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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schloß im Eis
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seinen Männern gab es Gemurmel, doch der Anführer rührte sich nicht. Der Wind fuhr in den weißen Pelz,
mit dem der Rand seiner Kapuze besetzt war. Sein Blick
ging von dem Halbelfen zu dem Kerner, dann zu den Eulen. »Ich glaube, du lügst. Ich glaube, du bist ein Abgesandter jenes Bösen, von dem wir schon viel gehört haben. Ich
glaube, du und deine Freunde, ihr wollt ein weiteres Dorf
Des Volks ausspähen, damit ihr dieses Wissen dann dem
Bösen und seinen Horden von Stiermenschen, Walroßmenschen und doppelköpfigen Sklaven überbringen könnt.«
Brittain schaute finster drein. »Ihr seid unsere Gefangenen.« Auf einen Wink von ihm traten mehrere bewaffnete
Eisvolkmänner vor und ergriffen Tanis und Caven an den
Armen.
»Wehr dich nicht«, flüsterte Tanis Caven zu. »Wir müssen sie überzeugen, daß wir ihnen nichts tun wollen. Wir
haben keine Zeit, noch einen Kampf auszufechten.«
Zornig stellte Caven seinen Fuß in den Schnee. »Ich bin
ein Mann, Halbelf. Ich lasse mich nicht kampflos abführen!«
Tanis seufzte. Einen Augenblick traf sich sein Blick mit
dem von Brittain. Zu seinem Erstaunen funkelte Belustigung in den braunen Augen des Anführers. Allerdings war
dieser Anflug guten Willens – falls er sich das nicht nur
eingebildet hatte – genauso schnell verflogen, wie er gekommen war.
In diesem Augenblick traten Xantar, Goldener Flügel
und Klecks vor. Xantar hob den Kopf und trillerte, worauf
die Rieseneulen auf dem Feld hinter ihnen sich umdrehten
und zu Reihen antraten. Xantar, Goldener Flügel und
Klecks beugten sich vor und pickten die Hände der Eisvolkhäscher von den Armen des Halbelfen und des Kerners.
Brittain gab seinen Leuten ein Zeichen. »Diese großen
Vögel sind nicht aus dem Eisreich…«, sagte er zögernd.
»Sie stammen aus dem Norden, wie wir. Sie wollen nur
Gutes, so wie wir.«
Endlich lächelte Brittain. »Das werden wir ja sehen.«
»Sie kommen auf Geheiß von Xantar, ihrem Ältesten und
Anführer, und folgen nicht dem Ruf des Bösen.«
Brittains Lächeln wurde breiter. »Wir werden sehen«,
wiederholte er. »Ihr seid nicht gerade für das Eisreich ausgerüstet. Stimmt, der Böse wäre schlauer gewesen.«
Xantar trillerte wieder, und Tanis, der sich zu dem Vogel
umdrehte, spürte etwas Vertrautes in seinem Kopf. Konnte
der Vogel immer noch telepathisch reden? War er stark
genug? Auch auf Cavens Gesicht zeichnete sich Überraschung ab. Selbst Brittain schien eine Botschaft zu empfangen.
»Großvater Eule«, murmelte Brittain respektvoll. »Das
Volk achtet das Alter, und du scheinst sehr weise zu sein.«
Xantars Augen waren geschlossen. Seine Klauen umklammerten den Schnee so fest, daß er zu schmelzen begann. Er konzentrierte sich mit allen ihm verbliebenen
Kräften, das konnte Tanis sehen. Wieder flackerte Telepathie in den Gedanken des Halbelfen auf.
Drei… drei …
Er wurde schwächer, sprach jedoch wieder. Xantar taumelte vor Anstrengung, als Goldener Flügel und Klecks an
seine Seite eilten.
Drei Liebende,… die… Zaubermaid… Erschauernd holte
Xantar Luft und lehnte sich an die zwei Eulen.
»Tanis!« zischte Caven. »Der Traum! Was macht er?« Geflügelter mit treuer Seele, fuhr die Eule fort. Er öffnete seine
schmerzgepeinigten Augen für einen Moment. Das bin ich,
Halbelf.
    Auch Tanis rezitierte jetzt. »Untote drohen im Düsterwald,
Sichtbar in der Spiegelschale. Böses befreit durch des Diamanten
Flug. «
    Bei der zweiten Strophe stimmte Caven mit ein. Zu Tanis’ Überraschung schloß sich Brittain bei der dritten an.
»Drei Liebende, die Zaubermaid,
Das Band der Tochterliebe gelöst,
Legionen vertrieben, viel Blut nun fließt,
Frostiger Tod im endlosen Schnee.
Das Böse geschlagen durch Edelsteins Macht.« Die letzte Silbe
verklang, und das Kitzeln in Tanis’ Gehirn hörte auf. Xantar taumelte wieder gegen Goldener Flügel. Dann seufzte
er und sank in den Schnee. Noch ehe Tanis und Caven bei
ihr waren, war die Rieseneule tot.
Ein verzweifelter Schrei erhob sich aus den Kehlen von
Goldener Flügel, Klecks und den anderen Eulen. Caven
fluchte deftig. Tanis schwieg. Die Tränen stiegen ihm in die
Augen, während hinter ihm Hunderte von Eulen trillerten
und heulten. Er spürte eine Hand auf der Schulter, die er
abschüttelte, weil er glaubte, sie käme von Caven, doch die
Hand kehrte zurück, und Tanis sah auf. Es war Brittain.
»Auch ich hatte einen Traum«, flüsterte der Eisvolkführer, »vor vielen, vielen Wochen, bevor der Böse

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