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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Vorstellungen hinaus tun.«
    Er war blasser und tat geheimnisvoller, als Derek es je
zuvor bei ihm gesehen hatte. Die Blicke seiner kleinen Augen wirkten gehetzt und berechnend.
    Am besten gar nicht drüber streiten, dachte der Junge,
aber er blieb dennoch beim Thema.
»Du hast selbst gesagt, er wäre im Finsterwald, Onkel. Er
verfault in einer Druidenzelle, hast du gesagt. Und wenn
sie ihn nicht mehr einsperren wollen, dann – «
»Ich weiß, was ich gesagt habe!« fauchte Bonifaz. Er richtete sich im Sattel auf und beugte sich vor. Sein Atem stank
nach Wein und etwas beängstigend Animalischem.
»Aber das reicht nicht, Derek!« flüsterte er. »Wir müssen
sichergehen. Falls er doch entkommt – durch den verrücktesten Zufall oder durch eine verborgene Gabe, die erst
jetzt, unter Lebensgefahr, durchbricht… nun, dann müssen
wir den Weg für ihn… vorbereitet haben.«
»Diese Straße war schon vor vierzehn Tagen vorbereitet«,
protestierte Derek, obwohl er wußte, daß seine Worte unbeantwortet bleiben würden.
Bonifaz strich sich unruhig die Haare zurück.
»Aber vierzehn Tage sind wie ein Jahr für das Gedächtnis von… von denen, die wir angestellt haben«, erklärte
Bonifaz mit hoher, etwas zu lauter Stimme.
Derek lehnte sich stirnrunzelnd zurück und durchforschte den Nebel nach Spuren der Söldner. So war es seit heute
früh gegangen, als Bonifaz ihn im Stall erwischt hatte.
»Sattle zwei Pferde«, hatte der Ritter mit kalten, gehetzten Augen geknurrt und den Jungen an der Schulter festgehalten.
»Ja… jawohl, Sir«, hatte Derek erwidert und sofort damit
angefangen. Schweigend hatte er die Pferde gesattelt, weil
er instinktiv wußte, daß er auf keine seiner Fragen eine
Antwort bekommen würde, bis sie unterwegs wären, zu
dem Ziel, das Bonifaz sich in seinen fiebrigen Plänen vorstellte.
Die Tore des Turms hatten sich hinter ihnen geschlossen,
und sie waren schon mitten im Verkhus-Hügelland gewesen, als Fürst Bonifaz ihm dieses Ziel verraten hatte. Selbst
da hatte er nur das Wort »Vingaardfurt« erwähnt. Der Rest
war Schreien und Antreiben und Fluchen gewesen, während sie eilig durch das nasse Gras und die ungewöhnlich
kalte Luft über die Ebene geritten waren, von der sich hinter ihnen Nebel erhoben hatte, bis der Turm in den Bergen
nicht mehr zu sehen gewesen war.
Derek zitterte. Bis zum Frühling war es wirklich noch
lange hin, ganz gleich, was der Kalender über den Zeitpunkt seines Anfangs sagte. Als nächstes wäre er von unfreundlichen Gedanken in Murren verfallen, wenn er nicht
am Flußufer eine Bewegung bemerkt hätte.
»Da drüben, Sir!« flüsterte er, während er dorthin zeigte,
wo die Schatten sich aus dem dichten Nebel über dem Fluß
lösten. Drei gedrungene Gestalten mit Kapuze näherten
sich geduckt. Wie knorrige, verkrüppelte Geister glitten sie
schnell das Ufer hoch.
Bonifaz holte tief Luft. Instinktiv griff er nach dem
Schwert, während sein Pferd nervös tänzelte.
Das gefällt mir nicht, dachte Derek.
Bonifaz hob die Hand, und der eine der Ankömmlinge –
der Große in der Mitte – hob zur Antwort die eigene. Die
anderen beiden blieben im Nebel zurück, wodurch sie
kaum mehr zu sehen waren.
»Fürst Tückjäger, nicht wahr?« sagte der vordere. Es lag
etwas Trockenes in seiner Stimme, das auf Jahrhunderte
zwischen Steinen und Hitze hindeutete. In dieser Umgebung schien das fehl am Platz, und Derek schreckte instinktiv davor zurück, während er an den Zügeln zerrte, um
sein entsetztes Pferd davon abzuhalten, vor lauter Schrecken durchzugehen.
Bonifaz blieb ruhig. »Tückjäger« war offenbar der Name,
den er für sich gewählt hatte.
»Nicht so laut«, flüsterte er. »Ihr seid in Feindesland.«
Der Assassine – denn das war er, obwohl Bonifaz freundlichere Worte für die Sache benutzt hatte – lachte leise und
grausam.
»Sind wir nicht in Solamnia?« fragte er. »Und seid Ihr
nicht… mein Freund?«
»Du weißt, was du zu tun hast?« fragte Bonifaz knapp,
während er die Kapuze wieder hochschlug.
»Vertraut mir«, zischte der Assassine. Seine Hand stahl
sich zu dem Dolch an seinem Gürtel, und Derek kam diese
Hand… schuppig vor, wie die Haut eines Reptils. Hinter
dem Assassinen blähte sich sein Mantel unnatürlich auf.
Bestimmt nicht, dachte Derek, der seinem Pferd die Nüstern streichelte, um das aufgeregte Tier zu beruhigen. Das
ist bestimmt nur eine Täuschung durch den Nebel.
»Dir vertrauen?« fragte Bonifaz. »Sag mir, was

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