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Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber des Dunkels
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ausfallen.«
Clief-Eth schnaubte, sagte aber nichts. Fesz drehte sich
wieder zu der vergitterten Zelle um. Da der Kender dem
riesigen Minotauren nicht einmal bis zur Brust reichte, ließ
sich Fesz auf die Knie nieder und blickte Tolpan direkt ins
Gesicht.
Tolpan roch den fauligen Atem des Minotaurus, seinen
Achselschweiß, die ranzigen Streifen seiner Pelzkleider,
doch er war zu gut erzogen, um gerade jetzt etwas darüber
zu erwähnen.
»Du bist aber ein netter, kleiner Bursche«, schnurrte Fesz,
der seine große sehnige Hand ausstreckte, um Tolpan die
Wange zu streicheln.
Seine Stimme klang melodiös und wirkte beruhigend auf
den Kender. Seine Hand fühlte sich irgendwie gut an, mußte Tolpan zugeben.
»Du bist nicht unser Feind; du bist unser Freund«, sagte
Fesz mit tiefer Stimme. »Das sehe ich doch. Es war falsch,
daß die anderen dich so schlecht behandelt haben.« Sein
Kopf machte eine mißbilligende Geste in Richtung CliefEth.
»Falsch und grausam. Diese Städter haben so grausame
Methoden. Mir blutet das Herz bei dem Gedanken, daß sie
dir Schmerzen zugefügt haben. Der Nachtmeister persönlich hat mich geschickt. Auf sein Geheiß hin bin ich sofort
gekommen, als ich von deinem Schicksal erfahren habe.«
Tolpan hörte zu. Obwohl der Atem immer noch ekelhaft
roch, lullten ihn die Worte ein. Und hinter den faustgroßen
Augen des Schamanen glaubte er einen Schimmer von
Freundlichkeit zu entdecken, der in ihm Hoffnung weckte.
»Ich habe dir ein Stärkungsmittel mitgebracht, Tolpan
Barfuß«, erklärte Fesz beruhigend. »Das wird die Sache
sehr viel besser erledigen als alle Folter. Es macht dich zu
meinem Freunde, dann sind meine Freunde deine Freunde
und meine Feinde deine Feinde. Du hast den verständlichen Wunsch, dich für das Gute einzusetzen. Das hier jedoch wird dich auf meine Seite bringen – auf die Seite des
Bösen.«
Die großen Hände des Minotaurus reckten sich etwas
weiter und ergriffen Tolpan am Hals, um ihn fest, aber
nicht zu fest zu halten. Er konnte immer noch atmen. Tolpan wand sich abwehrend, als der Minotaurus ihn näher
heranzog. Obwohl er nicht nur an der Kehle, sondern auch
von dem zwingenden Blick des Schamanen gehalten wurde, bemerkte Tolpan, wie Fesz mit der anderen Hand ein
Zeichen gab. Zwei der übrigen Minotauren kamen rasch
herbei. Sie trugen einen verzierten Kelch. Großspurig nahm
C l ief-Eth dem Minotaurus den Kelch ab und kam hinter
Fesz hervor.
Fesz sperrte dem Kender die Kiefer auseinander, während Clief-Eth Tolpan eine grün-goldene Flüssigkeit aus
dem Kelch in den Hals kippte. Schmeckt nicht schlecht,
dachte Tolpan. Er fa nd die Vorstellung aufregend, daß sie
ihn böse machen wollten. Das war Tolpans letzter bewußter Gedanke.
Der Kopf des Kenders sank auf die Brust, als der Trank
zu wirken begann. Fesz ließ ihn auf den Boden sinken.
Nachdem er aufgestanden war, warf Fesz einen zufriedenen Blick auf Tolpan Barfuß. »Bringt ihn in mein Gästezimmer«, befahl der Schamane. »Ich kümmere mich selbst
um ihn. Von jetzt an ist er einer von uns.«
Clief-Eth drehte sich um und bellte Befehle, doch Fesz
packte ihn an der Schulter und riß ihn zurück. Der Schamane holte aus, schlug dem Kerkermeister ins Gesicht und
stie ß ihn dann zu Boden. Clief-Eth kam taumelnd wieder
hoch. Betreten rieb er sich die Wange, wagte jedoch keine
Gegenwehr. Statt dessen machte er eine leichte armselige
Verbeugung.
Sarkis und die anderen Minotauren im Hintergrund
grinsten höhnisch.
»Dieser Kender ist kein Zauberer!« knurrte Fesz Clief-Eth
zornig an. »Das sieht doch jeder Trottel!«Hundert Jahre
lang hatte man die Insel Karthay für einsam und verlassen
gehalten. Kaum jemand reiste hierher. Wer es riskierte,
wurde von Rieseninsekten, Heuschreckenschwärmen, lauernden Erdkolossen und todbringenden Sandbewohnern
empfangen, die in den Dünen und Felsen umherkrochen.
Nur wenige überlebten den heulenden Wind und den peitschenden Sand, ganz zu schweigen von der unbarmherzigen, grausamen Hitze der endlosen Tage und der bitteren
Kälte der qualvollen Nächte auf der Insel.
Vor Hunderten von Jahren – keiner wußte genau, zu
welchem Zeitpunkt – hatte es auf dieser Insel eine große
Stadt gegeben, eine berühmte Stadt, die Karthay geheißen
hatte. Es hatte eindrucksvolle Gebäude, saubere, ordentliche Straßen und eine blühende Zivilisation gegeben. Angeblich hatte sogar eine große Universität für höhere Studien existiert und eine Bibliothek, die

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