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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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auftreten wollten. Er hätte da ein Angebot von einem kleinen, aber ziemlich renommierten Theater. Ob wir Lust hätten? »Wenn ihr euch die Mühe machen wollt«, sagte er beiläufig, »laßt es mich wissen. Ihr braucht euch nur zu entscheiden.«
    Als Pyke uns nach der Aufführung noch ein paar Informationen durchgab, fragte ich ihn, ob ich ihn am Wochenende besuchen könnte. Er lächelte und tätschelte meinen Hintern. »Warum nicht«, sagte er. »Wann immer du willst.«
    »Setz dich«, sagte er, während er mich ins Wohnzimmer führte. Eine ältere Frau in einem rosafarbenen Kittel kam mit einem Staubwedel herein. »Später, Mavis«, sagte Pyke. »Matthew -« begann ich.
    »Mach’s dir bequem. Ich dusch mich inzwischen«, sagte er. »Oder bist du sehr in Eile?« Und er ging wieder hinaus und ließ mich mit der Mösenskulptur allein im Zimmer. Wie beim letzten Mal sah ich mir alles genau an. Vielleicht ließ sich etwas klauen, das Terry dann zugunsten der Partei verkaufen konnte. Oder ich konnte eine Art Trophäe mitgehen lassen. Ich betrachtete die Vasen und nahm Briefbeschwerer in die Hand, aber ich hatte keine Ahnung, wieviel sie wert waren. Gerade wollte ich einen Briefbeschwerer in meine Tasche verschwinden lassen, als Marlene in T-Shirt und Shorts ins Zimmer kam. Ihre Hände und Arme waren mit Farbe verschmiert. Sie war beim Renovieren. Mir fiel auf, daß ihre Haut heute krankhaft bleich aussah. Wie hatte ich sie nur küssen und ablecken können?
    »Du bist’s«, sagte sie. Von der Begeisterung, die sie beim letzten Mal gezeigt hatte, war kaum noch etwas zu spüren. Wahrscheinlich stand sie nicht mehr auf mich. Diese Leute
    können das: Mal stehen sie auf dich, dann bist du ihnen wieder egal. »Was treibt dich hierher?« fragte sie. Sie kam näher. Ihre Miene hellte sich auf. »Gib uns einen Kuß, Karim.« Sie beugte sich vor und schloß die Augen. Ich hauchte ihr einen Kuß auf die Lippen. Sie öffnete ihre Augen nicht. »Das ist kein Kuß. Wenn ich geküßt werden will, dann will ich richtig geküßt werden«, sagte sie. Ihre Zunge fuhr in meinen Mund; ihre Lippen rieben sich auf meinen Lippen; ihre Hände betatschten mich.
    »Kannst du ihn nicht in Ruhe lassen, verdammt noch mal?« fauchte Pyke sie an, der plötzlich wieder im Zimmer stand. »Wo ist das Sandelholzshampoo, das ich so gerne mag?« Sie stand auf. »Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht eitel. So etwas benutze ich nicht, bin schließlich keiner von euch beschissenen Männern.«
    Pyke durchwühlte Marlenes Handtasche; er stöberte in diversen Schubladen herum und warf auf den Boden, was ihn nicht interessierte. Marlene sah ihm dabei zu, die Arme in die Hüften gestemmt. Sie wartete, bis er wieder zur Tür ging, dann schrie sie: »Warum bist du nur so verflucht arrogant? Red nicht mit mir, als wäre ich eines von deinen Theaterflittchen. Und warum soll ich meinen Karim in Ruhe lassen? Schließlich treibst du es ja auch mit seiner Freundin.«
    Pyke sah sie an und sagte: »Du kannst ihn bumsen. Mir ist das egal. Du weißt, daß es mir egal ist. Mach einfach, wozu du Lust hast, Marlene.«
    »Verpiß dich«, sagte Marlene. »Scheiß-Liberalität. Schieb sie dir in den Arsch.«
    »Außerdem ist sie nicht seine Freundin«, sagte Pyke.
    »Was? Wieso?« Marlene drehte sich zu mir. »Ist das wahr?« Sie sah sich wieder nach Pyke um. »Was hast du gemacht?« Pyke sagte nichts. »Ihr habt euch seinetwegen getrennt, nicht wahr, Karim?«
    »Yeah«, sagte ich und stand auf. Marlene und Pyke sahen sich haßerfüllt an. Ich sagte: »Matthew, ich bin nur vorbeigekommen, weil ich dich um etwas bitten wollte. Eine kleine Angelegenheit. Es wird nicht lange dauern. Können wir das vielleicht jetzt erledigen?«
    »Ich laß euch Jungs dann allein«, sagte Marlene sarkastisch. »Wo ist mein Bodyshampoo?« fragte Pyke. »Ich will es endlich wissen.«
    »Leck mich«, sagte Marlene und ging.
    »Oh, yeah«, atmete Pyke auf.
    Ich bat ihn um das Geld. Ich erklärte ihm, wofür es sei. Ich verlangte dreihundert Pfund. »Für die Politik?« fragte er. »Für die Partei etwa? Hab ich recht?«
    »Ja.«
    »Du?«
    »Ja.«
    »Oje, Karim. Ich glaube, ich hab dich falsch eingeschätzt.« Ich gab mich gelassen. »Ja, vielleicht.«
    Er sah mich ernst und doch freundlich an, als hätte er ein echtes Interesse an mir. »Ich wollte dich nicht ärgern. Ich wußte nur nicht, daß du so engagiert bist.«
    »Bin ich eigentlich auch nicht«, sagte ich. »Sie haben mich nur gefragt, ob ich

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