Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell
hörte, wie Dogz Luft
holte und zurücktrat, um mit seiner leisen, grollenden
Stimme mit dem Anführer zu reden.
»Der dritte ist ein Kender, Sarkis.«
»Und?«
»Kender sind unrein. Sie wandern umher und leben vom
Stehlen und Betrügen. Wenn man einen berührt, heißt es,
zieht man Verachtung oder, schlimmer noch, eine Krankheit auf sich. Ich glaube nicht, daß es nötig ist, den da zu
durchsuchen.«
Hinter den beiden Minotauren ertönte ein wütendes Zischen. Hinter Caramon erhob sich Tolpans beleidigte
Stimme:
»Unrein! He, du großer Hornochse! Ich möchte dir mitteilen, daß ich regelmäßig bade. Mein Gesicht habe ich gestern erst gewaschen, um genau zu sein – jedenfalls wenn
ich recht vermute, daß heute der Tag nach gestern ist, was
ich nicht sicher weiß, weil ich keine Ahnung habe, wo ich
bin und wie lange es gedauert hat, mich hierher zu befördern. Aber wenn du persönliche Körperpflege zur Sprache
bringen willst, dann schlage ich vor, du nimmst mal deine
tellergroßen Nüstern, bückst dich und schnupperst an dir
selbst!«
Sturm biß sich auf die Zunge.
Caramon verdrehte die Augen.
Der menschliche Abschaum un d die Oger mit den
Schwimmhäuten lachten höhnisch.
Der mit dem Namen Sarkis ging an Dogz vorbei und
taucht e in den grauen Nebel bei der verhüllten Gestal t ein.
Diesmal konnte Caramon kein einziges Wort verstehen,
nur wildes Schnauben, das von gutturalen Silben und Zischen unterbrochen wurde. Der Anführer beriet sich offensichtlich mit der geheimnisvollen Gestalt.
Caramons Gedanken überschlugen sich. Beim Gedanken
an seinen Zwillingsbruder verharrten sie. Raistlin und er
waren mittlerweile hervorragend aufeinander eingespielt
und ergänzten sich so gut, daß sie in vielen kritischen Situationen den jeweiligen Vorteil nutzen konnten. Der junge
Krieger wünschte sich von ganzem Herzen, jetzt seinen
Bruder an seiner Seite zu haben. Was würde Raistlin in diesem Fall tun?
Sarkis kehrte zurück und fuhr Dogz verächtlich an: »Pah,
Dogz! Es ist richtig, daß Kender ehrlos sind, aber es ist
doch bekannt, daß sie gegenüber gewöhnlichen oder ungewöhnlichen Krankheiten immun sind. Genauso leicht
könntest du dich bei einem Baumstumpf anstecken. Laß
mich das erledigen, du abergläubischer Trottel!«
Tolpan gelang es, sich so zu verrenken, daß er sehen
konnte, wie sich Sarkis mit ausgestreckten Riesenhänden
über ihn beugte. »Du häßlicher, warziger, schweinemäuliger, matschfarbiger Kretin! Ich bin so ehrenhaft wie je der
andere – gut, vielleicht nicht gerade so ehrenhaft wie Sturm
oder auch Caramon, der auf seine eigene, schlichte Art ehrenhaft ist – aber doppelt, zehnmal, hunderttausendmal
ehrenhafter als solche wie ihr! Und sei gewarnt, daß ich
dich mit jeder Krankheit anstecken könnte, die ich will,
wenn es mir nur wichtig genug wäre… He, laß das! Hör
auf damit! Das kitzelt! Hihi! Haha-hahaha!«
Der verrückte Kender redet sich um Kopf und Kragen,
dachte Sturm. Von seiner Warte aus sah er, daß Sarkis Tolpans Päckchen und Beutel entdeckt hatte. Der Minotaurus
grinste, worauf gelbe Zähne in seinem viehischen Gesicht
zu sehen waren.
Sarkis stapfte zu seinem Stellvertreter und hielt dabei
Tolpans Beutel hoch. Wild funkelte er seinen Untergebenen
an.
»Und, was ist das?« fragte der gemaßregelte Dogz.
Die Menschen und die Oger kicherten, bis Sarkis sie mit
einem Blick zum Schweigen brachte. Sarkis marschierte zu
der Gestalt im Nebel zurück. Die Unterhaltung bestand aus
weitere m Zischen und gedämpftem Grunzen. Dann kam er
zu Dogz zurück.
»Er ist derjenige«, erklärte Sarkis.
Dogz wollte hingehen, aber Sarkis hielt ihn an der Schulter fest. »Du darfst ihm nichts tun! Nimm ihn und seine
Beute mit!« Er gab ihm die Sachen des Kenders.
Dogz eilte zu Tolpan. Ein hoher, schriller Schrei gellte
durch die Luft. Caramon und Sturm kämpften mit ihren
Fesseln, doch sie konnten nichts tun.
Dogz kam mit Tolpan wieder hinter dem Mast hervor. Er
hielt den quietschenden, schimpfenden Kender an seinem
Haarknoten so weit wie möglich von sich ab. Es sah aus, als
ob der riesige Minotaurus ein Kaninchen an den Ohren gepackt hatte, doch in diesem Fall spuckte das Kaninchen
einen Strom von Verwünschungen aus.
»Autsch! Von allen – Du klumpfüßiger, knoblauchfressender Hohlkopf! Paß doch auf, was du – Autsch! Wo gehen wir denn – Autsch! Du übergroße, vertrottelte, milchlose Kuh! Autsch! Das sind meine Haare, an denen du
ziehst! He, was ist denn
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