Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell
mit Caramon und Sturm? Eeeyyy!«
Unter den Augen von Caramon und Sturm reichte der
Minotaurus den strampelnden Kender an zwei Menschen
weiter, die über die Reling kletterten und verschwanden,
wahrscheinlich in ein unten liegendes Beiboot. Breit grinsend vor Zufriedenheit drehte sich Dogz zu Sarkis um.
Caramon hörte ein schlurfendes Geräusch und konnte
vage erkennen, wie die verhüllte Gestalt sich über die Reling zurückzog, um dann vom Nebel verschluckt zu werden. Die anderen Menschen, Schwimmoger und Minotauren eilten hinterher.
Dogz trat vor und fragte drohend: »Was wird aus den
beiden hier?«
Sarkis zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Die sind
unwichtig. Werft sie über Bord und steckt das Schiff an.«
Die wenigen verbliebenen Menschen kamen näher. Einer
von ihnen, ein Hüne von einem Mann mit rotem Bart und
einer Seilnarbe am Hals, warf Dogz einen flehenden Blick
zu. Dogz nickte ihm zu.
Die beiden Stiermenschen drehten sich um und verschwanden ebenfalls über die Seite des Schiffes.
Die Menschen umstellten Caramon und Sturm und verprügelten sie mit kurzen Keulen. Da Caramon sich nicht
verteidigen konnte, versuchte er, seine Augen zu schützen,
indem er sie fest zusammenpreßte. Neben ihm stöhnte
Sturm, grunzte dann, als die ersten Schläge trafen, nahm
aber dann die Prügel schweigend hin.
Der Mann mit der Seilnarbe begann gegen den Mast zu
treten. Nach einigen Tritten brach er unten ab, und er und
die anderen Menschen hoben ihn hoch und schleiften
Sturm und Caramon zur Seite der Venora.
Überall hörte man, wie das Schiff leck geschlagen wurde.
Dann ertönte ein Brausen und ein Windstoß fuhr über das
Deck, und plötzlich schlugen die Flammen hoch.
Sturm und Caramon, die immer noch an das Maststück
gefesselt waren, wurden in die Luft gehoben. Mit einem
rauhen Singsang hoben die Männer die Gefangenen über
die Reling und schwangen sie mehrmals wieder au fs Schiff
zurück, ehe sie sie mit einem letzten Ruf fallen ließen.
Sturm und Caramon und der Rest vom Mast flogen durch
die Luft und platschten dann als wildes Knäuel ins Wasser.
Als Caramon ins Wasser klatschte, begann er zu kämpfen. Seine Arme schienen ganz an den Holzmast gebunden
zu sein, und seine Hände waren stramm gefesselt. Schon
ohne diese Hindernisse war Schwimmen nicht gerade Caramons stärkste Seite. Im Krystall m irsee wäre er vor ein
paar Monaten fast ertrunken, wenn Sturm ihn nicht gerettet
hätte. Seither hatte er ein paar bescheidene Züge geschafft,
aber jetzt strampelte er um sein Leben.
So, wie sie im Wasser aufgekommen waren, wurde
Sturm vom Mast kurz unter Wasser gedrückt und brauchte
ein paar Momente, bis er an die Oberfläche kam. Keuchend
versuchte Sturm, seine Arme loszuwinden, aber wie Caramon schaf ft e er es nicht. Mit den Beinen trat er kräftig nach
unten. Zum Glück für die zwei hielt das Stück Holzmast sie
an der Oberfläche.
»Strampel nicht so!« rief Sturm Caramon außer Atem zu.
»Du verbrauchst deine ganze Kraft. Jetzt mal immer langsam.«
Das Wasser war merkwürdig warm und trüb, mehr
braun als blaugrün. Ihr Strampeln wirbelte Blasen und
schleimige, klebrige Pflanzen auf. Stechender Gestank
drang in ihre Nasen.
Plötzlich erschütterte eine furchtbare Explosion ihre Ohren. Beide Männer drehten so schnell den Kopf, daß sie
durch den Nebel sahen, wie die Venora in einem großen
Ba l l aus Feuer und Rauch aufging. Die Strömung hatte das
Schiff bereits weit davongetrieben. Das andere Schiff, von
dem Caramon kaum etwas gesehen hatte, war im Dunst
verschwunden.
Caramon und Sturm sahen minutenlang zu, wie die Überreste des Schi ffe s brennend in die Wellen sanken. Fast
wie auf Befehl senkte sich dann der schwere, warme Nebel
herab, der alles bis auf die unendlichen Wogen des Ozeans
verdeckte.
Während sie sich bemühten, über Wasser zu bleiben, hatten Caramon und Sturm dieselben, unausgesprochenen
Gedanken.
Wo waren sie? Was war eigentlich passiert? Wie zum
Henker sollten sie jemals Tolpan finden und retten? Oder
sich selbst?
Obwohl er seine guten Freunde Caramon und Sturm
wirklich vermißte, und obwohl er wirklich Rettung nötig
hatte, amüsierte sich Tolpan Barfuß recht gut.
Richtig, er steckte in einem kleinen Verschlag mit eisernen Riegeln im Unterdeck des Minotaurenschiffes, das
schlimmer stank als ein Berg toter Stinktiere. Auch richtig,
er war ein Gefangener der Minotauren, der Oger mit den
Schwimmhäuten – er hatte erfahren, daß sie Orughi
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