Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)
ausgerichtet, dass man den Ausblick genießen kann. Weil das Büro nach hinten raus liegt, hat man den Blick frei auf Wald und Felder. Die nächsten Häuser liegen so weit weg, dass man sich unbeobachtet fühlen kann.
„Krass.“ Mehr fällt mir dazu nicht ein.
„Tja, ich wollte halt doch noch ein wenig angeben, bevor wir deine Klamotten einkaufen.“
Ich drehe mich um. „Du, ich hab das ernst gemeint.“
„Was?“
„Na, dass ich zu dumm bin. Ich glaub nicht …“
„Mach dir mal keine Sorgen. Toddy hat mir geschrieben, dass du im Grunde keine Ahnung von nichts hast. Aber er ist der Meinung, dass du das hinkriegen wirst. Allerdings schlage ich vor, dass du ab jetzt keine Seminarstunde mehr sausen lässt. Und vielleicht …“ Marco geht zum Regal und sucht ganz am Rand ein Buch aus dem untersten Fach. „Hier!“ Er kommt auf mich zu und reicht mir eine Einführung in die Wirtschaftskommunikation . „Das kannst du ja mal lesen.“
Zögerlich nehme ich das Buch.
„Du hast gedacht, ich mache nur Spaß, was?“
„Ähm, ja …“ Ich runzle die Stirn. In der Tat habe ich gedacht, dass er mir lediglich sein Büro zeigt, um mich anzumachen. Und ich traue ihm zu, dass er mich allein dafür in die Agentur locken würde. Dass ich nun tatsächlich anfangen muss zu arbeiten, das wird mir erst jetzt so richtig klar.
Marco senkt die Stimme. „Zugegeben, an deinem Arsch bin ich immer noch mehr interessiert, aber ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn dein Kopf verkümmert.“
Ich lächle gezwungen. Spätestens jetzt muss er mir doch die Hand auf die Schulter legen, mich an sich ziehen, mich küssen, seine Hände auf meinen Hintern legen und … Verdammt! Mein Schwanz regt sich.
„Sollen wir?“, fragt Marco, ohne auch nur im Geringsten Anstalten zu machen, mich anzugraben.
„Ja.“ Einerseits bin ich erfreut, weil Marco es offenbar wirklich ernst meint, andererseits irritiert mich die Enttäuschung, die sich in mir breitmacht. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich richtig gehandelt habe. Ich muss mich von Lukas trennen. Vielleicht hab ich mir die letzten Wochen eingeredet, dass ich das ewige Opfer bin und von allen verführt werde, weil das einfacher zu akzeptieren ist. Tatsächlich muss ich mir aber eingestehen, dass bei all diesen Zwischenfällen ein nicht geringer Anteil von mir ausging. Ich bin es, der allzeit bereit ist, sich verführen zu lassen. Und wenn das mal nicht passiert, fühle ich mich genauso wie jetzt. Nein, ausgeschlossen! Das kann ich Lukas nicht antun!
Während wir im Aufzug nach unten rauschen, verbiete ich mir, mir Lukas’ verweintes Gesicht vorzustellen. Ich will nicht daran denken, wie sehr ich ihn verletzt habe und es ja noch tue. Und da erwischt mich eine weitere Erkenntnis: Wenn ich Lukas endgültig loslassen will, gibt es nur einen Weg. Marco meint es ernst mit seiner Einladung in diese mir unbekannte Welt. Ich muss die Tür hinter mir schließen.
Ich drücke den Stopp-Knopf. Die Kabine hält sofort ruckelnd an.
„Was soll …“, fängt Marco an, aber ich lasse ihn nicht aussprechen. Mit einem Satz springe ich an ihm hoch, schlinge Arme und Beine um seinen Hals und die Hüften und küsse ihn wild. Marco ist völlig überrumpelt, denn er macht erschrocken einen Schritt vor, um mein Gewicht auszugleichen. Unsanft pralle ich mit dem Rücken gegen die Fahrstuhlwand.
„Was soll das?“, setzt Marco noch mal neu an. „Ich dachte, du …“
„Hör auf zu reden!“ Jetzt nur nicht nachdenken! „Willst du, oder willst du nicht?“
„Und ob!“ Marco grinst. „Ich kann schon seit gestern an nichts anderes mehr denken.“
„Aber du weißt schon noch, was wir alles besprochen haben?“
„Keine Sorge.“
Ich spüre Marcos Hände an meinem Hintern. Er drückt mich fest an sich. Zwischen meinen Beinen pocht seine verpackte Latte.
„Dann los, lass uns ficken!“ Ich mache mich los und beginne damit, mir die Klamotten runterzureißen.
„Moment!“ Marco legt einen ernsthaften Gesichtsausdruck auf. „Wieso änderst du plötzlich deine Meinung?“
„Ist das wichtig?“
Marco hält mich fest. „Finn, du bist mit Abstand der geilste Junge, den ich kenne. Ich will mit dir zusammen sein und ich könnte dich hier und jetzt auf der Stelle auffressen. Aber: Ich will das nicht, wenn du es nicht ebenfalls willst!“
Ich sehe ihm in die Augen. Er scheint es tatsächlich ernst zu meinen. Vor ein paar Monaten hätte mich das mal entzückt. Jetzt nehme ich es nur so
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