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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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du?«
    »Ich ermittle in einem Mordfall.«
    »Sonchai, diesmal bitte ich nicht, sondern befehle. Lass die Finger davon. Kurakit macht das schon. Du kannst von Glück sagen, dass du noch am Leben bist. Ich weiß, dir ist, abgesehen von deiner Frömmigkeit, alles egal, aber halt dich wenigstens für Chanya und dein ungeborenes Kind aus der Sache raus. Tanakan zerquetscht dich wie eine Wanze, und zwar ohne mit der Wimper zu zucken. Möchtest du vielleicht, dass Kurakit bald in deinem Mordfall ermittelt? Was erwartest du dir denn davon?«
    Ich muss an Noks Vater denken und würde am liebsten »Nirwana« sagen, besitze aber weder die Unschuld noch den Mumm dazu. Also brumme ich bloß ein »Okay«.
    Unter den gegebenen Umständen verspricht die Gesellschaft eines frustrierten Drogenhändlers/Filmregisseurs geradezu entspannend zu werden. Yammy hat mir soeben folgende Botschaft geschickt:
     
    Ich bin im Kimsee, trinken. Kommen Sie doch vorbei.
     
    Das Kimsee ist ein japanisches Restaurant an der Sukhumvit, gegenüber vom Emporium und unter einer Skytrain-Brücke. Es sieht aus, als hätte man es aus einem pittoresken Viertel in Tokio entfernt und in Bangkok unter strenger Nippon-Qualitätskontrolle wieder aufgebaut. Ich bin schon ein paar Mal in dem Lokal gewesen, in dem alles außer den thailändischen Kellnerinnen authentisch japanisch wirkt, auch die dem Alkohol heftig zusprechenden Salarymen, deren persönliche, mit ihrem Namen versehene Sake-Flaschen auf einem hohen Regal stehen.
    In der von Yammy befand sich einmal ein Liter, aber mittlerweile hat sich der Regisseur schon die Hälfte davon einverleibt. Als ich an dem dunklen, perfekt zur Vertäfelung der Wände passenden Holztisch Platz nehme, winkt Yammy eine Kellnerin heran, die etwas Sake zum Erhitzen in einen Steingutbehälter gießt. Sobald er warm ist, gibt sie ihn in unsere winzigen Gefäße. Yammy pickt düster mit seinen Essstäbchen an einem gelben Tofuwürfel in seiner Bento-Box herum.
    »Ich halte das nicht mehr aus, Sonchai«, sagt er mit seinem kalifornischen Akzent. »Das war’s, ich kündige.«
    »Okay«, meine ich und nehme einen Schluck Sake. »Ich rede mit dem Boss.«
    Ich weiß nicht, ob das die richtige Strategie ist. Möglicherweise befindet er sich ja schon zu tief in seiner Depression, als dass ich ihn mittels eines Tricks herauslocken könnte. Er bedenkt mich mit einem verschlagenen Blick. »Für den dritten Film in der Reihe müsst ihr euch einen neuen Regisseur suchen.«
    »Gut.«
    Mit einem Blick über seine Essstäbchen fragt er: »Euch ist das egal? Der ganze Vertrag steht doch auf dem Spiel.«
    »Tja, Yammy, doch Sie sind Künstler, und Künstler sind nun mal emotional. Wenn die Bedingungen nicht stimmen, können Sie nicht arbeiten. Vikorn wird das begreifen müssen.«
    »Dann lässt er mich also nicht über die Klinge springen?«
    »Vielleicht schon, aber wir wissen ja, dass Sie keine Angst vor dem Sterben haben. Wir mussten Sie doch praktisch anbetteln, aus der Todeszelle rauszukommen.«
    Er beginnt zu grinsen. »Na schön, ich dreh den Film zu Ende und mach auch noch die andern zehn, aber danach …«
    »Yammy, vergessen Sie’s. Wenn Sie schwierig werden, lässt Vikorn Sie sowieso fallen. Vielleicht bringt er Sie um, vielleicht schickt er sie ins Gefängnis zurück. Möglicherweise sind Sie tatsächlich so integer, wie Sie tun, aber was soll’s? Die Filme werden so und so gemacht, wenn nicht von Ihnen, dann von einem andern. Ich hab bloß Angst, dass ich selber den Job übernehmen muss.«
    Er legt die Essstäbchen weg und starrt mich entsetzt an. »Sie? Sie haben doch nicht die geringste Ahnung vom Filmemachen.«
    »Stimmt. Stellen Sie sich mal vor, wie grässlich die Streifen werden, wenn ich sie drehe. Wie soll ein Amateur wie ich einen Penis dazu bringen, in eine Vagina zu schlüpfen? Dazu braucht man bestimmt jahrzehntelange Übung.«
    Er schweigt unendlich lange, bevor er sagt: »Sie sind also mein Babysitter, stimmt’s? Dann sollten wir uns jetzt zusammen besaufen.« Er kippt seinen Sake und fordert mich mit einem Nicken auf, es ihm gleichzutun. In meinem Schuldbewusstsein und meiner Trauer um Nok lasse ich mich auf das Spiel ein. Ich weiß nicht, wie viele Becher Sake wir trinken, aber als wir das Restaurant verlassen, ist Yammys Flasche leer. Draußen rattert der Skytrain über unsere Köpfe hinweg, und neben uns pusten die im Stau steckenden Autos Gift in die Atmosphäre. Die Stände des Tages, die allerlei süße Snacks

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