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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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versinken und dort den letzten, unheilbaren Schaden anrichten.
Ragnell beugte sich herunter und berührte die Wunde.
Sturm schrie auf und schlug ihre Hand weg.
»Nein!« rief er aus. »Dieser Wald hat mir genug angetan!
Ihr habt viel Schlimmes angerichtet – bei mir, beim Orden
und bei meinem Vater während der Belagerung von Schloß
Feuerklinge!«
Die Druidin schüttelte langsam den Kopf. Sie lächelte.
»Viele Ritter von Solamnia fielen in jenem – ›Aufstand‹,
wie ihr es nennt. Aber dein Vater war ein anständiger
Mann, und ich habe ihn nicht getötet.«
»Dann… dann…« Sturm wollte etwas entgegnen, aber
die Lichtung um ihn herum verschwamm vor seinen Augen, und er taumelte und sackte auf die Knie.
Ragnell hielt den Jungen vorsichtig an der Tunika fest,
aber er riß sich los.
Ragnell lächelte unglaublich lieblich. »Nun denn«, sagte
sie still und strich mit der Hand über die Wellen. »Wenn
ich eine Versuchung bin, dann wollen wird doch mal sehen, wozu.«
Bei ihrer Berührung wurde der Teich still, und umrahmt
vom weißen Mondlicht sah Sturm sein seltsam verwandeltes Spiegelbild – ein dunkler Bursche ganz in Grün, voller
Blätter und Ranken, das Haar taubenetzt und von Stechpalme und Lorbeer geschmückt.
»Bei Huma!« fluchte er. »Das ist Jack Derry!«
»Nicht Jack Derry, sondern du«, verkündete die Druidin.
»Es ist dein übertragenes Ich, Sturm Feuerklinge. Jenseits
von Eid und Maßstab in den Tiefen deines Wesens.«
»Noch ein Druidentraum!« widersprach Sturm verächtlich und wandte den Kopf von dem Spiegelbild ab.
»Und… und das liegt in meinem tiefsten Inneren?« fragte
Sturm.
Ragnell legte ihm die Hand auf die Schulter. Ihr Spiegelbild tauchte im Wasser auf – uralt und gebeugt neben seinem knienden Baumabbild.
»Das und noch viel mehr, Sturm Feuerklinge«, sagte sie.
»Eine große Weisheit jenseits von Eid und Maßstab. Aber
du hast die Wahl. Ich kann den Dorn entfernen oder… ihn
in Musik verwandeln.«
»In Musik?«
Die Druidin nickte. »Eine innere Musik, die dein geteiltes
Herz wie die Nadel eines Schneiders durchstechen und
zusammenziehen wird, um es zu etwas Ganzem zu machen, dem nichts mehr etwas anhaben kann. Die Musik
wird dich den Rest deines Lebens begleiten und dich von
Grund auf verändern. Oder ich kann den Dorn entfernen.«
Sie beugte sich vor und wirbelte das Wasser im Teich auf.
»Es ist auf jeden Fall deine Wahl«, drängte sie.
Sturm schluckte.
»Wähle«, drängte die Druidin. Sie zeigte auf die Wunde
in seiner Schulter. Während sie gesprochen hatte, hatte sich
der Dorn noch tiefer in Sturms Fleisch gebohrt. Jetzt lag er
zwischen Muskel und Knochen. Sturm konnte den Arm
kaum bewegen. Bis zum Ellenbogen war er jetzt grün, und
die Farbe stieg langsam höher.
»Er wird tiefer eindringen und tödliche Arbeit leisten«,
erklärte Ragnell. »Keine Angst vor der Musik. Bald, Sturm
Feuerklinge, bist du Teil des Waldes und des gewaltigen
Grüns des Mittsommers.«
»Nein!« schrie Sturm. Über ihm hörte er die schrillen, erschreckten Rufe aufgescheuchter Vögel. »Entferne den
Dorn, Ragnell!«
»Wenn ich das tue«, drohte die Druidin, »siehst du deinen Vater nie wieder.« Sie drehte sich um und ging zum
Rand der Lichtung.
Sie lügt, dachte Sturm, der ihr folgte. Sie lügt. Und Caramon und Raistlin waren auch nicht im Turm der Erzmagier, und Vertumnus war nicht auf den Mauern des Rittersporn. Sie ist ein Traum, und sie lügt, und diese ganze
Traumdeuterei ist einfach dumm, und ich sollte…
»Ragnell!« schrie er. Tief in dem dicken, blauen Ewigkeitsbaum hinter ihr huschte etwas eilig davon. »Hol den
Dorn aus meiner Schulter!«
»Nein.« Ihre Antwort kam leise und unsicher.
»Ich kann wählen«, sagte Sturm triumphierend. Die Worte entfuhren ihm schnell und prompt und sicher, und einen
Augenblick lang dachte er, es wären nicht seine eigenen.
»Schließlich«, sagte er, »kann ich wählen.«
»Das kannst du, Sturm Feuerklinge«, pflichtete ihm die
Druidin nach einer langen Pause bei. Das Flötenlied wich
dem einsamen Gesang einer einzelnen Lerche, und gleich
darauf war auch diese Musik verklungen. »Dann nimm
dein Schwert und deinen Eid und Maßstab.«
Sie drehte sich zu ihm um, und mit einem merkwürdig
traurigen Blick griff sie ihm an die Schulter und entfernte
den Dorn.
»Die Kraft kehrt sofort zurück«, sagte sie, als alles – Dorn
und Druidin, Teich und Lichtung – vor den Augen des erstaunten Jungen zu verschwinden begann.
»Und

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