Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
Vom Netzwerk:
Schatten
    »Um was geht es hier eigentlich, Britzke? Um Geld? Um Häuser? Um die besten Plätze?« Barfuß war Axel Sanders schon lange nicht mehr unterwegs gewesen. Schon gar nicht im Dienst. Doch die Hitze ließ es nicht anders zu, und als Meint Britzke sich seiner schäbigen Turnschuhe entledigt hatte, da konnte Sanders es ihm gleichtun. Es war eine Wohltat, zugegeben, und er verspürte so etwas wie Vorfreude, als sie ihre Schritte in Richtung Strand lenkten, dass er gleich das angenehm kühle Nordseewasser um seine Zehen spülen lassen konnte.
    Sie hatten Wencke Tydmers nur um ein paar Augenblicke verpasst, die Dame am Klinikempfang hatte ihnen jedoch ausgerichtet, dass alles in Ordnung sei. Sanders war erleichtert. Der kurze Moment im Auto, als sie schweigsam und nicht nur am Arm verletzt aus dem Fenster geblickt hatte, war ihm nahe gegangen. Und es hatte ihm zu denken gegeben, dass ausgerechnet sie Opfer eines Mordanschlages geworden war. Sie suchte doch nur ihren Bruder, wer sollte sich daran stören? Es gehörte nicht allzu viel Kombinationsgabe dazu, hier eine Verbindung herzustellen. Veit Konstantin hatte geradezu allergisch auf den Namen Tydmers reagiert, nicht zuletzt, weil er einen Zusammenhang zwischen dem Tod des jungen Mädchens und dem Verschwinden des »Brombeerpiraten« herzustellen versuchte. Inzwischen hatte sich Sanders bei den Norderneyer Kollegen ausgie big nach Konstantins angeblicher Zuverlässigkeit erkundigt und erfahren, dass es nicht weit her damit war. Ganz im Gegenteil, der Ziehvater der Toten wurde auf Norderney als Betrüger und, wie hatte Kommissarin Lütten-Rass es ausgedrückt, als »Arschloch« tituliert.
    Sanders hatte sich unverzüglich in den Dienstwagen gesetzt und war mit für die Inselverhältnisse rasantem Tempo zurück zu dem kleinen Haus in den Dünen gerast. Doch wenn es dort je irgendetwas Verdächtiges gegeben hatte, so war es Konstantin gelungen, dies in der kurzen Zwischenzeit zu verbergen.
    Der Schlüssel aus der Hosentasche des Mädchens hatte zur Tür eines Kellerraumes gepasst, die bereits offen stand. Dahinter nichts als abgestandene Luft, kaum wahrnehmbarer Uringestank und unspektakuläres Gerümpel. Inzwischen gingen sie davon aus, dass Leefke dort das Fahrrad gefunden hatte, mit dem sie in der Nacht zur Maritim-Klinik gefahren war.
    Alles in allem war aus den hier und da gewonnenen Erkenntnissen nichts als ein lückenhaftes Bild zu erstellen. Ein unvollständiges Puzzle, mehr nicht. Sanders wusste, dass er auf Hilfe angewiesen war, wenn er etwas herausfinden wollte. Und er wusste auch, wen er darum bitten musste.
    »Was halten Sie davon, wenn wir Frau Tydmers … nun, wie soll ich sagen, in den Fall mit einbeziehen?«
    Sie waren inzwischen auf der steinernen Uferpromenade angelangt, und vor ihnen breitete sich dunkelblau und riesig das Meer aus. Selbst die Nordsee schien zu schwitzen, denn statt der erhofften spritzenden Brandung leckte das Salzwasser nur träge am weißen Strand. Eine Hand voll Touristen klebte auf dem Stückchen Sand zwischen den dunkelgrauen Buhnen, Sanders und Britzke waren die Einzigen, die sich in der Senkrechten bewegten. Ein gigantischer Dreimaster schien die Insel anzusteuern, seine weißen Segel hingen schlaff in der Flaute, doch dieses Schiff war das Einzige, was Sanders daran erinnerte, dass dies das Meer und kein läppischer Badeteich war.
    Britzke reagierte nicht annähernd so überrascht, wie Sanders erwartet hatte. »Ich denke, das ist eine gute Idee.«
    »Vorausgesetzt, sie macht mit. Schließlich hat sie Urlaub.«
    Der graue Beton unter ihren Füßen hatte die Sonnenhitze in sich aufgesogen und verbrannte Sanders erbarmungslos die empfindlichen Fußsohlen. Er bemühte sich, möglichst kurz aufzutreten, was seinen Gang zu einem flüchtigen, kindlichen Tanz werden ließ. Endlich erreichten sie den Sand, die Oberfläche war ebenfalls heiß, doch darunter, wenn man die Zehen ein wenig tiefer bohrte, fand sich lindernde Kühle.
    »Sie wird mitmachen. Es wird einen triftigen Grund haben, dass sie hier auf Norderney und nicht mit ihrem Freund in Äquatornähe ist.«
    Britzke war als Erster an der Wasserkante angelangt. Er krempelte seine Hose bis über die Knie und ging weiter, bis das Meer seine leicht behaarte Wade zur Hälfte umspielte. Sanders tat es ihm gleich, auch wenn es ihn einige Überwindung kostete.
    Der nächste Satz verlangte ihm allerdings noch einiges mehr ab. »Ihr Freund, dieser … dieser … ähm, Ansgar heißt

Weitere Kostenlose Bücher