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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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die Stimme fort. Sturm
spähte in die schattigen Dachsparren.
»Wer ist da?« fragte er nervös, »und… und… wo seid
Ihr?«
»Auf dem Balkon«, erwiderte die Stimme knapp. »Beim
Rest deiner ehrwürdigen Ahnen.«
Dann breitete sich langsam vom Balkon ein merkwürdiges gelbgrünes Licht über den düsteren Raum aus, und der
erstaunte Sturm erkannte, daß das Licht aus einer Gestalt
mit Helm und Rüstung emporstieg, die rittlings auf der
Balustrade saß – ein blasser, alter Mann mit unerträglich
hellem Gesicht, doch seine Gesichtszüge waren verschwommen und fern.
»Wer… wer seid Ihr?« stammelte der Junge.
Der Mann lehnte sich schweigend über den Balkon wie
ein brennender Mastkorb oder ein Fuchsfeuer, jenes grüne,
gasartige Licht tief in den Sümpfen. Über seine Kleider
tanzte der Feuerschein, und eine weißglühende Flüssigkeit
tropfte herunter, die auf dem Boden wie geschmolzenes
Gold in glitzernden Pfützen zusammenlief. Angesichts der
merkwürdigen, bedrohlichen Schönheit des Mannes hielt
Sturm den Atem an.
»Seid Ihr derjenige, der… mich hier eingesperrt hat?«
fragte er, dieses Mal etwas sanfter.
»Nein«, antwortete der Mann schließlich. Seine volle, tiefe Stimme klang wie altes, poliertes Holz, und als er sprach,
leuchtete die dunkle Mahagonitäfelung des Saals in grünlichem Licht. »Nein, ich bin kein Gefängniswärter. Und du
bist der erste, der diesen Palast ein Gefängnis nennt.«
»Wer seid Ihr?« fragte Sturm erneut. Der Mann stand
bewegungslos da, über ihm eine Feuersäule.
»Schau in deinen Schild, Junge, und sag mir, was du
siehst.«
»Ich sehe glänzende Bronze«, sagte Sturm, »und mein
Gesicht im Spiegelbild.«
»Halt ihn zu mir hoch, du Dummkopf! Und dann sieh dir
das Spiegelbild an! Beim Barte des großen Paladin! Ihr
Blitzklinges habt noch nie besonders schnell kapiert! Falls
du ein Blitzklinge bist, wie mir dein Schild und dein
Selbstmitleid verraten.«
Während sich der Mann zornig aufplusterte, hob Sturm
den Schild und neigte ihn so, daß das helle Spiegelbild im
Buckel zu sehen war. Ohne das grüne Licht sah der Mann
noch blasser aus, wirklich uralt, und Sturm konnte sein Gesicht, den Schnurrbart und das Zeichen auf seinem Brustharnisch erkennen.
Hellrote Blume auf weißer Wolke vor blauem Grund.
Das Zeichen di Caela, der verlorene Name in einem verlorenen Heim.
»Alter Großvater«, begann Sturm, der sich auf den Boden
zwischen die Trümmer kniete, »oder Großvater von Großvätern, wer du auch sein magst. Oder was – ob Erscheinung
oder Heiliger oder Erinnerung, ich grüße dich!«
Tapfer streckte der Junge in feierlicher Geste sein
Schwert aus. Jetzt bewegte sich der Mann auf dem Balkon
zum ersten Mal, um abwehrend mit dem linken Arm zu
winken.
»Steh schon auf, Junge, oder was wir auch immer gesagt
haben, wenn der Maßstab dran war und ich mit ganzen
Scharen deiner Sorte fertig werden mußte. Das hier ist ein Speisesaal, kein Schrein, und ich bin Robert di Caela, nicht
Huma oder Vinas Solamnus oder wen ihr auch heutzutage
mit dem Schwert grüßt.«
Robert di Caela sank durch den Steinbalkon wie durch
dunkles Wasser. Zuerst tauchten seine glänzenden Stiefel
an der Unterseite auf, dann seine grünen Hosen und der
sonnenbestrahlte Brustpanzer. Grellbunt wie ein großer
Tropenvogel schwebte er sanft auf den Boden des Saals.
Die Eichentüren, Sturms einziger Fluchtweg aus dem
Raum, lagen offen hinter Robert. Sein wabernder Körper
war so durchsichtig, daß Sturm sie sehen konnte. Leuchtende Flechten und Moose lösten sich von ihm und glitzerten hinter ihm auf dem dunklen Boden, als er näher kam.
Instinktiv wich Sturm zurück.
»Ein einfacher Hinterlandsritter bin ich«, sagte Sir Robert. »Und noch einfacher, seit ich nicht mehr lebe. Obwohl
du hier den Staub aufgewirbelt und die Vorhänge bewegt
hast, will ich dir nichts Böses, Junge – bin nur neugierig.
Mal hören, was einen Blitzklinge nach all den Jahren hierher zurücktreibt.«
Sturm wich zurück bis zum Stuhl, in den er sich mit einem Plumps niederließ. Er kannte seinen Stammbaum gut
genug, um nicht überrascht zu sein, daß ein Fürst di Caela
nach neuem Klatsch hungerte.
Jedenfalls lehnte der Geist sich mit seinem weißen Gesicht, das von einem gepflegten, eleganten weißen Bart eingerahmt wurde, nach vorn. Das Gesicht sah aus wie eine
Maske, denn in den leeren Augenhöhlen war die dunkle
Magahonitäfelung zu sehen.
»Eine Suche, Fürst Robert – «, stammelte der

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