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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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er?« Sanders hoffte, dass er gleichgültig wirkte, dass sich dieser Satz wie ein harmloser Plausch ohne Hintergedanken anhörte. »Wie ernst ist die Sache mit ihm und Wencke?« Kleine Pause, Sanders entging nicht, dass Britzkes Stirn ein paar skeptische Falten warf. »Ich meine nur, ob wir im Kollegenkreis bald für ein Hochzeitsgeschenk sammeln müssen …«
    »Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, passt nicht zu Wencke, das mit der Heiraterei meine ich, der Ansgar passt eigentlich schon ganz gut zu ihr.«
    »Inwiefern?«, brachte Sanders über die Lippen, den Blick starr auf seine eigenen nackten Füße und den Sand darunter geheftet.
    »Er ist ein Netter, ziemlich zuverlässig, ausgeglichen, ruhig und so. Eben alles das, was Wencke nicht unbedingt ist, ich denke, sie können sich ergänzen.«
    Sanders fand, dass er selbst eigentlich auch nett, ausgeglichen und zuverlässig war, vielleicht nicht ruhig, aber er konnte sich an Wenckes Seite eigentlich keinen stillen, schüchternen Kerl vorstellen. Ein verräterisches Seufzen glitt zwischen seinen Lippen hindurch, und er beschloss, das Thema zu wechseln, bevor es peinlich wurde.
    »Britzke, erzählen Sie mir, wie Sie die Sache hier auf Norderney einschätzen. Ihre Sicht der Dinge würde mich interessieren.«
    »Dieses Mädchen hatte einen guten Grund, vom Dach zu stürzen, egal, ob sie gestoßen wurde oder aus freien Stücken gesprungen ist. Abgesehen davon finde ich es sehr erfreulich, dass Sie mich mal nach meiner Meinung gefragt haben.«
    Sanders räusperte sich nur. Schweigend gingen sie ein paar Schritte nebeneinander und trieben mit den nackten Füßen das lauwarme Meerwasser in kleinen Wellen vor sich her.
    »Wenn Sie noch mehr von mir hören möchten …«
    »Nur zu, Kollege.«
    »Meiner Ansicht nach sind wir in diesem Fall die Einzigen auf der Insel, die überhaupt an einer Auf klärung interessiert sind. Abgesehen von den Nor derneyer Kollegen natürlich, doch die haben ohnehin in der Hauptsaison alle Hände voll zu tun. Wencke Tydmers sucht ihren Bruder, wir suchen die Wahrheit über den Tod des Mädchens, und wie es aussieht, hängen diese beiden Geschichten ziemlich eng zusammen. Wir sollten also unbedingt gemeinsame Sache machen. Sonst kann es uns passieren, dass alle Spuren im Sande verlaufen, denn daran scheinen einige hier ein reges Interesse zu haben.«
    Meint Britzke stieg auf die steinerne Buhne, die sich vor ihnen aus dem Wasser erhob. Als er auf der anderen Seite hinuntersprang, landete er bis zu den Oberschenkeln im Wasser. Ohne ein Wort über das Missgeschick zu verlieren, öffnete Britzke seine Jeans und schob sie über die nassen Beine nach unten. Er trug Boxershorts, weiß-blau karierte, die nach Fünferpack im Sonderpostenmarkt aussahen. Sanders schaute sich um, doch niemand schien Anstoß daran zu nehmen, dass ein Polizeibeamter in Unterhosen am Strand entlangspazierte.
    Seufzend streifte auch Sanders seine Beinbekleidung ab. Es war schließlich seine einzige Hose ohne Fahrradölflecken, und die musste er schonen. Es sah im Moment nicht so aus, als könnten sie heute Abend die Insel verlassen. Die hellblauen Zipfel seines Hemdes streiften eine Handbreit unter dem Schritt seine solariumsgebräunte Haut. Egal, wie lächerlich er sich für einen kurzen Moment fühlte, neben Britzke machte er immer noch eine ganz gute Figur.
    »Gehen wir die Leute mal durch«, schlug Sanders vor. »Rosa Grendel alias Pinki zum Beispiel. Welches Interesse sollte sie daran haben, Tatsachen zu verschleiern?«
    »Vielleicht hat sie keine so rühmliche Rolle gespielt als beste Freundin«, schlug Britzke vor. »Hat Warnsignale überhört oder sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht. Gestern bei der Vernehmung hat sie auf mich zumindest nicht gerade den Eindruck gemacht, als sei sie wirklich ahnungslos.«
    »Und warum haben Sie nichts dazu gesagt?«
    Meint Britzke zog die Mundwinkel nach unten und die Schultern nach oben. Mehr hatte er darauf nicht zu erwidern, und Sanders begann, an seiner Teamfähigkeit und seinen Führungsqualitäten ernsthaft zu zweifeln. Sollten all die Weiterbildungsmaßnahmen im Urlaubsseminar auf Menorca mit dieser Geste zunichte gemacht werden?
    »Wir werden das Mädchen heute noch besuchen«, schlug er vor. »Und wir werden sie nach Veit Konstantin fragen.«
    »Und nach Jasper Tydmers.«
    »Auch nach dem, Sie haben Recht.« Sanders wunderte sich selbst, wie leicht ihm diese Worte über die Lippen gingen. »Was hat Ihr

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