Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
Vom Netzwerk:
ihr Sohn die Häuser über den Jahreswechsel nicht vermietet hatte. Betriebsruhe. Er hatte ihr gegenüber gesagt, dass die Heizkosten im Winter zu hoch seien und der ganze Aufwand mit dem Putzen für drei Tage nicht lohne, und die Nachfrage über Silvester ließe eh zu wünschen übrig und so weiter.
    Doch nach dem Telefonat hatte Alide Konstantin ihre zwei Zentner in ein Taxi geschoben und war in die Stadt gefahren. Sie hatte drei Häuser, große A partmenthäuser, zwei moderne und die Villa in der Bismarckstraße. Und alle waren voll belegt. Bis unter das Dach vermietet. Herr Beutel war auch unter den Gästen, die sie um zehn Uhr am Neujahrsmorgen energisch aus dem Bett geklingelt hatte. Und mit ihm stand der ganze Skatclub Recklinghausen-Süd in den Klamotten vom Vortag Oma Alide Spalier. Die gemeinschaftlichen Ausdünstungen hatten eine berauschende Reichweite von fast zwanzig Meter Umkreis. Dieses lächerliche Bild war eine ganze Woche lang Gesprächsthema auf der Insel gewesen. Doch eigentlich war es ganz und gar nicht zum Lachen gewesen.
    Veit Konstantin hatte seine Mutter in nur drei Tagen um satte fünftausend Euro betrogen. Ihr Anteil am Vermietgeschäft. Sie war immerhin die Eigentümerin, er nur der Verwalter. Und keiner konnte mehr nachvollziehen, wie oft er schon ein ähnliches Spiel gespielt hatte. Er musste sich verdammt sicher gefühlt haben.
    Und wenn die Kinder sich nicht an ihn, an Jasper gewandt hätten, dann wäre die ganze Sache vielleicht niemals aufgeflogen. Wenn Jasper nicht bei Oma A lide angerufen hätte …
    So hatte Veit Konstantin nicht nur ein faustdickes Zerwürfnis mit seiner Mutter und Arbeitgeberin auszubaden, zahlreiche weitere Hausbesitzer entzogen ihm in den darauf folgenden Tagen die Verwaltung ihrer Immobilien.
    Dies war der Grund, weshalb Jasper nun der Schweiß aus den Poren kroch und das muffige, inzwischen klamm gelegene Shirt klatschnass machte. Wenn ihn Konstantin jetzt hier entdecken sollte, dann würde es mehr als unangenehm für ihn werden. Dann könnte es sein, dass er sich die Langeweile und Ungewissheit zurückwünschte. Denn er war sich Konstantins Wut bewusst, und er war sich auch im Klaren darüber, dass dieser Mann keine klärende Diskussion mit ihm führen würde.
    Doch die Schritte waren inzwischen nicht mehr über ihm, er hörte das trockene Geräusch der Fußsohlen auf der Steintreppe, die nach unten in den Keller führte. Jasper hielt den Atem an. Ein Schlüssel rüttelte energisch im Schloss. Gott sei Dank war es nicht seine Tür, die geöffnet werden sollte. Plötzlich vernahmen seine Ohren das metallene Geräusch nicht mehr, stattdessen aber das angestrengte, bullenhafte Schnauben des Mannes, der sich nun anscheinend direkt vor seiner Tür aufhielt.
    Jasper blickte sich um, wo sollte er sich verstecken? Wenn Veit Konstantin nun wusste, dass er sich hier irgendwo aufhielt, dann wäre es sinnlos, sich zu verkriechen. Er saß wie versteinert auf seiner schäbigen Gartenliege und bemerkte, dass sich die Türklinke nach unten bewegte. Ein Ruck von außen, die Tür blieb verschlossen.
    »Hallo, ist da jemand?«, hörte er die Stimme. Das Klimpern eines Schlüsselbundes folgte. Wenn er nun hereinkam?
    Die Erstarrung löste sich, als er den ersten Schlüssel im Schloss hörte. Er richtete sich elend langsam auf, bloß kein Laut, er musste so still und reglos sein wie die verbrauchte Luft in diesem Raum. Der Schlüssel passte nicht. Die Liege knarrte, als er sich erhob. Dann legte er sich auf den Boden und schob sich von der Fußseite her mühsam durch das Gestänge. Ein lächerliches Versteck. Wenn Konstantin gleich hereinkäme und ihn platt und hilflos hier liegen sah, dann wäre er ihm ausgeliefert.
    Auch der zweite Versuch, die Tür zu öffnen, schlug fehl. Jasper rückte noch ein Stück weiter nach vorn. Mit seinem linken Arm bekam er einen Karton zu fassen, er zog ihn zu sich heran, doch er verbarg ihn so gut wie gar nicht vor den Blicken eines Suchenden.
    Ein schnelles, gleitendes Klacken im Schloss verriet ihm, dass der dritte Schlüssel passte.
    Er hielt die Luft an. Die Tür ging langsam auf, sein Glück, dass sie sich zur anderen Seite öffnete. Ein paar wenige Sekunden, die ihm blieben. Die Schritte kamen in den Raum.
    Dann stand er da. Konstantin blickte sich um.
    Als das laute, aggressive Piepen ertönte, hätte Jasper sich vor Schreck beinahe aufgerichtet. So blieben ein paar Haare im Metallgestell der Pritsche hängen, er riss sie heraus. Es

Weitere Kostenlose Bücher