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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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sprechen.
    »Sag ihm, dass ich hier bin, um mit Khun Baker, dem Englischlehrer, zu reden.«
    Ich kann keine Reaktion erkennen, als er den Namen hört. Allerdings weiß er, in welchem Stockwerk sich Bakers Wohnung befindet, und signalisiert uns mit einem Nicken, dass wir den Aufzug nehmen sollen. Einer plötzlichen Eingebung folgend, weise ich Lek an, zu Smiths Kanzlei zu fahren, die Wachleute dort zu überprüfen und mich dann über Handy anzurufen. Lek kehrt mit dem Lift nach unten zurück, während ich an Bakers Tür klopfe.
    Das Problem mit der Inspiration ist, dass sie einen sprunghaft wirken lässt. Als Baker die Tür öffnet, hole ich gerade das Handy aus der Tasche, um Lek anzurufen. »Geh zu Tanakans Bank, sobald du dir Smiths Wachleute angesehen hast. Überprüf, ob du irgendetwas Ungewöhnliches an den heutigen Sicherheitsmaßnahmen feststellen kannst.« Das alles in schnellem Thai, sodass ich nicht weiß, ob Baker etwas mitbekommt.
    Dieser Augenblick der Intuition scheint mein Gehirn frei gemacht zu haben, denn jetzt glaube ich, genau zu wissen, warum Baker in die Sache mit dem Film verwickelt war. Ich bin ihm nicht böse, sondern empfinde eher so etwas wie Mitleid.
    »Khun Baker«, sage ich, als ich seine Wohnung betrete, »tut mir leid, Sie noch einmal zu belästigen.« Dann bleibe ich wie angewurzelt stehen: Baker schlottert vor Angst. Ich reiche ihm einen Ausdruck des Fotos, das ich bereits Smith gegeben habe. »Das kennen Sie wahrscheinlich schon, oder?« Er wirft einen Blick darauf, schluckt und starrt mich an.
    »Nun«, erkläre ich, »wenn Sie reden, werde ich versuchen, etwas für Sie zu tun.«
    Statt einer Antwort nickt er hinüber zu der auf ein Stativ am Fenster montierten Kamera mit riesigem Zoom. Sie ist auf das Tor zu seiner Wohnanlage gerichtet, wo zwei der neuen Wachleute mit Kronkorken Dame spielen. Sie sehen aus, als könnte nur ein kleines Blutbad ihre gelangweilten Seelen in Erregung versetzen.
    »Das sind ehemalige Khmer Rouge«, erklärt Baker mit heiserer Stimme. »Sie sprechen kein Wort Thai. Haben die was mit Ihnen zu tun?«
    »Nein, aber ich kann Ihre Angst verstehen.«
    »Sie müssen mir helfen.«
    »Sie müssen reden.«
    Kann er sich lange genug für ein brauchbares Geständnis konzentrieren? Ich beschließe, ihm auf die Sprünge zu helfen.
    »Das Problem bestand wie bei jedem großen kriminellen Vorhaben darin, die Loyalität unwichtigerer Mitspieler zu sichern, die man für spezielle Dienste benötigte. Der Pornodarsteller machte keine Schwierigkeiten, weil die Kredithaie hinter ihm her waren und er irgendwie Geld beschaffen musste, und außerdem ist er ja im Film zu sehen und belastet sich somit selbst. Und die technische Seite? Der Film ist ziemlich professionell gedreht, von jemandem, der sich mit Kameras auskennt. Offenbar war eine auf dem Boden montiert, um Fickbilder von unten aufnehmen zu können. Außerdem wurde der Streifen gut geschnitten. Das kann ein begabter Amateur zwar, aber ob man so einen hier in Bangkok findet, noch dazu einen, der den Mund hält, ist die andere Frage. Verständlicherweise wollte niemand, der in Verbindung mit dem Opfer stand, zu der Zeit, in der der Film gemacht wurde, im Land sein. Und Sie sind ihr Exmann, vorbestraft und bekannter Pornofilmer. Was tun? Das Wissen weitergeben. Sie stellten Ihnen ehemalige Khmer Rouge zur Seite, die Anweisungen grundsätzlich buchstabengetreu befolgen. Das mussten keine künstlerischen Genies sein; sie sollten lediglich die Rohfassung liefern, die Sie dann bearbeiten konnten, vielleicht in Angkor Wat. Vermutlich schickten sie Ihnen das Material per E-Mail. Für die Ausbildung der Khmer wollten Sie Geld. Einen prozentualen Anteil am Erlös oder bar auf die Hand?«
    Langes Schweigen, bevor er antwortet: »Beides. Das war ihre Idee. Sie bestand darauf, mich mit ins Boot zu nehmen, weil sie keinem anderen vertraute. Sie hatte ja schon oft mit mir zusammengearbeitet und wusste, dass ich keinen Scheiß bauen würde.« Er sieht mich an. »Und außerdem war sie eine Thai.«
    »Sie spielen auf ihren Aberglauben an?«
    »Ja. Bei den meisten gemeinsamen Projekten hatten Damrong und ich Glück. Selbst als wir erwischt wurden, gelang es uns noch irgendwie, Profit draus zu schlagen.«
    »Könnten Sie die Männer identifizieren, die Sie ausbildeten?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Vielleicht. Letztlich waren das Marionetten, genau wie alle andern. An solche Leute erinnert man sich nicht, auch dann nicht, wenn man eine

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