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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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1975 beim Salzburger Residenz Verlag erscheint. Siehe zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte den Kommentar zu Th. B.: Werke 10 , S. 516ff.
    3    Ein Fest für Boris erscheint in Spectaculum 17 , S. 7-64.
    4   Der nach dem österreichischen Schriftsteller Franz Theodor Csokor benannte und von Richard Weininger gestiftete Preis wird vom österreichischen PEN-Club, dessen Präsident Csokor von 1947-1969 war, verliehen. Th. B. erhält den mit 15 000 Schilling dotierten Preis für Der Ignorant und der Wahnsinnige . Die Überreichung findet am 16. Oktober in den Räumen des PEN-Clubs, in der Wiener Bankgasse 8, durch Piero Rismondo statt. Th. B. stiftet das Preisgeld der Häftlingsfürsorge in Stein (siehe die Darstellung der Preisübergabe durch Th. B. in Meine Preise , S. 93-101).
    5   Im Nachlaß von Th. B. hat sich dazu unter dem Datum des »18. 11.« [das ist »18.10«] 1972 ein Briefentwurf erhalten, der eine Vorfassung zu diesem Brief darstellt:
»Lieber Herr Doktor Unseld,
die Fragen dieses Briefes bitte ich Sie, mir so bald als möglich zu beantworten, zu den Feststellungen, ehestmöglich Stellung zu nehmen. Zuerst bitte ich, innerhalb einer Woche, also sehr dringend, um eine genaue detaillierte Aufstellung meiner Finanzen nach den Salzburger Festspielen und der Fernsehaufzeichnung meines Stückes. Und zwar eine insgesamte Aufstellung aller mich betreffenden Geldbewegungen, geteilt in Darlehen und ›Normales‹.
Um bei dem Theater zu bleiben: ich empfinde den rücksichtslosen Nachdruck des ›Ignoranten‹ mit allen seinen Druckfehlern, diesen ganz und gar sinnentstellenden, entscheidenden, peinlichen, als ein nicht gerade zumutbares Vordenkopfstossen meiner Person. Wie kann passieren, was passiert ist? Eine neue Auflage zu machen im Bewusstsein, alle fürchterlichen Druckfehler aus der ersten alten Ausgabe zu übernehmen. Das zu kommentieren muss ich Sie selbst bitten. Aber was das Theater betrifft, habe ich im Verlag, wie ich von hier aus feststellen muss, nicht den geringsten Rückhalt, und es vollzieht sich alles in der bedenklichsten Weise ohne mich. Beispielsweise höre ich von den verschiedenen Vorbereitungen an den Bühnen in Zürich, München oder Wien vom Verlag überhaupt nichts, und das Natürlichste und tatsächlich zu fordernde wäre ja, dass ich doch laufend darüber, über die entscheidenden Vorgänge jedenfalls, Besetzungen, etcetera, unterrichtet werde. Nichts. Ich kann Herrn Rach sein Desinteresse an meiner Produktion und Person nicht verschweigen. Ich erfahre aus eigenem Hundertmal mehr, als aus dem Verlag, von dem ich soviel wie nichts erfahre. Bekomme ich irgendwann eine Nachricht, ist es eine unbedeutende, lächerliche, die ich längst weiss, und die die billigste ist. Von den Rezensionen werden mir die dümmsten Agenturmeldungen geschickt (siehe Berliner Aufführungen), keine einzige grössere, zum Beispiel aus der FAZ, die ich im Kaffeehaus finde. Wenn ich auf den Verlag angewiesen bin, was Rezensionen, Nachrichten etcetera betrifft, so bin ich doch auf dem Stand des erfolglosesten Schriftstellers gehalten. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, dass für mich wirklich etwas getan wird, denn dass ein paar Bühnen, die ausserordentlichsten allerdings, mein Theater spielen, ist doch rein mein Verdienst, das müssen Sie sich leider offen sagen lassen und nicht das Verdienst des Verlags. Denn soviel sehe ich schon: dass ich im Verlag keine Potenz habe, die für mich da ist und eintreten kann, eintreten will nicht einmal und dass ich auch mit dem nächsten Stück den Alleingang machen muss. Wozu aber habe ich dann einen Verlag im ›Hintergrund‹? Ausser anonyme Sekretärinnen, die mir von Fall zu Fall lächerliche Zeitungsausschnitte schicken, auf die ich verzichten kann, höre und sehe ich nichts.
Rach ist sein Desinteresse an dem, was ich mache, auch ohne seine Post, in welcher kein klares, mutiges, oder auch nur sachliches Wort steht, abzulesen.
Und Sie selbst lassen monatelang auch nichts hören und beantworten nicht einmal entscheidende Fragen, wie die von mir vor beinahe drei Monaten an Sie gerichtete: eine Dokumentation zu machen über die Salzburger Vorfälle. Wenn Sie einen solchen Band nicht wollen, dann schreiben Sie es mir doch, aber ignorieren Sie meine Frage nicht.
Von Hilde Spiel hörte ich gestern, dass Sie ihr gesagt haben, Sie hätten mich zur Annahme des Csokorpreises überredet, die Wahrheit ist aber doch, dass wir über diesen Preis nicht ein

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