Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
bei uns übernachten? Ich selber fahre ebenfalls am 19. Juli weg, so daß diese beiden Tage 17. und 18. mir wirklich für das Gespräch willkommen sind.
Alles andere dann also mündlich.
Herzliche Grüße
Ihr
gez. Dr. Siegfried Unseld
nach Diktat verreist. i. A.
Burgel Geisler
[75; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
8. Juli 1969
Lieber Thomas Bernhard,
ich sitze über Ihrem Brief vom 1. Juli und denke über seinen Inhalt nach. Wann werden wir wohl aus unserer Korrespondenz und Beziehung die leidige Geldangelegenheit eliminieren? Es ist ja nicht ein Problem, das Sie mir stellen, sondern Sie wissen, daß auch Ziffern eine Sprache sprechen. Der Insel Verlag hat Ihnen ein Darlehen von DM 25.000.— geleistet. Er hat Ihnen Honorarvorauszahlungen in Höhe von DM 32.000.— gemacht; darauf erfolgten Gutschriften in Höhe von DM 24.000.—. Es verbleibt also eine Restsumme von DM 8.000.—.
Der Suhrkamp Verlag leistete Ihnen eine Vorauszahlung für den »Boris« in Höhe von DM 3.000.— und Garantiehonorar für »Ungenach« in Höhe von DM 2.000.—. Das ist eine Summe von rund DM 38.000.— und also wirklich nicht gering. Ich verdiene wirklich mehr Anerkennung als Ihren dauernden Tadel, den ich mir von Ihnen, Gott weiß warum, zuziehe. 1
Sie wissen auch, daß ich Ihre Arbeiten schätze. Sie wissen freilich nicht, wie sehr ich Sie schätze. Wir werden uns nach wie vor um die Verbreitung Ihrer Bücher bemühen. Das wird schwierig sein, aber wir geben den Versuch nicht und nie auf. Für die »Verstörung« haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Es kommt eine Beilage hinein, die einen interessanten Spiegel der Kritik des Buches gibt, und diese Beilage werden wir auch sonst kräftig verbreiten.
Wir planen ferner in der »es« einen Band »Über Thomas Bernhard«, den Frau Botond herausgeben wird. Er soll wichtige Arbeiten über Sie enthalten und schließlich auch eine Bibliographie. Auch damit, so hoffe ich, wird viel für Sie getan; und auch hier erscheinen Sie in guter Gesellschaft mit Frisch, Eich, Walser usw. Sie sehen, es geschieht einiges, und Sie sollten das auch wirklich anerkennen.
Nun aber zu Ihrer neuen Bitte: ich kann Ihnen a conto der Honorare Ihres neuen Buches DM 3.000.— zahlen, jedoch nicht auf einmal, sondern in monatlichen Summen von DM 1.000.—. Das hängt auch ein wenig mit unseren Finanzen zusammen, denen es gegenwärtig nicht sonderlich rosig geht. Finanzämter sind im übrigen schon glücklich, wenn überhaupt Zahlungen kommen.
Wann erhalten wir das Manuskript »Watten«? Wann, glauben Sie, können Sie das Manuskript für den neuen Roman fertigstellen? Ich habe dafür eine besondere Vorstellung, die ich Ihnen dann noch schreibe.
Schöne Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
1 S. U. bezieht sich auf eine Aufstellung der Honorarbuchhaltung vom 4. Juli 1969: »Herr Thomas Bernhard erhielt 1962 bis 1968 folgende Beträge gezahlt bzw. gutgeschrieben«. Danach belaufen sich die Zahlungen des Insel Verlags bis zum 31. Dezember 1968 auf genau 32282 DM (24.000 DM als A-conto-Zahlungen, 7782 DM Zahlung für Frost sowie weitere 500 DM als Vorschuß für Frost ), die Gutschriften aufgrund der Honorare auf 24208 DM (2078 DM für Amras , 7041 DM für Verstörung , 14248 DM für Frost , 408 DM für Prosa und 433 DM für Ungenach . Beim Suhrkamp Verlag standen insgesamt 6035 DM offen (3000 DM Vorauszahlung für Ein Fest für Boris , 407 DM unverrechnete Vorauszahlung für Prosa sowie unverrechnete Garantiehonorare: 572 DM bei Amras und 2056 DM bei Ungenach ).
[76; Telegramm]
Gmunden
24. 7. 69
erbitte die dreitausend nach ohlsdorf telegrafisch = herzlich bernhard
[77; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
Frankfurt am Main
25. Juli 1969
Lieber Herr Bernhard,
Sie sind auf meine Vorschläge nicht eingegangen. Ich habe Ihnen also gestern auf Ihr Telegramm hin die DM 3.000.— telegraphisch zugehen lassen. Die vorangehenden Zahlungen sind Vorauszahlungen für den kommenden Roman, dessen Manuskript Sie uns Ende ds. Js. übergeben wollen. Die jetzigen DM 3.000.— sind dann Vorauszahlung für eine übernächste Arbeit.
Schöne Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
[78]
Ohlsdorf
28. 7. 69
Lieber Herr Dr. Unseld,
Ihren Brief vom 25. verstehe ich überhaupt nicht und ich kenne mich genauso überhaupt nicht aus, was unser Finanzielles betrifft, das muss einmal mündlich und anhand von Papieren mit unseren Köpfen gemeinsam geklärt und dann aus der Welt geschafft
Weitere Kostenlose Bücher