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Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stahl und Stein
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Sumpf.«
Mit drei Bissen hatte sie das Küchlein aufgegessen, leckte
sich die Finger und nahm noch eins. »Wenn ich wegen so
etwas jedesmal fa sten würde, dann würde ich verhungern,
Halbelf. Und halbverhungert bin ich als Kriegerin nicht zu
gebrauchen.« Sie wischte sich die Hände an ihrem kurzen
Lederrock ab. »Siehst du irgendwo Brot? Guck mal unter
das Tuch an der Tür.«
Tanis regte sich nicht. Er sagte kein Wort.
»Empfindlich?« fauchte Kitiara. »Ich glaube kaum, daß es
dem alten Jarlburg etwas ausmacht, wenn wir sein Lager
ausräumen. Was hat er jetzt noch von den paar Keksen?«
Tanis sagte immer noch nichts. Kitiara schob ihren Dolch
in die Scheide. Sie schüttete ein Tablett voll Brötchen auf
ein Handtuch und knotete das Tuch zusammen. »Die können wir später gut gebrauchen«, meinte sie dazu.
»Interessiert es dich denn überhaupt nicht, was aus den
Leuten geworden ist?« fragte Tanis.
Kitiara schüttelte den Kopf. »Solange nicht ich in Ge fa hr
bin, ist mir das egal.« Tanis sah ihr mit undurchschaubarer
Miene zu. »Was ist?« fragte sie verärgert.
»Ich versuche, etwas zu entscheiden«, sagte der Halbelf
ruhig, der sich zu der Seitengasse umdrehte.
»Was?« fragte sie.
»Ob du ein Unmensch bist oder typisch menschlich.«
Tanis trat ins Freie und ließ Kitiara mitten in der Küche
stehen. In der einen Hand hielt sie einen Laib Roggenbrot,
in der anderen das Tuch mit den Brötchen.
Dieser verdammte Kerl. Mit seinem verdammt arroganten Elfenblut.Tanis sprach kein Wort, als sie Meddow verließen. Kitiara zeigte auf die Abkürzung, von der sie erfahren hatte, und als sich der Weg nach einigen Minuten gabelte, wies sie wortlos auf den linken Pfad. Es wurde langsam dunkel, daher ließen sie die Pferde schneller gehen.
Bald wurde der P fa d matschig, und die Hufe der Pferde
saugten sich so fest, daß es schmatzte, wenn sie sie aus dem
nassen Untergrund zogen.
»Das kann nicht der richtige Weg sein«, meinte Tanis, der
vorn ritt und sich nach Kitiara umsah.
»Die Frau hat gesagt, der linke Weg würde sich ein biß
chen schlängeln«, schimpfte Kitiara. »Das ist schließlich der
linke Weg, verdammt. Los jetzt. Es wird dunkel.«
Tanis nickte. »Dann will ich aber nicht den rechten Weg
sehen«, murmelte er.
Während sie weiterritten, veränderte sich die Vegetation.
Die Bäume krümmten sich unter graugrünen Moosgirlanden, die wie die Zöpfe einer ausgedörrten Leiche aussahen.
Neben dem Pfad ragte schulterhoch sonderbares Gras auf,
um dessen Spitzen Wolken winziger Insekten schwirrten.
Kitiara berührte eins und zog mit einem Aufschrei die
Hand zurück. »Es hat mich gebissen!«
Tanis zügelte Paladin und beugte sich hinüber, um ihre
Hand zu untersuchen. »Die Fliege oder die Pflanze?« fragte
er. Aus zwei Schnitten unten an ihrem Daumen quoll Blut.
»Sieht aus wie von Zähnen«, überlegte er.
Kitiara brauste schon wieder auf. »Mach dich nicht lä
cherlich. Es gibt keine beißenden Pflanzen!«
Der Halbelf machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich habe schon von viel seltsameren Dingen gehört«, sagte er.
Sie riß ihre Hand zurück. »Du willst mir bloß angst machen, Halbelf. Los, weiter.« Sie trieb Obsidian an dem
Fuchs vorbei nach vorn. Tanis folgte ihr langsam.
Der Pfad wurde schmaler. An beiden Seiten wuchs das
rote Gras immer dichter, bis Tanis und Kitiara rechts und
links kaum noch etwas sahen. Es war so eng, daß die Pferde nur hintereinander gehen konnten. Der modrige Geruch
wurde stärker, das Summen der Insekten lauter. Einmal
krabbelte genau vor Obsidian etwas Purpurrotes von der
Größe eines Pferdehufs über den Weg und zog einen kleinen, flatternden Vogel mit sich. Die Stute scheute dermaßen, daß Kitiara das sich aufbäumende Pferd gerade noch
halten konnte. Als Obsidian sich schließlich wieder beruhigt hatte, rief Kitiara nach hinten: »Beim schwärzesten
Abgrund, was war das denn?«
»Moorspinne«, sagte Tanis nervös. »Giftig.«
Als der Abend anbrach, senkten sich Schwaden von
Moskitos über die Reisenden. Tanis nahm eine Decke aus
seiner Schlafrolle, die er über den Kopf zog, um die hungrigen Quälgeister abzuhalten. Kitiara folgte seinem Beispiel. »Komm nicht an das Gras«, warnte er. Kitiara antwortete mit einem Grunzen, hielt Obsidian jedoch in der
Mitte des Wegs.
Plötzlich stieg Tanis ab, hob einen Stein auf und warf ihn
in das rötliche Gras. Es gab ein Platschen. »Der linke Weg
ging nach Haven?« fragte er.
Kitiara hielt an und sah sich um. »Hat sie gesagt.«

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