Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

schlafen, bis der Wecker klingelt …
    Ich beschließe, dass ich diese Woche keinen Sex mit Marco haben werde. Hier zu Hause scheine ich mir darüber ja ohnehin keine Sorgen machen zu müssen. Hier ist angenehmerweise übergriffsfreie Zone. Aber falls sich Marco tatsächlich ausdenkt, dass ich mit ihm und seinem Pascal einen Doppeldecker schiebe, hat er sich geschnitten. Wobei … Ich rufe mir wieder das Gefühl in Erinnerung, als ich Marco und Lukas gleichzeitig hatte. Automatisch greife ich mir an die Morgenlatte. Verdammter Lukas! Verdammter Marco! Wie schön könnte alles sein, wenn’s auch einfacher ginge …  
    Plötzlich muss ich an Sören denken. Der scheint ebenfalls nicht gerade pflegeleicht zu sein mit seiner Art, immer zielsicher zwischen ja und nein zu liegen und nur ja nichts über sich preiszugeben. Aber ich weiß, dass er es total locker nimmt, wenn man mit ihm gemeinsam am Pissbecken einen Steifen bekommt. Daraus hätte sich eigentlich was ergeben müssen! Ich kneife die Augen zusammen und versuche noch mal, mir seinen Schwanz ins Gedächtnis zu rufen. Was wäre wohl passiert, wenn ich nicht auf seine jein -Aura reagiert und einfach zugepackt hätte? Ob er wohl mit mir in eine Kabine verschwunden wäre? Vielleicht ist er von Natur aus so ein Typ, der niemals die Initiative ergreift, lieber Wege sucht, um alles zu relativieren, nur um nicht aufzufallen? Und weil er immer zwischen den Stühlen steht, ist es ihm möglicherweise auch egal, auf welchen er sich schließlich setzt. Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Sören ist nicht schwul, er ist bi – oder vielleicht ja gar nichts. Er ist nur etwas, wenn irgendwer den Ausschlag gibt. Dann passt er sich an. Und weil ich einen Steifen hab, wenn ich neben ihm stehe, ist er in dem Moment einfach schwul.  
    Marcos Wecker klingelt nebenan und schon verschwindet Sören aus meinem Kopf. Ob ich zu Marco rübergehe und … Nein! Das werde ich nicht tun! Blaue Augen, blonde Haare! Ich nehme meinen Schwanz fest in die Hand und beginne zu wichsen. Sören! Oh ja …
     
    Ansonsten läuft morgens alles wie immer, nur dass ich ausnahmsweise freiwillig meinen Anzug anziehe. Heute ist Sören fällig!
    „Hast du ein Meeting?“, fragt Marco auf dem Weg zur Arbeit.
    „Nö“, antworte ich.
    Marco grinst. „Dann mal viel Glück.“
    „Wobei?“
    „Bei was immer du auch vorhast.“
    Ich finde es ein bisschen unheimlich, dass Marco so viel weiß. Nichts, was sich bei K&K abspielt, scheint ihm zu entgehen. Und ich bin mir nicht sicher, ob Sören tatsächlich so schlecht arbeitet. Wie der sich immer in seine Aufgaben versenkt – und dumm scheint er nicht gerade zu sein. Vielmehr habe ich den Verdacht, dass Marco bereits geahnt hat, dass ich auf ihn stehe und ihn deshalb so unter die Lupe nimmt. Aber wie … Plötzlich fällt mir Toddy ein. Der witzige Typ mit den neugierigen Fragen und kecken Augen überall. Bislang habe ich gedacht, dass er lediglich etwas aufdringlich ist und seine Nase gern in anderer Leute Angelegenheiten steckt. Auch, dass er ständig nach mir und Marco fragt und generell nicht ganz so nett über die Geschäftsleitung spricht … Das habe ich als Hinweis gewertet, dass Toddy sein eigenes Süppchen kocht.  
    Ich schaue zu Marco hinüber, der sich auf den Straßenverkehr konzentriert. Ich weiß ja, wozu er fähig ist! Ob Toddy vielleicht so eine Art Spion ist? Oder sind solche Überlegungen albern? Ich komme mir gerade etwas paranoid vor. Andererseits hatte ich die gesamten letzten Semesterferien keine Verschwörungstheorien, obwohl dazu genug Grund bestanden hätte …
    Im Aufzug fasst mir Marco an den Hintern. „Du siehst echt heiß aus in dem Ding, sorry.“
    „Mmh“, grummle ich nur.
    „Dann leg dich mal ins Zeug“, sagt Marco noch, als ich aussteige.
    Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie macht mich das nervös. Klar, Marco hat da oben seinen eigenen Sekretär Schrägstrich Sexarbeiter. Eigentlich hat er keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Dass er meine Schwärmerei für Sören jedoch so locker nimmt … Es sei denn, er sieht es rein sexuell und macht sich nicht weiter Gedanken darüber. Oder eben doch und er wittert eine Chance auf ganz neue Konstellationsmöglichkeiten. Plötzlich sehe ich mich im Chefbüro zwischen Marco und Sören eingekeilt. Mein Schwanz reagiert sofort. Wieso bin ich nicht vorher darauf gekommen? Die Geschichte mit Pascal geht ja schon in diese Richtung. Und Marco hat bereits bestätigt, dass er gegen Sören