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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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in einem Auricher Bistro zu speisen. Niemand hätte auch nur ahnen können, dass er heute bis spät in die Nacht auf der Insel zu tun hatte. Sein Magen knurrte, leider nicht laut genug, dass Britzke es trotz der Schiffsmotoren hören konnte und ihm vielleicht etwas abgegeben hätte. Andererseits war er eventuell auch noch sauer wegen des abgeblasenen Montagmorgenkaf fees und hätte ihn lieber verhungern lassen.
    Hätte er dieses verdammte Meeting nicht sausen lassen, dann wäre der Anruf in ihr morgendliches Miteinander hineingeplatzt und er hätte diesen Inselaufenthalt Greven und Strothmann oder sonst wem in den Magen drücken können. O ja, Axel Sanders ärgerte sich wirklich.
    Der einzige Lichtblick war die Publicity, die der Tod eines jungen Mädchens zweifelsohne mit sich brachte. Er würde als derzeitiger Leiter der zuständigen Mordkommission sicherlich auch eine Zeile in der Lokalpresse wert sein. Aber da der Sturz vom Klinikdach allem Anschein nach sowieso nur ein Selbstmord war, verebbte das öffentliche Interesse an dieser Sache mit Sicherheit schnell.
    Die Fähre schien bereits fast die Insel erreicht zu haben, Sanders erkannte den bevölkerten Badestrand und winkende Leute auf der steinernen Promenade. Kurz vor Tuchfühlung bogen sie rechts ab.
    »Ist rechts jetzt Steuerbord oder Backbord?«, fragte er Britzke, der so etwas immer wusste.
    »Ist das irgendwie wichtig in unserem Fall?«, entgegnete dieser mit vollem Mund. Sein Kollege war also tatsächlich noch wütend. Nachtragender, kleinkarierter Familienvater.
    Der Lautsprecher informierte: »Wir werden in wenigen Minuten im Hafen von Norderney festmachen. Bitte gehen Sie nur unten in der Eingangshalle von Bord und halten Sie beim Verlassen des Schiffes Ihre Norderneycard bereit. Alle Mitreisenden mit PKW werden gebeten, sich umgehend zu ihren Fahrzeugen zu begeben und beim Verlassen der Fähre den Anweisungen unseres Personals Folge zu leisten. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Inselaufenthalt und erinnern Sie daran, dass montags keine 23-Uhr-Abfahrt stattfindet. Die letzte Fähre nach Norddeich verlässt also bereits um 18.30 Uhr die Insel.«
    »Na toll«, motzte Britzke ihn an. »Hatten Sie mir nicht eine Nacht im heimischen Bett garantiert?«
    »Vielleicht sind wir bis dahin ja mit unserer Arbeit durch.«
    »Na, Sie sind ja sehr optimistisch. Mit unserer Verspätung sind wir jetzt erst gegen 14.45 Uhr auf der Insel, bis wir am Tatort sind, ist wieder eine halbe Stunde vergangen. Und wenn wir bis 18 Uhr nicht wieder zum Hafen aufbrechen, dann verpassen wir das Schiff sowieso. Dazwischen Vernehmungen der Eltern und Freunde, was ohnehin immer sehr mühsam ist, gegebenenfalls Tatverdächtige besuchen und so weiter. Und nun sagen Sie mir mal, wie wir in weniger als drei Stunden unseren Job erledigen sollen, Sie Witzbold.«
    Täuschte er sich, oder war Britzke ihm gegenüber schon einmal respektvoller aufgetreten? Als er, Axel Sanders, noch als Favorit für den Chefsessel in Au rich gehandelt wurde, da war ihm dieser schnauzbärtige Niemand bewundernd um die Füße gestrichen. Wencke Tydmers hatte in ihrer Abteilung ganz neue Saiten aufgezogen, und dabei war allem Anschein nach auch ein vernünftiger Umgangston flöten gegangen. »Vielleicht hat unsere Norderneyer Kollegin ja schon das Wichtigste erledigt«, beschwichtigte er, glaubte seinen eigenen Worten allerdings kaum.
    »Kennen Sie sie denn?«
    Sanders war dieser Person niemals begegnet, doch er hatte sich bereits am Telefon sein Bild von ihr gemacht. »Na ja, Kommissarin Lütten-Rass, so ‘ne Kleine, Zierliche. Sie wird uns gleich vom Hafen abholen. Dann werden Sie sie kennen lernen, Britzke.«
    Die Fähre bog erneut ab, diesmal nach links, Backbord oder Steuerbord eben, und der Hafen tauchte vor ihnen auf. Sanders meinte fast, er wäre wieder in Norddeich angekommen. So hatte er sich einen Inselhafen nicht vorgestellt: Taxen, Busse, Menschenmassen. Er kannte nur Juist, wo man direkt ankam und das Gefühl hatte, die Zeit sei stehen geblieben. Hier hatte die Zukunft bereits begonnen. Das Schiff legte routiniert und ohne einen Ruck an, die Motoren der Autos jaulten auf, und ehe er sich versah, war das Schiffsdeck wie leer gefegt. »Na, das geht doch schon hier ein rasantes Tempo an, Britzke. Nun machen Sie sich mal keine Sorgen, heute Abend sind wir wieder auf dem sicheren Festland.«
    Sie gingen die Autorampe hinauf. Die Ebbe hatte das Schiff wie in einer kleinen Kuhle verschwinden lassen. Erst

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