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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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Rolle. Okay? Also warum muß ich einen verdammten Polizisten spielen?«
    Ich ließ ihn allein. Morgen würde er sich besser fühlen. Aber er war noch nicht mit mir fertig. »Hey, wo willst du hin?« rief er und kam mir nach. »Es gibt etwas für dich zu tun«, sagte er. »Machst du es? Du hast es versprochen.«
    Er zog mich auf die Seite, fort von den anderen, damit uns niemand hören konnte. Er hielt mich am Arm. Er tat mir weh, mein Arm wurde taub. Ich blieb trotzdem.
    »Jetzt ist es soweit«, sagte er. »Wir rufen dich.«
    »Nicht heute abend«, sagte ich.
    »Nicht heute abend? Warum nicht heute abend? Was kann dir heute abend schon bedeuten?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »In Ordnung.«
    Ich sagte, ich würde es machen, wenn ich könnte. Ich wußte, was er vorhatte. Ich würde kein Feigling sein. Ich wußte, wen ich zu hassen hatte. Er sagte: »Die Partei verlangt Geld, und zwar sofort. Geh zu zwei Leuten und verlang Geld von ihnen«.
    »Wieviel?« fragte ich.
    »Das überlassen wir dir.«
    Ich schnaubte verächtlich. »Sei nicht blöd.«
    »Paß auf, was du sagst, mein Junge«, schrie er. »Paß verdammt gut auf!« Dann lachte er und sah mich spöttisch an. Dies war ein Terry, den ich noch nicht kannte. »Soviel wie du auftreiben kannst.«
    »Also ein Test?«
    »Ein paar hundert«, sagte er. »Wir wollen ein paar hundert Pfund. Frag sie. Dräng sie in die Ecke. Nimm sie aus. Klau ihnen die Möbel. Sie können sich’s leisten. Nimm, was du kriegen kannst, okay?«
    »Ja.«
    Ich ging. Ich hatte genug. Aber er griff wieder nach meinem Arm, nach dem gleichen Arm. »Wo zum Teufel willst du hin?«
    »Was?« fragte ich. »Mach mich nicht an.«
    Er war wütend, im Gegensatz zu mir: Ich wurde nie wütend. Mir war völlig egal, was passierte.
    »Wie willst du denn das Geld besorgen, wenn du die Namen der Leute nicht kennst?«
    »In Ordnung. Wie heißen sie?«
    Er riß mich zu sich herum, bis ich wieder vor der Wand stand. Ich konnte meine Eltern nicht mehr sehen, ich sah nur noch die Wand und Terry. Er biß seine Zähne zusammen. »Es herrscht Klassenkampf«, sagte er.
    »Weiß ich.«
    Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Pyke ist der eine, Eleanor die andere.«
    Ich war überrascht. »Aber das sind meine Freunde.«
    »Yeah, dann sollten sie dir auch diesen kleinen Gefallen tun.«
    »Nein, Terry.«
    »Doch, Karim.«
    Er drehte sich um und blickte sich in dem überfüllten Restaurant um. »Feine Leute hier. Drink gefällig?«
    »Nein.«
    »Sicher?«
    Ich nickte.
    »Bis dann, Karim.«
    »Yeah.«
    Wir gingen auseinander. Ich kannte eine Menge Leute, aber ich nahm sie kaum wahr. Zu meinem Pech stand ich binnen kürzester Zeit auch noch vor dem Menschen, dem ich unbedingt hatte aus dem Weg gehen wollen - Changez. Jetzt wurde abgerechnet. Ich war dran.
    Vor diesem Treffen hatte ich so viel Schiß gehabt, daß ich vor einigen Tagen versucht hatte, ihn daran zu hindern, zur Vorstellung zu kommen. Ich sagte zu Jamila: »Ich glaube nicht, daß Changez dieser Abend gefallen wird.«
    »Wenn das so ist, dann werde ich ihn auf jeden Fall mitbringen«, sagte sie; typisch Jamila.
    Changez umarmte mich und klopfte mir auf den Rücken. »Hervorragendes Stück«, sagte er, »und fantastisch gespielt.«
    Ich sah ihn mißtrauisch an. Ich fühlte mich gar nicht gut. Am liebsten wäre ich weit weg gewesen, an einem anderen Ort. Aus irgendeinem Grund hielt ich das Ganze für eine Falle. Ich war dran. Heute abend wurde abgerechnet. »Yeah, Changez, siehst zufrieden aus. Was versetzt dich so in Ekstase?«
    »Dir ist doch bestimmt nicht entgangen, daß Jamila guter Hoffung ist.« Ich sah ihn verständnislos an. »Wir bekommen ein Baby.«
    »Dein Baby?«
    »Du blöder Idiot, wie soll das denn gehen ohne Geschlechtsverkehr? Du weißt doch ganz genau, daß sie mir dieses Privilig nicht einräumt.«
    »Absolut, Euer Klugheit. So hatte ich es mir auch gedacht.« »Es ist von Simon. Aber wir werden es uns alle teilen.« »Ein Gemeinschaftsbaby?«
    Changez grunzte zustimmend. »Alle Freunde werden seine Familie sein. Ich bin noch nie so glücklich gewesen.« Besten Dank, aber jetzt hatte ich genug. Ich würde verschwinden, mich nach Hause verziehen. Doch bevor ich gehen konnte, streckte Changez seine dicke Tatze - die gesunde Hand - nach mir aus. Ich wich zurück. Jetzt geht’s los, dachte ich, jetzt wird er mir den Schädel einschlagen - Inder gegen Inder in einem weißen Theater!
    »Komm ein bißchen näher, Starschauspieler«, sagte er,

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