Der Bronzehändler
Hafen Kit auf Alashia war überraschend groß und günstig; weiter nach Mnis auf Kefti. Gemietete Helfer, Sklaven und die Mannschaft schleppten in einem langen Zug die ersten Stücke der Einrichtung und Stoffe den Ziegenpfad zu Jehoumilqs Haus hinauf, dessen Mauern bereits standen; ein Trupp Zimmerleute fugte die mächtigen Balken des Dachstuhls und hatte über dem Seitenflügel schon Bretter mit Reihen funkelnder Kupfernägel befestigt. Jehoumilq hatte es eilig: er umarmte Khenso und Ptah, zeigte in die Richtung des Fürstenhofes und rief:
»Wir haben alles abgesprochen. Viel ist gezeichnet worden, alles ist bezahlt. Richtet zuerst die Räume für die beiden und die Künstler. Wir bringen Leinwand zum Fürsten, seine Bronze zum Schiff – dann gehen wir in See. Lebt wohl! Seht! Gute Fafana!« Er zeigte zum Himmel. Westwind trieb Sommerwolken über das strahlende Blau. Im Hangwald hämmerte ein Specht wie rasend. »In einem halben Jahr holen wir euch wieder ab.«
Karidons Abschied von Khenso und Netji dauerte länger. Er rannte hinter Jehoumilq und den Trägern her und hatte keinen Blick für den einzigartigen Ausblick auf das Meer übrig.
KARIDON VON KEFTI schreibt diesen Brief für Kapitän Jehoumilq, den Herrn des schönen Hauses hoch über Mnis. An Wirt Kalon im Hafen von Mnis.
Wir haben in Alashia unsere Bronzeladung ergänzt, segelten nach Gubla und haben viel Zinn eingetauscht. Mit wenig zuverlässigen Winden ging es zur Hapimündung, wo wir die Ladung wechselten; für Uschu-Djarh. Öl kauften wir in Kit auf Alashia und nahmen in Men-nefer einen Lotsen auf die vollbrüstige Morgenröte und segeln jetzt stromauf nach Ta-Seti, zum kleinen Palast meines Freundes Nefer-Herenptah. Es dauert einige Monde, bis wir wieder in Mnis sind: zahl die Handwerker an Jehoumilqs Haus nach dem Fortschreiten ihrer Arbeit und geize nicht mit Silber. Schon jetzt sendet dir Jehoumilq Grüße und Lobpreisungen und dankt millionenmal.
Das schrieb Karidon vom Ufer des Hapistroms; mit Boten und einem Handelsschiff – Kapitän Yach von der Riffkönigin – weiter nach Mnis.
18. Sternenerz
Karidon hob den Kopf und lauschte: ringsum schienen Ufer und Wüste rätselhaft zu leben, in undeutlicher Bewegung zu sein. Das Rauschen des Wassers zwischen den Basaltklippen wurde übertönt von einem Geräuschgemenge plärrender Kinder, meckernden und blökenden Viehs, von Klirren, heiseren Schreien und dem Gesumm unzähliger Menschen, die ihr Schicksal zu beklagen schienen; dazwischen fauchte und winselte heißer Wind und trieb dunkelgelben Staub heran.
Karidon und Jehoumilq schlossen sich einer Gruppe Verwalter, Schreiber und Steuerschätzer an, die entlang der Flachsfelder und Baumgruppen dem Umgehungskanal zum oberen Ende der Stromschnellen folgten. Jehoumilq hielt zum achten Mal an, setzte sich schwer auf eine Lehmziegelbank in den Schatten und betrachtete die Böschungsbefestigungen aus Stein, Holz oder Flechtwerk, die sich, etwa zweihundert Ellen lang, in einem Bogen erstreckten. Er hustete und fragte den Aufseher des Gaufürsten: »Was sagt man über den Kanal? Taugt er etwas? Hält er die Überschwemmungen aus? Rutscht er jedes Mal ins Wasser?«
Karidon stellte den Fuß auf die Bank und schüttelte Sand aus der Sandale. Der größte Teil des Pfades, auf dem Ochsen oder Arbeitergruppen die Schiffe gegen die starke Strömung kanalauf ziehen konnten, lag im Mittagsschatten der Palmen. Der Aufseher breitete, halb ratlos, die Arme aus.
»Er muss immer wieder ausgebessert werden, Neb Jehoumilq. Man müsste ihn mit Mauern aus Stein befestigen. Aber wir haben ihn nach jeder Überschwemmung wieder schiffbar gemacht; noch immer ist er zwanzig Ellen breit, wie du siehst. Mit viel Mühe haben wir Sand und Schlamm herausgeschaufelt.«
»Was hab ich dir gesagt, Kari?« Jehoumilq stapfte die Anhöhe hinauf. »Aber dein übervorsichtiger Freund hat ja keine Arbeitskraft vergeuden wollen.«
Karidon zuckte mit den Schultern. Neben dem Ufer, auf abgeernteten Feldern und leeren Weiden, bewachten Soldaten vielleicht tausend schwarzhäutige Gefangene; Kinder, Frauen und Männer jeden Alters. Leinensegel warfen scharfe Schatten, Schreiber und Verwalter suchten alte Männer und Frauen aus und trieben sie zur Seite. Karidon fragte:
»Wie hat der Goldhorus entschieden?«
»Die Alten, die keine Gefahr für uns Rôme sind, mitsamt der Tiere dürfen bleiben und ihre Herden bis zum Rand unserer Felder zum Weiden treiben. Vieh, Milch, Käse oder Häute,
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