Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams
Courrainischen Ozeans.
Nur Sir Galens Bruder, ein verrückter Eremit, der mit Vögeln und Grünzeug redete, hatte sie begleitet, und keiner
von ihnen war zurückgekehrt.
Sturm betastete den Messingschnabel von einem der komischen Vögel. Der Bronzekopf fiel ihm in die Hand und
piepste ein letztes Mal.
Soviel zu den di Caelas und denen, die sich mit ihnen
einließen. Es war ein wild wuchernder Zweig der Familie:
Sturms Mutter hatte ihn vor diesem Erbe gewarnt und dem
Jungen eingeschärft, er müßte immer sein bestes Feuerklinge-Betragen zeigen, sonst würde er noch werden wie sie
und Türme hochklettern, um sein Leben mit Katzen und
Echsen zu verbringen.
Sturm zog das Schwert aus der Scheide, als er zum helleren Obergeschoß hochstieg, vorbei an den Markierungen
der Diener, bis wohin die Geysire von 231 durch die Gänge
hochgeschossen waren, um selbst die obersten Stockwerke
zu überfluten. Dutzende von Statuen standen hier, noch
aus der Zeit vor der Umwälzung, als die Blitzklinges wie
die di Caelas in ungewohnter Heldenmanier unter den ersten Rittern an Vinas Solamnus’ Seite geschritten waren. Sie
alle wachten für immer hier, wenn auch etwas staubig.
Sturm ging an ihnen entlang und staunte. Denn hier
stand eine Statue von Lucero di Caela, der als Kommandant in den Ogerkriegen mit gezogenem Schwert in die
Schlacht zog. Und da die Statue von Bedal Blitzklinge, der
einarmig an einem Paß in Solamnia die Wüstennomaden
aufhielt, bis Hilfe kam. Und da sogar Roderich di Caela,
der eine Hobgoblininvasion aus Trot niedergeschlagen hatte, aber dabei ums Leben gekommen war.
Und die letzte der Statuen war Bayard Blitzklinge, zweifellos von Lady Enid zum Gedenken an ihren verschollenen Ehemann aufgestellt. Auch er zog sein Schwert und
trat vor.
Sturm rieb sich die Augen, weil er nicht glauben konnte,
was er plötzlich sah. Was unten in der großen Halle ein
bizarrer Fehler gewesen war, war hier in den oberen Bereichen der Burg beunruhigend wahr.
Jeder Held hatte jetzt Sturms Gesicht, bis zu der Narbe
am Kinn, die aus seiner Kindheit stammte. Schnell lief er
von einem zum anderen und sah sich alle noch einmal an.
Diesmal war es kein Lichtspiel. Wieder Vertumnus?
Eine Zeitlang saß er grübelnd an der Statue von Sir Robert di Caela. Es dauerte eine Weile, bis er zu sich kam und
sofort aufsprang, denn er wollte sich auf keinen Fall in einem verlassenen Schloß von der Nacht überraschen lassen.
Eilig durchschritt er die Räume und Kammern, während
mit dem Sonnenlicht auch seine Hoffnung sank. Aus allen
Fenstern würde ihn ein Sprung auf das Pflaster des Burghofs tief unten zweifellos umbringen.
Auf seiner verzweifelten Suche nach Spalieren, Wein oder geheimen Treppenschächten nahm Sturm drei Stufen
auf einmal, bis er im Sonnenzimmer des obersten Geschosses angelangt war. Das Sonnenzimmer war das geräumige
Gemach, in dem unzählige di-Caela-Fürsten und nach ihnen zwei Generationen Blitzklinges Tausende von Nächten
verbracht hatten. Als Nachfahre dieser Tradition war
Sturm ein bißchen benommen, als er den Raum betrat.
Von hier aus sah seine Lage allerdings höchstens noch
hoffnungsloser aus. Über dem Sonnenzimmer waren die
Zinnen, doch die einzige Leiter zu der Falltür in der Decke
lag in knapp ellenlangen Stücken am Boden. Ja, es gab
reichlich Fenster, aus buntem Glas in kräftigen Grünschattierungen, aber die saßen hoch in einem weiteren Lichtgaden, zu dem nicht einmal ein Eichhörnchen hätte hochklettern können.
Mutlos setzte sich Sturm auf das große Himmelbett und
wickelte sich in die Überreste der zerrissenen Vorhänge.
»Morgen«, sagte er sich mit schweren Augenlidern in
den muffigen, aber warmen Vorhängen. »Es gibt auf jeden
Fall einen Keller, aus dem ich… bestimmt…«
Im grünen Abendlicht und den Staubwolken übermannte
ihn die Müdigkeit und raubte ihm die Worte. Zwei oder
drei Mal nieste er im Schlaf, ohne jedoch aufzuwachen.
Und so verschlief Sturm Feuerklinge seine erste Nacht
unterwegs wie ein heruntergekommener Fürst in der Burgruine. Er war gefangen, Flucht schien aussichtslos, und er
war so müde, daß er friedlich schlief, bis die Morgensonne
durch die Falltür zu den Zinnen zu sehen war.Der nächste
Tag brachte allerdings nichts Besseres. Die Kellerschlösser
waren einfach zu knacken, aber alle Gänge oder Tunnel,
die einst aus dem Keller herausgeführt haben mochten,
waren versperrt. Sturm vermutete, daß dasselbe Erdbeben,
das das Wasser bis in die
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