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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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oberen Stockwerke gedrückt hatte, auch die unteren Bereiche des Kastells versiegelt hatte.
Trübselig wühlte er auf der Suche nach Geheimtüren, verborgenen Gängen und etwas Eßbarem zwischen leeren
Fässern, Flaschen und Weinregalen. Rot vor Zorn und Anstrengung lehnte er sich an die feuchte Wand.
»Wenn ich je den Herrn der Wildnis treffe oder den, der
mich hier eingesperrt hat«, fluchte er, während er mit den
Fäusten auf die festgestampfte Erde des Kellerbodens
trommelte, »dann wird er mir das teuer bezahlen! Ich werde… ich werde… ach, ich werde einfach etwas tun, und
zwar etwas Schreckliches!«
Er schloß die Augen und seufzte, denn er kam sich
dumm und hilflos vor. Er war kein würdiger Nachfahre
von Rittern. Bevor er sich bitter rächen konnte, bevor er
den Schurken in die Enge treiben und gnadenlose, solamnische Gerechtigkeit üben konnte, mußte er einen Weg aus
dem Haus seines Großvaters finden.Am Nachmittag sah es
um nichts besser aus. Sturm durchwanderte die Gänge des
Kastells und wurde mehr und mehr mit ihnen vertraut.
Langsam wich sein Ärger dem Hunger und der Angst.
Der Burgbrunnen und die Zisterne im Sonnenzimmer lieferten ein bißchen Wasser, aber offenbar konnte man in
einem Schloß ebenso leicht verhungern wie in der Wildnis
oder in der Wüste. In dieser Nacht hielt ihn der Hunger
wach, und er schlief so unruhig, daß er beim Erwachen
nicht viel ausgeruhter war als beim Einschlafen.
Schlapp und müde landete er am Vormittag wieder in
dem Gang mit den Statuen, dessen Geschichtsträchtigkeit
ihn anzog. Er ging mit wachsender Benommenheit den
ganzen Gang entlang, von einer Marmorgeneration zur
nächsten, bis er die Statue von Robert di Caela erreichte,
der in der gleichen kriegerischen Pose festgehalten war wie
seine Vorfahren und Nachkommen. Der Kopf saß merkwürdig schief, als ob der Bildhauer versucht hätte, das Exzentrische an seinem Modell durch ein etwas seltsames
Werk zu erhalten.
Seufzend lehnte sich der Junge an den staubigen Marmor
und ließ sich zu Boden rutschen. Und so saß Sturm Feuerklinge zwischen den Statuen, die eine ganze Schar seiner
Vorfahren verewigten, und lachte aus vollem Herzen – über seine eigene Unbeholfenheit und seine unzureichende
Vorbereitung auf das, was noch vor ihm lag. Kichernd
stand er auf, sprang auf das Podest und drehte am Kopf
der Statue, um Sir Robert wenigstens einmal in seiner bunten Geschichte geradezurücken.
Lachend zog er an dem Marmorkopf, zog lachend noch
einmal, und sein Lachen hallte durch den höhlenartigen
Gang, während das Sonnenlicht um ihn her verschwamm.
Ihm war so schwindelig vor Hunger und Schwäche, daß er
nicht einmal merkte, wie die Statue ins Wanken geriet,
kippte und ihn unter sich begrub. Sein Kopf schlug auf
dem Boden auf, und er wurde ohnmächtig.
Sturm erwachte zu Musik – dem klagenden, einsamen
Klang der Röte – und einem komischen, nicht greifbaren
Licht zwischen den Statuen. Zuerst hielt er es für eine Spiegelung in einem der zahllosen di-Caela-Spiegel, ein Strahl
Mondlicht, der durchs Fenster fiel, seine eigene Bewegung,
die ein Bronzepanzer zurückwarf. Aber da war noch die
Musik, die er sich nicht erklären konnte, und die ergänzte
das Licht zu einem weiteren, fesselnden Mysterium.
Er folgte dem Licht in einen Korridor, und die Musik begleitete ihn und hallte durch die staubigen Gänge. Während Sturm regungslos auf der Empore an der Treppe zum
Vorraum stand, sah er, wie das Licht sich veränderte und
wie Nebel auf die Doppeltür der unteren großen Halle
trieb. Langsam folgte er dem Licht mit gezogenem Schwert,
als es in die Mitte der großen, hohen Halle trieb und sich
auflöste.
Sturm war durcheinander. Was er gerade gesehen hatte,
war gewiß ein erstes Wahnbild des Verhungerns. Er setzte
sich auf einen Mahagonistuhl mit hoher Lehne. Da er jetzt
schwächer war und seine Stirn schmerzte, war er gar nicht
mehr so sicher, ob er überhaupt wieder hochkommen
konnte.
»Das ist also das Ende der Blitzklinges«, stellte er mit erschöpfter Ironie fest. »Im Speisesaal ihrer Burg ausgehungert!«
»Wenn das das Ende ist, dann ist das Geschlecht zu
Dummköpfen und Schulmeistern heruntergekommen!«
erklärte eine barsche, kaum wahrnehmbare Stimme irgendwo in den Dachsparren über dem Jungen.
Überrascht versuchte Sturm aufzuspringen, doch er taumelte vor Schwäche und Furcht.
»Was nicht heißen soll, daß so was zum ersten Mal in der
Familie geschehen würde«, fuhr

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