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Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stahl und Stein
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daß die
Kranken ihr Schicksal durch moralische Verfehlungen
selbst verursacht hätten.
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, keine Seuche. Die
Menschen… verschwinden einfach. Ich glaube, sie gehen in
den Sumpf.« Sie zeigte mit ihrer dünnen Hand, die auf
einmal kaum noch die Nadel halten konnte, nach Osten.
»Irgendwelche Spuren eines Kampfes?« fragte Kitiara.
Die Bauersfrau schüttelte den Kopf. Jetzt schien sie überzeugt zu sein, daß die Fremden nicht zu jenen gehörten, die
Meddow heimsuchten – wer auch immer das sein mochte.
Sie wagte sich einen weiteren Schritt vor. Die Frau sah
nicht auf ihre Handarbeit, doch sie sprach im Takt der hek
tischen Bewegungen ihrer hölzernen Häkelnadel.
»Morgens stehen die Türen offen, und sie sind fort«, sagte sie, den Tränen nahe. »Ich weiß einfach, daß sie alle tot
sind – Berk, D u ster, Braun, Johon, Maron und Keat bisher.
Und jetzt Jarlburg! Es sind nur noch drei Männer übrig, ein
halbes Dutzend Frauen und mehr als doppelt so viele Kinder. Was wird aus unseren Kindern, wenn es ihre Eltern
alle erwischt hat?« Sie fing an zu weinen und wischte die
Tränen mit dem Häkelwerk ab. »Ihr seid doch Soldaten.
Könnt ihr uns nicht helfen, du und dein Freund?«
Kitiara überlegte. »Was könntet ihr bezahlen?«
Die Frau wich einen Schritt zurück. »Bezahlen?« bebte
sie. »Wir haben kein Geld.«
»Dann tut’s mir leid«, erklärte Kitiara kurz angebunden.
»Mein Begleiter und ich haben dringende Geschäfte in Solace. Wir dürfen uns nicht verspäten.« Sie wendete Obsidian zu Jarlburgs Laden hin. Die Frau hinter ihr brach wieder
in Tränen aus.
»Wart e !« Das war wieder die Frau. »Ich kann dir das hier
geben.« Sie winkte Kitiara mit dem Pulloverteil. »Der ist
bald fertig. Vielleicht hast du ja eine Tochter oder einen
Sohn, dem es passen könnte?«
»Mögen die Götter es verhüten«, erwiderte Kitiara mit
kurzem Lachen. »Das fehlte mir noch.« Wieder wehrte sie
die Bäuerin ab. »Ich muß meinen Kameraden suchen, und
dann müssen wir weiterziehen. Wir wollten noch vor Einbruch der Dunkelheit in Haven sein.«
Die Hände der Frau hielten inne und suchten die Schürze, in der sie sich festklammerten. Als Kitiara sich umdrehte, wich der flehende Ausdruck aus den Augen der Bäuerin. »Es gibt eine Abkürzung«, rief sie Kitiara zu. »Folgt
dem Pfad hinter Jarlburgs Haus, und zwar nach Osten.
Dann kommt ihr bald an die Gabelung beim Rosenquarz fe ls. Der linke Weg schlängelt sich zwar, führt aber nach
Haven.«
»Und der rechte?« Als Kitiara auf Jarlburgs Veranda trat,
sah sie sich noch einmal um.
»Der geht mitten in den Sumpf. Seid vorsichtig.«
Kitiara bedankte sich und betrat das braune Haus.
Die Bäuerin drehte sich wieder zu ihrer Hütte um. »Oder
vielleicht ist es andersrum«, murmelte sie mit bösem Lä
cheln in sich hinein. »Vergeß ich immer.«Trotz der offenen
Tür war es in der Bäckerei stickig. Kitiara rann der Schweiß
den Rücken hinunter. Sie konnte den Duft von Zimt, Ingwer und Nelken riechen, dazu noch etwas Süßes wie Blü
tenblätter. Sie hörte Tanis hinten rumoren und trat in eine
große Küche. Am einen Ende stand ein gemauerter Ofen,
die Mitte des Raums wurde von einem dicken Holztisch
beherrscht. Unter dem Tisch lagen eineinhalb Sack Weizenmehl.
Tanis stand an der Doppeltür in die Seitengasse. Die untere Hälfte war geschlossen, doch die obere war offen.
»Von hier aus riecht man den Sumpf«, sagte er und fügte
hinzu: »Es ist alles verlassen, aber offenbar hat jemand erst
vor kurzem gebacken.«
»Irgend etwas Seltsames geht hier vor, und zwar immer
nachts. Eine Bauersfrau hat es mir erzählt.« Kitiara berichtete, was die Frau gesagt hatte, ließ jedoch die vergebliche
Bitte um Hilfe aus. »Wir sollten Proviant einpacken und
verschwinden.« Ausgeblichene Mehlsäcke waren über einige Tabletts gelegt, von denen eines gleich neben Kitiaras
Ellbogen in einem Regal stand. Kitiara hob die Abdeckung
hoch und fand ein paar Küchlein mit Zuckerguß. Sie spieß
te eins mit ihrem Dolch auf und biß hinein.
»Mm m mmm«, sagte sie, noch bevor sie den Bissen geschluckt hatte. »Mit Marzipanfüllung. Du auch?«
Tanis suchte ein Geldstück – zweifellos Bezahlung für
den Proviant – aus einem Beutel an seinem Gürtel. Er sah
sich um und legte es dann auf einen zerkratzten Tresen.
»Da wird es schon jemand finden. Wie kannst du eigentlich
hier essen?« wollte er wissen. »Der Besitzer liegt wahrscheinlich tot da draußen im

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