlt der ORF unter einem anderen Titel direkt an mich persönlich. […] Dieser Vorschlag des Generalintendanten muss aber vollkommen unter uns bleiben, ich bin sicher, dass das so sein wird. Zum Unterschied des Generalintendanten, des Allmächtigen also, der ein Freund meiner Arbeit ist und sie auch durchsetzt, ist der Intendant des Ersten Programms, um das es hier geht, mein Feind. Die Dinge sind, wie die Welt, gewürzt, aber das ist ja das Gute.« In derselben Angelegenheit ruft er Helene Ritzerfeld am 27. Februar 1981 an. In der Gesprächsnotiz ist vermerkt: »Thomas Bernhard bittet darum, vorab nichts in der Sache zu unternehmen, auch keine neuen Verträge an ORF zu senden. Er will zuvor ganz klar geregelt haben, wie die Differenz vom ORF an ihn gezahlt wird. Solange er darüber keine Abmachung mit dem ORF hat, dürfen die Verträge nicht geschickt werden. Er würde, wenn man ihm die Zusicherung nicht gibt, die Sache eher platzen lassen.
Thomas Bernhard rief kurz darauf noch einmal an: ich muß ihm nach Minuten ausrechnen, was genau nach Tarif gezahlt wird, damit er danach dann die zusätzliche Forderung stellen kann.
Er war äußerst nett, aber auch sehr aufgeregt.
Zu Salzburg: er möchte wissen, ob der Vertrag für die Aufführung [von Am Ziel bei den Festspielen] abgeschlossen ist.« Am 6. März 1981 berichtet er an Helene Ritzerfeld, »ich habe alles klären können und bitte Sie, den Vertrag mit dem ORF, ›Präsident‹ und ›Weltverbesserer‹ betreffend, zu unterschreiben bzw. unterschreiben zu lassen«.

[427; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉; Telegrammnotiz]
     
    Zürich
    4. März 1981
    Kann man sich in Tagen vom Besten zum Schlechtesten verwandeln — stop – Da unterwegs kann ich Ihren Brief erst Montag beantworten 1 – stop – Vorschlag Treffen 24. oder 25. März in Salzburg oder Ohlsdorf oder 27. März in Frankfurt. Herzlich Ihr alter SU
    1   S. U. ist am 4. März 1981 zu Gesprächen mit Alice Miller und Madeleine Hohl in Genf und hält sich am Tag darauf in Zürich auf.

[428]
     
    Ohlsdorf
    6. März 81
    Lieber Doktor Unseld,
    ich will vom 24. bis zum 28. in Bochum sein und vielleicht können wir uns in dieser Zeit einmal einen ganzen

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