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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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bezaubernden Kreaturen neben ihm, leise
und melodiös zu singen.
Ihre Stimmen rankten sich um die durchdringende Melodie der Flöte, die sich zwischen den Worten hindurchschlängelte wie ein Otter durchs silberne Wasser. Trotz seiner Verwirrung und seiner wackligen Lage merkte Sturm,
wie er zu lächeln begann. Er stützte sich auf einen Ellenbogen und suchte wieder nach dem Elfenmädchen.
Vertumnus saß keine zehn Schritte entfernt still unter einer Stechpalme. Sein Blättergesicht blickte nach oben; auf
der Schulter prangte das Wappen der Eule.
Sturm tastete rasch nach seinem Schwert, wobei er die
Dryaden, die Wurzeln und das alte Laub aufstörte. Der
grüne Mann spielte mit ernster, unergründlicher Miene
weiter. Sturm rutschte und stöhnte vor Schmerz auf, als er
das Heft seiner Waffe fand, doch die rührte sich nicht von
ihrem Platz im feuergeschwärzten Herzen des Baums, und
seine Finger glitten vergeblich über das glänzende Metall.
Inzwischen hatte der Herr der Wildnis unerwartete Gesellschaft bekommen. Aus der Deckung des umliegenden
Waldes trat ein Hirsch, dann ein Dachs. Drei Raben kreisten über der Eiche und ließen sich in den hohen Ästen nieder. Eine kleine braune Lerche schloß sich ihnen an, und
rund um Sturm schienen die Zweige nur so zu schwirren
vor Eichhörnchen. Schließlich kam ein weißer Luchs aus
den Schatten, der sich zu Vertumnus’ Füßen zusammenrollte und Sturm mit goldenen, leuchtenden Augen betrachtete.
Der Junge wollte etwas sagen, doch ihm fehlten die Worte, und der Atem stockte ihm. Wieder schoß der grausame
Schmerz durch seine Wunde, bis Sturm nichts mehr sah
und fühlte.»Evanthe, Diona«, befahl Vertumnus. »Macht
ihn los.«
»Und dann, Sir?« fragte Evanthe. »Ihn in das Herz des
Baumes legen?«
»Den Waldboden mit seinem Menschenblut tränken?«
fragte Diona eifrig.
»Keine Gefangenschaft mehr«, erklärte Vertumnus. »Und
kein Tod mehr. Wenn die Nacht vorbei ist, wird er beides
hinter sich haben.«
»Du gibst ihn ihr !« zischte Diona. »Dieser singenden Hexe mit ihren Wurzeln und Tränken!«
»Sie wird Gemüse aus ihm machen!« schimpfte Evanthe.
»Und wie sollen wir uns dann vergnügen?«
Vertumnus lächelte spöttisch. Er hielt die Flöte in seiner
ausgestreckten Handfläche und blies vorsichtig darüber.
Das Instrument verschwand, und angesichts so ruhiger,
mächtiger Magie hörten die Dryaden auf zu lärmen.
Luin und Eichel trotteten gemächlich auf die Lichtung.
Sie waren vor einen von Grün bedeckten Karren gespannt
und mit Schlingpflanzen und Seilen angeschirrt. Die Zügel
des Wagens hielt Jack Derry, dessen Augen den Jungen im
Baum genau musterten. Mit raschem, respektvollem Nicken und Lächeln nahm er Vertumnus zur Kenntnis.
»Willkommen daheim, mein Sohn«, sagte Vertumnus.
Die Dryaden verbeugten sich vor Jack, und aus den schwelenden Zweigen der Eiche flog die Lerche herab, die sich
auf seine Schulter setzte.
»Wie geht es ihm, Vater?« fragte Jack, der den Wagen
neben Vertumnus steuerte.
»Schleppt sich dahin«, erwiderte Diona, deren weiße
Finger an Sturms Hals glitten, um dort sachte den Puls zu
fühlen. »Er hat viel durchgemacht und eine schlimme
Wunde eingesteckt. Seine Lebenskraft schwindet dahin.«
»Mach ihn los, Jack«, befahl Vertumnus.
»Wie du willst, Vater«, antwortete Jack gehorsam mit einem deutlichen Zwinkern zu den Dryaden, die rot wurden
und sich abwandten. »Auch wenn ich nicht weiß, was du
mit ihm willst. In Sturm kämpfen Edelmut und Dummheit
miteinander, und ich könnte dir nicht sagen, was davon die
Oberhand hat.«
»Du fließt wie Wasser durch die beiden Welten, Jack
Derry«, rügte ihn Vertumnus nachsichtig. »Du weißt nichts
vom zerrissenen Herzen.«
»Scheint so, daß dieses… Baummonster sein Herz fast
richtig zerrissen hätte«, stellte Jack trocken fest, als er die
Wunde an Sturms Schulter berührte.
»Der Baumhirte unterscheidet nicht zwischen Gut und
Böse, zwischen Mensch, Elf und Oger, zwischen Freund
und Feind«, erklärte Vertumnus ungeduldig. »Und doch ist
er einer von uns und kein Monster. Das wußtest du schon
als kleines Kind, Jack. Es hat sich nicht geändert, seit du
fort warst.«
Vertumnus sagte nichts weiter. Während er zusah, wie
Jack Sturm von dem zertretenen Boden hochhob, machte er
eine nebensächliche, fast unbewußte Handbewegung und
hatte die Flöte wieder in der Hand.
»Ich schätze«, sagte Jack, der den jungen Solamnier auf
die Schultern nahm, »es wäre gar

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