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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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er das Zimmer verlassen hatte, schaute sie sich um. Es war kein Spiegel im Raum, das Einzige, was sich für ihre Zwecke eignete, war der silberne Papierkorb unterm Schreibtisch. Sie hockte sich davor und wischte mit dem Handrücken die zerlaufene Farbe von den Augen. In ihrer kleinen, fransigen Handtasche hatte sie zum Glück den Abdeckpuder dabei. Schnell tupfte sie den Schwamm über die brennende Haut ihrer Wangen. Dann öffnete sich die Tür, sie kniete immer noch vor dem Abfalleimer. Wie peinlich. Hastig zog sie sich wieder am Stuhl empor. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    Der Typ reichte ihr eine kalte Dose. Was er wohl trug, wenn er nicht diese geschmacklosen Polizistenhemden anhatte? Er lächelte.
    »Ist schon gut. Das braucht dir nicht unangenehm zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, wie mies du dich fühlst.«
    Warum musste er gerade so etwas sagen. Sie fühl te sich wie ein kleines Kind. »Hör zu, ich werde bald sechzehn.« Warum sie das sagte, wusste sie selbst nicht genau.
    Zum Glück spielte er weiter. Sie schaute aus dem Fenster. Die Maritim-Klinik versperrte ein paar Schritte weiter groß und dunkel den Blick auf das Meer. Der eckige, moderne Kasten mit verspiegelten Fenstern und sandfarbenem Stein breitete sich klobig zwischen vereinzelten Dünengräsern aus. Da arbeite te Jaspers Frau. Was die wohl gerade machte?
    Sie fand noch einen Rest Nagellack am kleinen Finger.
    Endlich ging die Tür auf. Die dicke Qualle in Uni form und zwei Fremde kamen herein und lächelten ihr aufmunternd zu, wie Lehrer, wenn es Zeugnisse gab.
    »Tut uns Leid, die Verspätung, Pinki. Die Fähre hat getrödelt, und dann musste ich meinen Kollegen hier auch erst den Tatort zeigen. Aber jetzt sind wir da, und wir sind froh, dass du auf uns gewartet hast.«
    Alle drei nahmen auf der braunen Couch hinter ihr Platz, sie drehte sich mit dem Bürostuhl zu ihnen um und ließ sich nicht anmerken, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug.
    »Hallo Kleine«, sagte der Größere von den beiden Fremden, und schon war er bei ihr unten durch. »Mein Name ist Axel Sanders, ich leite zur Zeit die Auricher Mordkommission. Der Mann hier heißt Meint Britzke, er ist sozusagen mein Assistent. Und wie heißt du?«
    »Pinki.«
    Er tat ein wenig so, als müsse er husten. »Ich bin ja nicht von hier und kenne mich mit den eigenartigen ostfriesischen Namen nicht so gut aus. Aber Pinki, denke ich, ist nicht dein richtiger Name, stimmt’s?«
    »Rosa Grendel.«
    »Ach so, Rosa gleich Pinki? Clever, clever! Pinki, hast du schon einmal einen Krimi im Fernsehen angeschaut?«
    Meine Güte, war der schrecklich. Sie überlegte sogar einen kurzen Augenblick, ob sie überhaupt nicken sollte.
    »Gut, dann weißt du ja ein klein wenig von unserer Arbeit. Wir sind hier, um dich zu deiner Freundin Leefke Konstantin zu befragen. Wir müssen uns nämlich ein Bild davon machen, wie und warum das letzte Nacht mit ihr geschehen ist.«
    »Aber sie hat sich doch selbst umgebracht«, platzte es aus ihr heraus.
    Der Schleimer lächelte. »Da weißt du aber mehr als wir, denn die Polizei muss solchen Dingen genau auf den Grund gehen, damit wir auch ja nichts übersehen, was wichtig sein könnte.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie könnte auch gestoßen worden sein?«
    »Na, du bist aber eine ganz Aufgeweckte!«
    »Ich bin nur nicht blöd!«, konterte sie und sah aus den Augenwinkeln, dass der Süße am Computer leise lachte.
    »Das habe ich auch nie von dir gedacht, mein Kind. Aber was meinst du denn? Hatte deine Freun din Kummer? Liebeskummer vielleicht? Oder fällt dir jemand ein, vor dem sie vielleicht Angst hatte?«
    »Nein.«
    »Pass mal auf, ich werde dir jetzt sagen, was wir bislang herausgefunden haben.«
    Pinki nickte genauso lustlos, wie sie es auch im Sozialkundeunterricht tat, wenn sie sich eigentlich für etwas brennend interessierte, es sich aber nicht anmerken lassen wollte.
    »Deine Freundin Leefke ist so gegen neun Uhr am Leuchtturm gesehen worden. Was könnte sie um diese Zeit dort getrieben haben? Fällt dir etwas ein?«
    »Sie hat sich die Strahlen reingezogen.«
    Das Gesicht des Kommissars verzog sich. »Drogen?«
    Pinki lachte los, und zu ihrer Erleichterung bemerkte sie, dass der nette Polizist und die Dicke sich auch über die Bemerkung des Kommissars lustig machten.
    »Herr Kollege Sanders, Sie sind hier nicht im Sündenpfuhl der ostfriesischen Republik gelandet«, die fetten Schultern der Polizistin wackelten, als sie das sagte. »Pinki

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