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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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ich ihren Hunger stillen will. Ist Mlaisso ein guter Verwalter?«
    »Er ist klug, gerecht und mit unserer Arbeit zufrieden. Herrin Tenbi sorgt für den kranken Herrn. Jeder liebt die junge Frau.«
    »So sehen es die Götter gern.« Karidon dankte und suchte Mlaisso. In der Halle standen entlang der Wände große Krüge. Der durchlässige Ton ließ Wasser verdunsten; die Luft war angenehm. In großen Kupferbecken lag frische Holzkohle. Mlaisso unterbrach sein Gespräch mit Khenso und Ptah und klatschte in die Hände. Ein Schreiber kam herein und verbeugte sich.
    »Lies uns vor, was man im Großen Haus geschrieben hat.«
    »Ich weiß es auswendig, Neb Mlaisso.«
    »Dann sag's uns.«
    »Tatji Ikhernofret lässt die Worte des Goldhorus, des Aufgehens der Wesenskräfte des Sonnengottes, niederschreiben. An die Mannschaft der Auge der Morgenröte : Eure Taten sind stromauf, stromab berühmt. In den ersten Tagen des Phamenat werde ich mit dem Heer, Handwerkern und Arbeitern ins elende Kush ziehen, alle Kämpfer töten, ihre Anführer gefangennehmen und die Kupfergruben und Goldbergwerke wieder öffnen. Die Handelsstraße wird von Chertihoteps und Nefer-Herenptahs Soldaten freigehalten. Ich habe unzählige Schiffe, aber dennoch nicht genug. Der Goldhorus sagt: Segelt mit so vielen Männern, wie euer schönes Schiff zu tragen vermag, nach Ta-Seti und holt mich, die Beute und die tapferen Soldaten im Paophi oder Athyr des nächsten Achet ab, denn sieben Monde lang werde ich das Land verwüsten. Dies lässt Tatji Ikhernofret schreiben, der Goldhorus siegelt es. Sendet die Antwort ins Große Haus zu Itch-Taui.« Der Schreiber holte tief Luft. »Das ist die Botschaft.«
    »Die wir erst mit Jehoumilq in guter Ruhe besprechen werden«, sagte Karidon. Mit einer Handbewegung entließ Mlaisso den Schreiber, wartete, bis sie allein waren, und sagte: »Warum eigentlich nicht, Kari? Ich würde Tenbi einen Mond lang allein lassen und mit euch kommen.«
    »Wir reden darüber. Ohne unnötige Hast.«
    »Einverstanden. Warmes Henket? Oder heißen Sud? Oder Würzwein von Kefti, vom Schiff?«
    »Starkes Henket, o Verwalter, das rasch müde macht – dann einen Rundgang durch unseren Gutshof, deine neue Heimstatt.«
    »Huja! Schwarzes Henket!«, rief Mlaisso. »Für Ptah und Karidon. Nichts ist einfacher, Kapitän.«
    »Auf meine alten Tage werde ich nachsichtig und rührselig zur falschen Zeit.« Jehoumilq hauchte die Ringe an und polierte sie am Wollschurz. »Also, Saigoos, Sagarqa, Idris?«
    Sie nickten und hoben die Hände. Jehoumilq knurrte:
    »Bisher hat der Goldhorus seinem Namen Ehre gemacht und uns reich belohnt. Wir verlieren nichts, wenn wir seine knoblauchstinkenden Krieger hapiauf bringen. Ich will die lüsternen Friedhofsschwestern wiedersehen, genauso wie Holx, der wellenarmes Flusssteuern genießt. Kadran? Larreto? Hesqe, Herr der seimigen Suppen?«
    »Einverstanden.«
    »Von Selkara weiß ich's schon«, sagte Karidon. »Mlaisso wird uns wieder beim Übersetzen helfen. Ptah?«
    »Gehst du mit, Kari?«
    Karidon nickte kurz, Ptah-Netjerimaat knurrte:
    »Dann bleib ich hier, verwalte Haus und Garten, und Khenso bleibt bei Ti-Senbi.«
    »Recht so! Das werden wir dem Goldhorus schreiben.« Jehoumilq zog den Mantel enger um die Schultern. »Die trockene Hitze oben in Ta-Seti wird meinen alten Knochen gut tun.«
    »Chakaura weiht persönlich den Jehoumilq-Holx-Kanal ein.« Ptah verbiss sich ein Grinsen und zupfte an den Riemen der dicksohligen Sandalen. »Mittlerweile ist er siebenmal vom Hochwasser geprüft worden. Der Kanal, nicht der Goldhorus.«
    Mlaisso sagte ernst: »Auch der Goldhorus. Zwei oder drei ungenügende Überflutungen, einige Missernten, und das Volk hungert. Deswegen schuften sie rund um Itch-Taui an Entwässerungsgräben, Kanälen, Dämmen und Schleusen, bis zum Seeufer. Hunderte sollen an Sumpfkrankheiten gestorben sein.«
    In der Nacht begann ein Sandsturm zu wüten; zwei Tage lang wagte sich niemand ins Freie. Erst nachdem Saigoos Sand vom Schiffsdeck gefegt, die Sklaven alle Kanäle freigeschaufelt hatten und rundgeschliffene Mauerkanten befestigt und gekalkt hatten, lief der Bote mit Karidons Shafadurolle nach Itch-Taui.

    Entlang der Ufer jubelten die Menschen dem Prunkschiff zu. Kalter Wind fuhr den Strom hinauf und straffte die Segel, zwischen denen das mehrfach geflickte der Morgenröte als größtes auffiel.
    Als Karidon seine Blicke von der wechselnden und dennoch gleichartigen Folge wasserbewahrender

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